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Zwei gegensätzliche Impulse: Christus oder Reichtum

Gipfelkreuz

CNA Deutsch präsentiert die folgende Predigt zum bevorstehenden 28. Sonntag im Jahreskreis.

Im Sonntagsevangelium (Mk 10,27–30) wird uns ein Mann vorgestellt, der Jesus offensichtlich sehr verehrt. Er läuft auf ihn zu, kniet vor ihm nieder und sagt zu ihm: „Guter Meister, was muss ich tun, um das ewige Leben zu erben?“

Er weiß, dass das ewige Leben ein Erbe ist, das man als Geschenk erhält, aber er weiß auch, dass er etwas tun muss, um es zu bekommen. Aus diesem Grund wendet er sich an einen guten Meister, der es ihn lehren kann. Kurzum: Er wünscht sich ein „Schulgespräch“ mit Jesus, eine Klärung hinsichtlich der Theorie, um diese anschließend in die Praxis umsetzen zu können.

Jesus verweist ihn an den, der allein gut ist – auf Gott, der klar gesagt hat, was man tun soll: „Du kennst doch die Gebote: Du sollst nicht töten, du sollst nicht die Ehe brechen, du sollst nicht stehlen, du sollst nicht falsch aussagen, du sollst keinen Raub begehen; ehre deinen Vater und deine Mutter!“ Es gibt keine anderen Forderungen in Hinblick auf die Erlösung. Man muss einfach die Gebote befolgen.

Die Episode könnte hier auch enden. Stattdessen wird die Geschichte durch ein erneutes Intervenieren des Fragenden wieder in Bewegung gebracht: „Meister, alle diese Gebote habe ich von Jugend an befolgt.“

Und hier ändert sich die Perspektive – wie uns durch die Bemerkung signalisiert wird, dass sich der Blick Jesu mit einer neuen Bewegung der Liebe, der Sympathie auf den Gesprächspartner richtet, der über jenes Wohlwollen hinausgeht, mit dem er ihn schon von Anfang an aufgenommen hatte. Nun gehen die Worte, die Jesus zu ihm sagt, aus einer besonderen Erwählung hervor, aus einer Liebe, die ihm etwas unermesslich Kostbares schenken möchte.

An diesem Punkt sind wir nun weit über die Ausgangssituation hinausgekommen: Wir stehen nicht vor einem „Schulgespräch“, sondern vor einer „Berufungsgeschichte“: „Eines fehlt dir noch …“

Was diesem Mann fehlt, ist etwas Großes und Schönes, das er noch nicht gelebt hat – sowohl unter dem Aspekt des Empfangens als auch unter dem Aspekt des Gebens. Jesus richtet an ihn eine Reihe von fünf Imperativen – geh, verkaufe, gib den Armen, komm, folge mir nach. Der Schwerpunkt liegt eindeutig auf dem letzten Punkt: Folge mir nach! Alles zu verkaufen und den Armen zu geben bedeutet sicherlich auch, eine gute Tat zu tun, die im Himmel belohnt werden wird, aber im Wesentlichen ist es gleichbedeutend damit, die Brücken hinter sich abzureißen, aufbrechen ohne die Möglichkeit zur Rückkehr. Es bedeutet, arm zu werden, um dem armen Jesus nachzufolgen.

Es ist ein Angebot der Liebe, das jedoch abgelehnt wird. Sobald der Mann die Worte Jesu wahrnimmt, verändert sich sein Gesichtsausdruck, sein Antlitz verfinstert sich und er geht unverzüglich weg. Erst an diesem Punkt werden wir über seinen Reichtum informiert: Er hatte ein großes Vermögen.

Er geht traurig weg, weil sein Herz zwei gegensätzlichen Impulsen ausgesetzt ist: dem hin zu Christus und dem hin zum Reichtum.

An diesem Punkt richtet Jesus den Blick auf seine Jünger – die Hüter seiner ganzen Lehre und die Repräsentanten der zukünftigen Gemeinschaft – und er sagt: „Wie schwer ist es für Menschen, die viel besitzen, in das Reich Gottes zu kommen!“

Eine Aussage, die verblüfft, denn in der Heiligen Schrift wurde der Reichtum als göttlicher Segen angesehen. Genau genommen sind die Reichtümer nicht schlecht in sich selbst und ihr Besitz ist nicht unrechtmäßig. Das Problem liegt in der Tatsache, dass der Mensch dazu neigt, sie zum Götzen zu machen, indem er sie an die Stelle Gottes setzt und in sie sein Vertrauen legt. Sie machen folglich das schwer, was unerlässlich ist, um in das Reicht Gottes einzutreten: den Glauben und die Nachfolge Christi.

Die Gefahr liegt also nicht so sehr im Reichtum selbst, sondern im Herzen des Menschen – und somit betrifft sie jeden Menschen! Die Jünger verstehen das – so sehr, das sie ausrufen: Wer kann dann noch gerettet werden?

Die Antwort Jesu lautet: Für Menschen ist das unmöglich, aber nicht für Gott; denn für Gott ist alles möglich.

Bei Gott ist alles möglich: Berührt von der Gnade, kann auch der Reiche gerettet werden – natürlich indem er die Reichtümer nicht auf irgendeine beliebige Weise verwendet, sondern gemäß Gerechtigkeit und Nächstenliebe. Für ihn ist es aber besonders schwierig: Seine Erlösung ist ein Wunder der Allmacht Gottes.

Und wir? Wie oft ist es so, dass auch wir nicht nur an dem hängen, was wir besitzen, sondern gerne immer mehr haben würden? Verlangen wir nach Reichtümern, so dass es für uns schwieriger wird, in das Reich Gottes einzutreten?

(Die Geschichte geht unten weiter)

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Denjenigen, die alles verlassen haben, um dem Herrn zu folgen, ist eine große Belohnung versprochen: dass sie auf einer geistlicheren Ebene einen ganzen Reichtum an Gütern und menschlichen Beziehungen wiederfinden, ähnlich denen, die sie verlassen haben – zusammen mit Verfolgungen, denn die gegenwärtige Belohnung kann nie mit der zukünftigen verglichen werden.

Aldo Vendemiati ist Priester und Professor an der Philosophischen Fakultät der Päpstlichen Universität Urbaniana. Sein Blog findet sich HIER. Die Predigt wurde mit freundlicher Genehmigung veröffentlicht.

Hinweis: Meinungsbeiträge wie dieser spiegeln die Ansichten der jeweiligen Gast-Autoren wider, nicht notwendigerweise jene der Redaktion von CNA Deutsch.

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