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Jesus nachzufolgen ist kein Spaziergang

Wegkreuz

CNA Deutsch präsentiert die folgende Predigt zum bevorstehenden 24. Sonntag im Jahreskreis.

Ich möchte diese Betrachtung mit einer persönlichen Frage beginnen: Was ist das Wichtigste für dich?

Wenn wir unser Gewissen befragen und den Mut haben, abstrakte oder vorgefertigte Antworten zu vermeiden, dann können unsere Antworten unterschiedlicher Art sein. Jemand hat da in seinem Herzen schon geantwortet: „Das Wichtigste ist die Gesundheit.“ Ein anderer denkt: „Für mich ist die Zuneigung dieser Person das Wichtigste.“ Mancher Vater oder manche Mutter sagt: „Das Wichtigste ist meine Familie.“ Jemand anderes ist vielleicht der Meinung, das Wichtigste sei Ruhe, Sicherheit, Geld, Haus, Arbeit, Karriere, Spaß, Erfolg.

Um all diese Dinge unter einem Nenner zusammenzufassen, könnten wir sagen, dass – um ehrlich zu sein – das Wichtigste für uns unser eigenes Leben ist. Gesundheit, Zuneigung, Familie, Sicherheit, Geld, Karriere, Spaß, Erfolg usw. haben nur in Bezug auf unser Leben einen Wert. Wir suchen diese Dinge, weil wir Leben suchen, weil wir Leben wollen.

Nun kommen wir zu der Frage, die Jesus selbst im heutigen Evangelium stellt (Mk 8,27–35): „Für wen haltet ihr mich?“ Wir kennen die richtige Antwort, die Petrus gibt: „Du bist der Christus!“, das heißt, der Messias, der Gesalbte Gottes, der gekommen ist, um die Welt zu retten. Auch wir würden wie Petrus antworten. Aber dieses Glaubensbekenntnis läuft Gefahr, leer zu sein, wenn wir nicht verstehen, wovor Jesus Christus uns rettet und wie er uns rettet.

Was würde passieren, wenn der Evangelienabschnitt mit diesem Satz von Petrus enden würde? Es würde so sein, dass jeder von uns, obwohl er Jesus als den Erlöser anerkennt, ruhig weiterhin glauben könnte, dass – um auf die Ausgangsfrage zurückzukommen – das Wichtigste unser Leben ist (das wir Gesundheit, Zuneigung, Familie, Sicherheit, Geld, Karriere, Spaß, Erfolg nennen können). Und was wäre dann dieser Jesus Christus, unser Retter, eigentlich? Er wäre jemand, der uns dabei hilft, unser Leben angenehmer, reicher und behaglicher zu machen.

Doch Jesus ist der Messias in einem ganz anderen Sinne. Er ist der Knecht Jahwes, der in der ersten Lesung erwähnt wird (Jes 50,5–9), der Gott gehorcht, ohne sich zu wehren, ohne zurückzuweichen; er liebt den Nächsten bis zu dem Punkt, dass er den Rücken denen hinhält, die ihn schlagen, die Wangen denen, die ihm den Bart ausrissen, ohne sein Gesicht vor Schmähungen und Speichel zu verbergen: nur durch das Leid, die Demütigung, den Tod wird sich Sieg vollziehen: „Dann begann er, sie darüber zu belehren: Der Menschensohn muss vieles erleiden und von den Ältesten, den Hohepriestern und den Schriftgelehrten verworfen werden; er muss getötet werden und nach drei Tagen auferstehen.“

An diesem Punkt ist Petrus – obwohl er Glauben hat und erklärt, dass Jesus der Christus ist – nicht bereit, einen Messias anzunehmen, der leiden muss, der getötet werden muss. Denn er weiß, dass dem Schüler kein angenehmeres Schicksal zuteil werden kann, wenn der Meister ans Kreuz geht. Im tiefsten Inneren ist Petrus wie wir: Er glaubt, dass Jesus der Christus ist, aber Christus ist für ihn noch nicht das Wichtigste: Das Wichtigste ist sein Leben. Aus diesem Grund beginnt er, sobald er das Kreuz durchscheinen sieht, Jesus Vorwürfe zu machen.

Aber die Worte des Herrn sind in ihrer Härte sehr deutlich: „Tritt hinter mich, du Satan!“ Du musst mir folgen, nicht dich vor mich stellen. Du musst lernen, gemäß Gott zu denken und nicht das Werk Gottes gemäß der Denkweise der Menschen zu messen.

Jesus nachzufolgen ist kein Spaziergang: Es geht darum, sich selbst zu verleugnen, auf sich selbst zu verzichten und den Herrn über die eigenen Wünsche und Pläne zu stellen. Es geht darum, hinter ihm das eigene Kreuz auf sich zu nehmen.

Es ist unnütz, vor uns selbst zu verbergen, dass uns das nicht gefällt, dass es unserer Sensibilität und unserem natürlichen Instinkt widerspricht. Aber gerade in diesem Widerspruch lernen wir zu lieben, das heißt, unser Leben für Ihn, den Freund, zu geben, um immer bei Ihm zu sein.

„Wer sein Leben retten will, wird es verlieren; wer aber sein Leben um meinetwillen und um des Evangeliums willen verliert, wird es retten.“

Bitten wir den Herrn, uns heute den wahren Sprung im Glauben wagen zu lassen: Ihn an die erste Stelle zu setzen. Nur so können unsere Glaubensbekenntnisse gemäß Gott und nicht gemäß den Menschen sein und wir können als Kinder Gottes leben, als Kinder Gottes sterben und mit dem Sohn Gottes in das ewige Leben eingehen.

Aldo Vendemiati ist Priester und Professor an der Philosophischen Fakultät der Päpstlichen Universität Urbaniana. Sein Blog findet sich HIER. Die Predigt wurde mit freundlicher Genehmigung veröffentlicht.

Hinweis: Meinungsbeiträge wie dieser spiegeln die Ansichten der jeweiligen Gast-Autoren wider, nicht notwendigerweise jene der Redaktion von CNA Deutsch.

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