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Die Fastenzeit ist eine Zeit der Bekehrung

Arche Noah (Gemälde von Simon de Myle)

CNA Deutsch präsentiert die folgende Predigt zum bevorstehenden Ersten Fastensonntag.

Es ist der erste Sonntag der Fastenzeit: Es beginnen die vierzig Tage, in denen wir uns auf die Tauferneuerung am Osterfest vorbereiten. Es ist eine Zeit der Gnade, um zum Herrn zurückzukehren. Um auf die Verkündigung Jesu zu antworten: Die Zeit ist erfüllt, das Reich Gottes ist nahe. Kehrt um und glaubt an das Evangelium! (Mk 1,12–15).

Warum präsentiert uns die heutige Liturgie diesen Abschnitt, der den Beginn des öffentlichen Lebens Jesu erzählt?

Sicherlich, um uns den Sinn dieser Zeit vor Augen zu führen: Wenn Jesus vierzig Tage in der Wüste bleiben wollte, um sich auf seine Mission vorzubereiten, umso mehr brauchen wir diese Fastenzeit, um zu verstehen, dass „der Mensch nicht nur vom Brot allein lebt“, wie es im Ruf zum Evangelium heißt (Mt 4,4), und um uns zu bekehren.

„Sich bekehren“ bedeutet, aufzuhören, die Welt auf unsere Weise zu sehen, und anzufangen, sie mit den Augen Gottes zu sehen.

Wenn wir die Welt mit unseren Augen sehen, was sehen wir? Ein italienischer Dichter hat es mit einem schrecklichen Vers ausgedrückt: Wir sehen „ein dunkles Atom des Bösen“. Ungerechtigkeit, Gewalt, Hass, und somit Leid und Tod.

Wie kann es sein, dass aus einer Welt, die von Gott „gänzlich gut“ geschaffen wurde, das Böse hervorgekommen ist? Die Antwort der Heiligen Schrift ist klar: aufgrund der Sünde. Die Sintflut, auf die sich sowohl die erste (Gen 9,8–15) als auch die zweite (1 Petr 3,18–22) Lesung bezieht, bedeutet, dass Gott der Sünde erlaubt, ihre zerstörerische Gewalt zu entfesseln. Aber er setzt dem Bösen eine Grenze. Er erlaubt den Naturelementen nicht, alles zu zerstören: er setzt seinen Bogen als Zeichen des Friedens in die Wolken.

Im Leben einer jeden menschlichen Generation gibt es eine „Flut“: einen Krieg, eine Hungersnot, ein Erdbeben, eine Pandemie. Das Böse breitet sich aus. Aber der Wille Gottes ist, uns zu retten. Angesichts der Flut des Bösen müssen wir hineingehen in die Arche, die ein Bild ist für das Kreuz Christi, und auf den Regenbogen von Ostern warten.

Am Kreuz wird Christus in seinem Fleisch vom Bösen überwältigt, aber am dritten Tag wird er durch die Kraft des Geistes auferweckt.

Unser Hineingehen in die Arche, unser Teilhaben am Tod und an der Auferstehung Jesu, verwirklicht sich im Geheimnis der Taufe. Die Taufe ist sterben und auferstehen.

Petrus sagt, sie dient nicht dazu, den Körper von Schmutz zu reinigen, das heißt sie ist kein Ritus, der Selbstzweck wäre. Es gibt eine materielle Geste, die des Wassers, die aber eine geistliche Bedeutung vermittelt, die im Vordergrund stehen muss.

Viele geben sich damit zufrieden, die materielle Geste durchgeführt zu haben, gelangen aber nie zur geistlichen Bedeutung. Somit bleibt die Taufe in ihnen „gefesselt“, unfähig, Frucht zu bringen. Die Fastenzeit ist eine Zeit der Gnade, um die Taufe zu „entfesseln“. Was also ist diese geistliche Bedeutung? Die Taufe ist die Anrufung eines guten Gewissens an Gott um Heil.

Wägen wir diese Worte gut ab. Wir haben es nötig, gerettet zu werden. Um uns herum ist die Flut. Aber es gibt Einen, der uns retten kann! Im Namen Christi können wir das Heil erlangen, aber wir müssen ihn mit ganzem Herzen, mit Glaube und Kraft anrufen: „Herr, uns steht nichts zu, du aber habe Erbarmen mit uns.“ Und die Taufe ist genau das: die Anrufung des Heils, an Gott gerichtet von einem „reinen“, das heißt wahrhaftigen Gewissen. Von einem Gewissen, das die Wahrheit sagt: Es ist meine Schuld, du aber rette mich – nicht weil ich gut bin, sondern weil du gut bist.

Die Fastenzeit möge uns helfen, uns bewusst zu werden, dass wir riskieren, in den Zustand jener zu verfallen, die zur Zeit Noahs „ungehorsam waren“, und dass es dringend notwendig ist, dass wir uns „bekehren und an das Evangelium glauben“, um in die Arche des Friedens einzutreten. Der Herr schenke uns, die Taufe, die wir empfangen haben, neu zu entdecken. Er schenke uns, das Heil mit reinem Gewissen anzurufen, mit Gebet, mit Buße und mit Werken der Nächstenliebe, damit wir auf seinen Wegen gehen, die Wahrheit und Gnade sind.

Aldo Vendemiati ist Priester und Professor an der Philosophischen Fakultät der Päpstlichen Universität Urbaniana. Sein Blog findet sich HIER. Die Predigt wurde mit freundlicher Genehmigung veröffentlicht.

Hinweis: Meinungsbeiträge wie dieser spiegeln die Ansichten der jeweiligen Gast-Autoren wider, nicht notwendigerweise jene der Redaktion von CNA Deutsch.

(Die Geschichte geht unten weiter)

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