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Die Dreifaltigkeit ist kein Konzept – sie ist Gott

Darstellung der Allerheiligsten Dreifaltigkeit von Lucas Cranach dem Älteren

CNA Deutsch präsentiert die folgende Predigt zum bevorstehenden Dreifaltigkeitssonntag.

Priester und Katecheten bringt das Thema des heutigen Festes oft in Verlegenheit. Es scheint uns, dass wir – um über die Heiligste Dreifaltigkeit zu sprechen – eine komplizierte Fachsprache verwenden müssen, so dass viele ganz einfach darauf verzichten, darüber zu reden. Aber wenn die Dreifaltigkeit wegfällt, was bleibt dann von der christlichen Verkündigung übrig? Es bleibt nur ein gewisser Diskurs über Jesus, zentriert auf die menschlichen Aspekte, der ihn minimiert und dann zwischen den Philosophen und Helden der Vergangenheit verschwinden lässt. Jesus aber kann man nur in der Dreifaltigkeit verkündigen, mit dem Vater und dem Heiligen Geist.

Die Dreifaltigkeit nicht zu verkündigen ist also eine echte Unterlassungssünde, die einer gefährlich intellektualistischen Haltung folgt. Man denkt, die Dreifaltigkeit sei ein „schwieriges Konzept“. Aber die Dreifaltigkeit ist kein Konzept. Sie ist Gott! Sicher ist das ein Geheimnis. Aber sollen wir die Geheimnisse des Glaubens vielleicht nicht verkünden? Die Menschwerdung, die Eucharistie, die Auferstehung, das Heil – sind das vielleicht „klare und deutliche Ideen“? Oder sind es nicht hingegen Geheimnisse, im tiefsten Sinn des Wortes? Es sind Wirklichkeiten, die der menschliche Geist nicht fähig wäre, zu kennen, wenn Gott sie nicht geoffenbart hätte. Es sind Wahrheiten, die unsere Verstehensmöglichkeiten unendlich übersteigen. Und doch, wenn Christus sie uns durch den Heiligen Geist mitteilt, führen uns diese Wahrheiten in die Wirklichkeit ein, für die wir geschaffen wurden: in das Leben Gottes selbst.

Nachdem wir in der Advents- und Weihnachtszeit die Menschwerdung gefeiert haben, nachdem wir die Fastenzeit und die Osterzeit damit verbracht haben, des Leidens und Sterbens des Herrn, seiner Auferstehung und Himmelfahrt sowie der Herabkunft des Heiligen Geistes zu gedenken, führt uns die Liturgie deshalb in das heutige Fest ein, in dem alle Geheimnisse zusammengefasst sind: Der himmlische Vater hat sein Wort und seinen Geist in die Welt gesandt, um den Menschen das Geheimnis seines Lebens zu offenbaren (vgl. Tagesgebet).

Das Geheimnis der Dreifaltigkeit offenbart uns, dass das Leben Gottes nicht Einsamkeit ist: es ist Liebe. Und wir können nicht verstehen, was die Liebe ist, wenn wir sie nicht in der Dreifaltigkeit sehen: der Vater ist Fülle, der die gleiche Liebe im Sohn zeugt und das Geheimnis dieser Liebe des Vaters und des Sohnes ist der Geist. Die göttliche Liebe ist so groß, dass sie die eigene Identität der drei Personen nicht wegnimmt, aber auch nicht die perfekte Einheit des einen Gottes zerstört: drei Personen, die nicht einfach nebeneinander stehen, sondern eine für die andere sind. Gott ist Gemeinschaft.

Was für ein großes Geheimnis! Ja, aber aufgrund eines Übermaßes an Licht, nicht aufgrund von Dunkelheit. Ein unerreichbares Geheimnis, aber nicht aufgrund seiner Entfernung: im Gegenteil, es ist das allernächste, das innerlichste in uns.

Schon Moses hat in der ersten Lesung (Dtn 4,32–34.39–40) diese Nähe mit Staunen verkündet: Gott hat mitten aus dem Feuer geredet – und wir Christen können darin eine Präfiguration der Offenbarung des Vaters lesen, der in Christus durch das Feuer des Heiligen Geistes zu uns spricht.

Gott hat sich mit großen Zeichen ein Volk erwählt: er kümmert sich um sein Volk. Deshalb kann schon der Mensch des Alten Testaments im Psalm 33 (32) sagen: „Wohl dem Volk, dessen Gott der Herr ist, der Nation, die er sich zum Erbteil erwählt hat“; „das Auge des Herrn ruht auf allen, die ihn fürchten und ehren […], denn er will sie dem Tod entreißen und in der Hungersnot ihr Leben erhalten. Der Herr ist für uns Schild und Hilfe.“

Im Evangelium (Mt 28,16–20) offenbart uns Christus die Dreifaltigkeit in sehr klaren Worten: Er sendet die Jünger aus, zu taufen „auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes“. Nicht nur, um zu unterweisen, indem sie lehren, dass Gott dreifaltig ist. Lehren ist eine wichtige Aufgabe und wehe, sie würde fehlen! Aber nicht alles reduziert sich darauf, denn Christsein ist nicht nur eine weltanschauliche, doktrinale Angelegenheit: Es ist das Eintreten in eine echte Gemeinschaft der Gnade mit Christus und untereinander, durch das sakramentale Zeichen der Vergebung der Sünden und der Wiedergeburt zu neuem Leben als Glieder seines Leibes, aufgenommen in die Familie Gottes.

„Taufen“ bedeutet im Griechischen „eintauchen“, „untertauchen“. Wir sind untergetaucht, eingetaucht im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes, das heißt in die tiefe, innerste Wirklichkeit der Allerheiligsten Dreifaltigkeit.

Aber zu sagen, dass wir in Gott eingetaucht sind, ist gleichbedeutend damit, dass Gott in uns eingetaucht ist. In der zweiten Lesung (Röm 8,14–17) bringt Paulus dies zum Ausdruck, indem er sagt, dass wir den Geist der Kindschaft empfangen haben, der es uns erlaubt, uns an den Vater zu wenden mit der Stimme Jesu und ihn „Abba“ zu nennen, was „Papa“ bedeutet. Der Heilige Geist macht uns zu Kindern des Vaters und zu Geschwistern Jesu.

Deshalb sind wir in der Dreifaltigkeit und die Dreifaltigkeit ist in uns, so wie Gott Vater im Sohn ist und der Sohn im Vater und sie beide eins sind im Heiligen Geist. Deshalb sind auch wir berufen, eins zu sein in der christlichen Gemeinschaft und wir sind in die Welt gesandt, die Liebe Gottes zu bezeugen – die Liebe, die Gott ist.

Aldo Vendemiati ist Priester und Professor an der Philosophischen Fakultät der Päpstlichen Universität Urbaniana. Sein Blog findet sich HIER. Die Predigt wurde mit freundlicher Genehmigung veröffentlicht.

Hinweis: Meinungsbeiträge wie dieser spiegeln die Ansichten der jeweiligen Gast-Autoren wider, nicht notwendigerweise jene der Redaktion von CNA Deutsch.

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