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Was bedeutet es, dass Christus König ist?

Christus, der König

CNA Deutsch präsentiert die folgende Predigt zum bevorstehenden letzten Sonntag im Jahreskreis.

Was bedeutet es, dass Christus König ist? In der Präfation des kommenden Sonntags wird das Reich Christi benannt als „das ewige, alles umfassende Reich, das Reich der Wahrheit und des Lebens, das Reich der Heiligkeit und der Gnade, das Reich der Gerechtigkeit, der Liebe und des Friedens“.

Nun gut, wenn wir uns umschauen, scheint es, dass es dieses Königreich nicht gibt! Doch auch wenn wir das Evangelium lesen, scheint es, dass das Reich Christi nicht existiert!

Im heutigen Text (Joh 18,33–37) sehen wir, wie Jesus vor der Macht eines römischen Funktionärs der Peripherie auf Ohnmacht reduziert wird. Pilatus fragt diesen Gefangenen, der ihm ganz ausgeliefert zu sein scheint: „Bist du der König der Juden?“

Jesus antwortet, dass sein Königtum nicht von dieser Welt ist, und der Beweis dafür liegt in der Tatsache, dass seine Leute nicht kämpfen, damit er nicht ausgeliefert wird. Sein Königtum ist auf einer anderen Wellenlänge – komplett auf einer anderen Ebene.

Die Erste Lesung (Dan 7,3–14) ist eine Prophezeiung des Reiches Christi und spricht von „Herrschaft, Würde und Königtum“. Es heißt, dass „alle Völker, Nationen und Sprachen ihm dienen“. Aber – passen wir genau auf – die Vision des Menschensohns in Daniel ist eine „Vision während der Nacht“. Das heißt, sie ist keine Realität, die unter den Dingen der Welt sichtbar ist. Es gibt die Herrschaft, die Würde, das Königtum des Menschensohnes, aber es ist nicht bei Sonnenlicht sichtbar. Um es zu sehen, muss man in die Nacht eintreten.

Sein Reich ist ein „ewiges“ Königreich. Das bedeutet, dass es nicht zeitlich ist, auch wenn es in der Zeit ist: Es ist in der Welt, aber nicht von der Welt. Es ist nur durch den Glauben erkennbar, es ist Gegenstand der Hoffnung, die auf der Liebe gründet. Der Vater ist im Sohn verherrlicht, der die allmächtige Liebe des Vaters erkennt – auch dann, wenn er in die Hände seiner Feinde ausgeliefert wird. Der Sohn wird vom Vater verherrlicht, als Antwort auf sein Opfer der Liebe.

In der zweiten Lesung definiert die Offenbarung des Johannes (1,5–8) Jesus Christus als „den treuen Zeugen“. Wir brauchen einen Zeugen dann, wenn wir keine Kenntnis der Fakten haben, wenn sich uns die Fakten nicht direkt darstellen. Der Zeuge ist jener, der eine direkte Kenntnis hat, der jenes direkte Wissen hat, das uns fehlt, und der es uns übermittelt.

Jesus Christus ist Zeuge, weil er „der Erstgeborene der Toten“ ist, das heißt, er ist der Erste der Auferstandenen. Er gibt Zeugnis, dass der Tod nur scheinbar siegt.

Er ist Zeuge und „Herrscher über die Könige der Erde“: Er, der als Sklave am Kreuz starb, zeigt uns, dass der Zustand des Verlierers, der Zustand des besiegten Gerechten nicht definitiv ist. Der Gekreuzigte ist der Herrscher über die Könige der Erde!

Er ist der, „der uns liebt“. Lieben bedeutet vor allem, jemandem Gutes wollen, aber vielleicht ist nicht klar, welches „Gute“ er für uns will. Er will für uns ewiges Leben, das Hineintreten in sein Königreich. Und er will auch all jene Güter, die uns nötig sind wir, um das ewige Leben zu erhalten, um in sein Königreich einzutreten. Nicht die anderen. Und sicherlich nicht jene, die uns behindern würden.

Er hat uns bereits „von unseren Sünden erlöst durch sein Blut“, wir sind bereits „ein Königreich“, wir sind bereits „Priester vor Gott, seinem Vater“. Das Problem ist, dass wir uns dessen nicht bewusst sind. Das ist das Wesentliche, das für die Augen unsichtbar ist. Aber es wird uns versichert, dass „jedes Auge ihn sehen wird“: Die gesamte Geschichte ist auf dem Weg hin zu diesem Sehen. Ein Sehen, das die ganze Menschheit fasst: „Auch alle, die ihn durchbohrt haben“, werden ihn sehen; alle Menschen „werden seinetwegen jammern und klagen“.

So wie der Eintritt Christi in die Herrlichkeit der Auferstehung kein linearer Weg war, kein Siegesmarsch ohne Hindernisse, sondern ein Weg, der von Widerspruch, Unverständnis, der Ablehnung seines Volkes, von Leiden und Tod gezeichnet war, so ist es auch der Weg der Geschichte hin zu ihrer allumfassenden Rekapitulation. Alle werden ihn auf den Wolken kommen sehen, alle Stämme der Erde werden sich an die Brust schlagen, aber das wird erst am Ende geschehen. Nach der großen Drangsal wird Christus das Königreich dem Vater übergeben, aber es wird niemals ein Reich dieser Welt sein.

Das bedeutet, dass unsere gegenwärtige Art und Weise, am Reich Christi teilzunehmen, gerade im Priestertum seiner Gläubigen besteht, das heißt in einem Leben, das durch das Blut Christi von der Sünde befreit ist und das dem Vater durch Christus alle Freuden und Nöte, Taten und Leiden aufopfert, die das Leben dieser Welt mit sich bringt – bis er kommt in Herrlichkeit.

Aldo Vendemiati ist Priester und Professor an der Philosophischen Fakultät der Päpstlichen Universität Urbaniana. Sein Blog findet sich HIER. Die Predigt wurde mit freundlicher Genehmigung veröffentlicht.

Hinweis: Meinungsbeiträge wie dieser spiegeln die Ansichten der jeweiligen Gast-Autoren wider, nicht notwendigerweise jene der Redaktion von CNA Deutsch.

(Die Geschichte geht unten weiter)

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