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Um das Reich Gottes zu erlangen, müssen wir Gott alles zurückgeben, was wir besitzen

Brotvermehrung (aus dem 15. Jahrhundert)

CNA Deutsch präsentiert die folgende Predigt zum bevorstehenden 17. Sonntag im Jahreskreis.

Der heilige Augustinus sagt in seinem Kommentar zum heutigen Abschnitt aus dem Evangelium (Joh 6,1–15): „Fragen wir die Wunder Christi, was sie zu uns von Christus reden, sie haben nämlich, wenn sie richtig verstanden werden, ihre Sprache. Denn weil Christus das Wort Gottes ist, so ist auch die Tat des Wortes für uns ein Wort. Wie wir nun von diesem Wunder gehört haben, wie groß es ist, so wollen wir auch untersuchen, wie tief es ist“ (In Ioh. Om. 24, 2).

Um die Bedeutung des Wunders der Brotvermehrung zu verstehen, müssen wir zunächst den von Johannes hervorgehobenen Zeitpunkt berücksichtigen: „Das Pascha, das Fest der Juden, war nahe.“

Uns wird eine große Menschenmenge präsentiert, die Jesus auf einem Weg durch das Meer und auf einen Berg folgt. Das sind klare Anspielungen auf den Exodus und somit auf das Geheimnis des geopferten Lammes, auf das ungesäuerte Brot, auf das Manna, auf die Tatsache, dass „der Mensch nicht nur vom Brot lebt, sondern von jedem Wort, das aus dem Mund Gottes kommt“ (vgl. Dtn 8,3).

Jesus sitzt auf dem Berg, umringt von seinen Jüngern. Er blickt auf und sieht die Menge kommen. Am vergangenen Sonntag haben wir gesehen, dass die Menge das „Mitleid“ Jesu erregt, der sich als guter Hirte um sie kümmert (vgl. Mk 6,34).

Aber was bedeutet „sich kümmern“? Der gute Hirte nährt seine Herde und die Nahrung der Menschen ist das Brot – ja. Aber das ganze Missverständnis in diesem Kapitel des Johannesevangeliums dreht sich gerade um das Brot – so wie es im Dialog mit der Samariterin mit dem Wasser geschah. Es gibt eine materielle Ebene, die natürlich nicht vernachlässigt werden darf, denn der Mensch lebt im Fleisch und das Wort ist Fleisch geworden. Aber wenn wir uns auf das Fleisch beschränken, dann verschwindet das Evangelium. Aus diesem Grund stellt Jesus dem Philippus eine provokative Frage: „Wo sollen wir Brot kaufen, damit diese Leute zu essen haben?“

Bei der Antwort des Philippus geht es nicht um das „wo“, sondern um das „wie“: Ein Vermögen würde für diesen Zweck nicht ausreichen! Andreas stellt ironisch fest, dass die verfügbaren Lebensmittel nur fünf Brote und zwei Fische sind, die ein kleiner Junge zur Verfügung gestellt hat. Philippus gibt eine logische, aber gerade deshalb verzweifelte Antwort. Andreas zieht das Ganze auf die komische Seite: Er unterstreicht die Lächerlichkeit der Hoffnung. Aber dieser Junge! Er hat, wie die Witwe im Tempel (vgl. Mk 12,42–44), nur wenig, aber er gibt alles. Für das Wenige – das aber alles ist – dankt Jesus (auf Griechisch: eucharistesas), er verteilt es an die Leute, alle werden satt und es bleibt noch eine Menge übrig: zwölf Körbe voll. Es ist ein wunderbares Zeichen geschehen, und die Menschen reagieren begeistert: „Das ist wirklich der Prophet, der in die Welt kommen soll.“

Aber es ist ein Enthusiasmus, der auf das Fleisch beschränkt ist: Sie wollen ihn holen, um ihn zum König zu machen. Angesichts dessen kommt es zu einem Bruch: Jesus zieht sich auf den Berg zurück, er allein.

Sicherlich ist Jesus König. Sein Königtum aber konnte nicht vor seinem Pascha offenbart werden, denn ohne das Kreuz und die Auferstehung wäre es sicherlich missverstanden und auf die materiellen Ebene abgeflacht worden.

Die Menge begeistert sich für die Wunder, aber diese Begeisterung ist dazu bestimmt, bald zu vergehen: Angesichts des Hungers, der Millionen von Menschen quält, sind die wenigen Tausend, die Jesus genährt hat, „statistisch nicht signifikant“. Wenn unser Glaube an Jesus ausschließlich darauf gründen würde, dass er sich um unsere Bedürfnisse kümmert, dann würde er den Prüfungen des Lebens nicht standhalten. Der heute gestillte Hunger wird in den folgenden Tagen unweigerlich wiederkommen. Jeder Tod, jede Hungersnot, jedes Unglück würde zu einem unüberwindlicher Skandal werden, der uns an der Existenz Gottes, an seiner Güte, an seiner Vorsehung zweifeln lassen würde. Deshalb erwartet sich der moderne Mensch Heilung und Nahrung von der wissenschaftlichen und technischen Entwicklung, nicht von Wundern. Und deshalb glaubt er, er könne ohne Gott auskommen.

Tatsache ist, dass wir noch nicht verstanden haben, dass die Wunder Zeichen sind. Wenn Jesus den Hunger der Menschen stillt, indem er ihnen Brote und Fische zu essen gibt, ist das das Zeichen dafür, dass er eine Speise anbietet, die das ewige Leben in uns nährt, eine Speise, die Arznei der Unsterblichkeit und Unterpfand der Auferstehung ist.

Die Wunder haben jedoch eine Sprache, es handelt sich um Gesten, die Worte sind. Sicherlich handelt es sich um reelle Dinge: echtes Brot. Der Herr hilft uns wirklich, auf dieser Erde zu leben: Wenn wir zuerst das Reich Gottes und seine Gerechtigkeit suchen, dann wird uns alles andere dazugegeben werden (vgl. Mt 6,33). Aber es gibt eine Bedingung: Wir müssen Gott alles zurückgeben, was wir besitzen, so wie der Junge, der die fünf Gerstenbrote und zwei Fische hatte, die Jesus annimmt, nachdem er gedankt hat – Dank, denn alles kommt von Gott, alles ist sein Geschenk.

In der Eucharistie bringen wir kleine Dinge dar: ein Stück Brot, ein bisschen Wein. Jesus nimmt sie aus unseren Händen an und verwandelt sie in seinen Leib und sein Blut. Wenn wir also alles opfern, was wir haben, vermehrt der Herr unsere Gabe und macht sie zu einem wirksamen Zeichen des ewigen Lebens.

Aldo Vendemiati ist Priester und Professor an der Philosophischen Fakultät der Päpstlichen Universität Urbaniana. Sein Blog findet sich HIER. Die Predigt wurde mit freundlicher Genehmigung veröffentlicht.

Hinweis: Meinungsbeiträge wie dieser spiegeln die Ansichten der jeweiligen Gast-Autoren wider, nicht notwendigerweise jene der Redaktion von CNA Deutsch.

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