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Was bedeutet es, sein Leben an Jesus festzumachen?

Christus und Nikodemus (Gemälde: Fritz von Uhde)

[Lesungen HIER]

Wir haben einen sehr anspruchsvollen Text aus dem Johannes-Evangelium gehört. Ist es möglich, ihn ganz zu verstehen? Ich vermute, wir werden ein Leben lang an ihm kauen, wenn wir ernsthaft versuchen, ihn zu verstehen.

Die Worte Jesu sind ein Teil des Gesprächs mit dem Schriftgelehrten Nikodemus. Mit diesem gebildeten und interessierten Herrn spricht Jesus anders als mit seinen Jüngern und dem Volk. Das zentrale Wort Jesu darin heißt wohl: Gott hat seinen Sohn gesandt, damit die Menschen nicht gerichtet, sondern gerettet werden. Sie werden gerettet durch den Glauben an ihn.

Mit dieser Forderung zum Glauben, um gerettet zu werden, müssen wir uns auseinandersetzen. Darin steckt einerseits die Behauptung, dass die Menschen am Untergang sind, und daher gerettet werden müssen. Andererseits steckt der Anspruch darin: Wer sich an Jesus festmacht, wird gerettet vor dem Untergang.

Stellen wir uns der Frage: Was heißt „Untergang“? Ich denke, wir dürfen verstehen: Wir Menschen, so wie wir sind, sind ständig bedroht, Böses zu tun, egoistisch und aggressiv zu handeln, den Mann im Straßengraben links liegen zu lassen. Leider sind wir oft nicht liebevoll. Ich sage einmal so: Mit uns Menschen stimmt etwas nicht.

Und dann die These Jesu: Wer an mich glaubt, kommt heraus aus dem Strudel nach unten. Jesus spricht zwar direkt nicht von sich, aber seine Worte deuten es an. Er hatte zu Anfang des Gespräches vom Menschensohn gesprochen. Und damit deutet er auf sich selbst – so wie an vielen anderen Stellen.

Die entscheidende Frage ist also meiner Ansicht nach: Was bedeutet das eigentlich – glauben an Jesus? Ich nenne es gerne: Sein Leben an Jesus festmachen, sich in Jesus verankern und Jesus vertrauen. Ich glaube, man kann es vergleichen mit dem Ja-Wort, das sich Eheleute geben. Wer seinem Lebenspartner das Ja-Wort gibt, verankert sein Leben in dem anderen, macht sein Leben in dem Partner fest, vertraut ihm oder ihr, dass er durch die Bindung Halt im Leben bekommt, eine Heimat bekommt. Manchmal wird die Bindung als Fesselung gespürt, aber in anderen Situationen auch als Halt, als Stütze, als Stand im Leben.

Glauben bedeutet also nicht „für wahr halten“. Leider hat man uns das oft so vorgeredet.

Und dann spricht Jesus noch einen weiteren Schritt an: Wer sich so an Jesus vertrauend bindet, wird ein neuer Mensch, eine neue Schöpfung. Jesus sprach mit Nikodemus vorher vom Neugeboren werden. Er sagt: Der Mensch wird neu geboren aus dem Wasser und dem heiligen Geist. Wir übersetzen es: Aus der Taufe und der Firmung, aus der Gabe des Geistes.

Für uns ist das vielleicht ein wenig mühsam zu verstehen, ein wenig schleierhaft. Mir persönlich geht ein Licht auf, wenn ich an herausragende Christen denke, die irgendwie ganz neu und ganz anders – also neu – geboren worden sind. Ich möchte daher hier an zwei herausragende moderne Frauen erinnern. Sie sind aufgrund ihrer Entdeckung Jesu und ihrer Bindung an Jesus zu neuen Menschen, zu neuen Schöpfungen geworden.

Die eine ist die kaum bekannte deutsche Lepra-Ärztin Ruth Pfau. Sie verbrachte ihr Leben bei Leprakranken in Pakistan und konnte Tausende von Leprakranken heilen. Sie gesteht in ihren Lebenserinnerungen „Ich weiß nicht, wie ich das Leben bestehen könnte, wenn ich IHN nicht hätte.“ Sie trug immer eine konsekrierte Hostie auf der Brust bei sich. Sie war von einer Atheistin zu einer glaubenden Frau und durch Jesus zu einem neuen Menschen geworden. Sie starb vor sieben Jahren und bekam in Pakistan ein Staatsbegräbnis.

Und vermutlich wissen es nicht sehr viele, dass Sophie Scholl auf ihren Weg des Hitlerwiderstandes durch die Lektüre von Augustinus und dem Roman „Tagebuch eines Landpfarrers“ gekommen war. Es ist also auch in unserer Zeit möglich, durch den Glauben an Jesus Christus zu einem neuen Menschen zu werden. Versuchen wir es. Er macht es möglich, aber wir müssen uns mit Jesus Christus herumschlagen – ein wenig wie Nikodemus. Er interessierte sich für den Mann aus Nazareth, schlug sich mit seinen Thesen herum. Lesen wir nach: Nach dem Tod Jesu brachte er – Nikodemus – eine Menge Öl an das Grab Jesu, um den Leib Jesu zu salben. Machen wir unser Leben an Jesus Christus fest.

Hinweis: Meinungsbeiträge wie dieser spiegeln die Ansichten der jeweiligen Gast-Autoren wider, nicht notwendigerweise jene der Redaktion von CNA Deutsch.

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