30 Oktober, 2025 / 6:00 AM
CNA Deutsch präsentiert die folgende Predigt zum bevorstehenden Hochfest Allerheiligen.
Es gibt viele Möglichkeiten einer Definition der Heiligen, aber eine ist die beste von allen, denn sie ist jene, die Jesus selbst verwendet: Die Heiligen sind „selig“, das heißt, sie sind glückliche Männer und Frauen, weil sie ihr Leben vollkommen verwirklicht haben.
Glücklich, vollkommen verwirklicht, kann nur derjenigen sein, der in der Liebe lebt, der die Freude erfährt, um seiner selbst willen geliebt zu werden und im Gegenzug die Freude, selbst aus ganzem Herzen zu lieben.
Das Evangelium ist eine Verkündigung der Seligkeit, es ist eine Einladung zum Glück für alle – und gerade deshalb ist es ein Aufruf zur Heiligkeit für alle! Warum tun wir uns dann so schwer damit, Glück zu erfahren? Warum glauben wir, Heiligkeit sei nur das Privileg einiger weniger – während andere (wir) sich mit einem Leben in grauer Mittelmäßigkeit zufriedengeben müssten?
Vielleicht, weil wir die Liebe nicht verstanden haben. Wir denken, um geliebt zu werden, müssten wir es irgendwie verdienen, wir müssten gut, schön, begabt sein. Und doch ist das Evangelium die Verkündigung des genauen Gegenteils: „Selig, die arm sind vor Gott; denn ihnen gehört das Himmelreich.“
Die „Armen vor Gott“ sind diejenigen, die keine Verdienste vorzuweisen haben; diejenigen, die nicht auf ihre Fähigkeiten, ihre Schönheit, ihre Güte vertrauen können. Es sind die Elenden; diejenigen, die nicht zählen, die Sünder. Es sind jene, die keine Verdienste haben. Sie stellen sich vor Gott hin wie die Armen, die ihre Hände ausstrecken, um Almosen zu empfangen.
Gott, so sagt der heilige Paulus, erwählt nicht die Weisen im irdischen Sinn, nicht die Mächtigen, nicht die Vornehmen: sondern das Törichte in der Welt, das Schwache in der Welt, das Niedrige in der Welt und das Verachtete. Das, was nichts ist. Warum? Weil Gott die Liebe ist, und die Liebe offenbart sich vor allem als Barmherzigkeit, das heißt als Barmherzigkeit mit den Armen, den Bedürftigen, den Notleidenden.
Wir sind gewohnt zu denken, dass die von Jesus verkündeten Seligpreisungen eine Art von Geboten sind oder ein Gesetz, das wir befolgen müssten, um heilig zu werden. Das ist auch wahr, aber nur in zweiter Linie. Die Seligpreisungen sind in erster Linie die Verkündigung der barmherzigen Liebe Gottes.
Wenn Jesus sagt: „Selig sind die Trauernden“, dann befiehlt er uns gewiss nicht zu weinen oder traurig zu sein! Vielmehr offenbart er uns den Trost Gottes, der zu uns kommt in unseren Nöten, unabhängig von unseren Verdiensten. Gott tröstet uns nicht, weil wir gut sind, sondern weil er gut ist!
Doch in einem zweiten Schritt wird diese Haltung auch zu unserer Pflicht: jene trösten, die leiden. Die Gewalttätigen nehmen den Wehrlosen das Land, doch Jesus sagt uns, dass Gott eingreifen wird. Selig sind die Sanftmütigen! Das bedeutet, dass wir zur Sanftmut berufen sind.
Die Opfer von Ungerechtigkeit werden von Gott gesättigt werden: Sie werden selig sein! Das bedeutet aber, dass auch wir nach Gerechtigkeit hungern und dürsten müssen, um zur Seligkeit zu gelangen. Wer den Elenden sein Herz öffnet und Verfehlungen vergibt, wird dem Herzen Gottes gleichförmig werden und selbst Vergebung erlangen: Selig sind die Barmherzigen!
Angesichts der Unreinheit, der gemeinen Gedanken und trüben Absichten, gibt es jene, die sich einen klaren Blick bewahren, jene, die keine Doppelmoral leben: Deshalb werden sie Gott sehen – selig, die rein sind im Herzen!
Wo Kriegsherren Hass und Waffen verbreiten, wo Ströme heuchlerischer Worte vergossen werden, während Menschen sich gegenseitig umbringen, gibt es Arme, die aufrichtig nach Frieden streben und sich dafür einsetzen: Selig sind sie, sie werden Kinder Gottes genannt werden.
Diejenigen, die diese Botschaft von Gerechtigkeit, Frieden und Barmherzigkeit bringen, werden wie Christus verfolgt werden: Aber gesegnet sind sie, denn ihnen gehört das Himmelreich.
Es ist die Botschaft der evangelischen Heiligkeit, eine schöne Botschaft, eine Verkündigung der Freude. Müssen wir selbst schön, mächtig, stark und siegreich sein, um sie anzunehmen? Sicher nicht! Das Einzige, was von uns verlangt wird, ist zu verstehen, dass wir von Gott geliebt sind, ohne dass wir etwas dafür tun müssen – und deshalb andere unabhängig von ihren Verdiensten lieben.
Die Heiligen sind jene, die die Seligkeit – die „vollkommene Freude“, wie der heilige Franziskus sagen würde – in ihrer Armut, ihrer Trauer, in den erlittenen Beleidigungen, den Verfolgungen, den Verleumdungen leben. Und sogar in ihren eigenen Unzulänglichkeiten.
(Die Geschichte geht unten weiter)
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Auch wir sind berufen, in unserer eigenen Armut die Seligkeit zu finden. Lasst uns lebendiges Evangelium werden, und die Schönheit Gottes wird auf unseren Gesichtern zu erkennen sein!
Aldo Vendemiati ist Priester und Professor an der Philosophischen Fakultät der Päpstlichen Universität Urbaniana. Sein Blog findet sich HIER. Die Predigt wurde mit freundlicher Genehmigung veröffentlicht.
Hinweis: Meinungsbeiträge wie dieser spiegeln die Ansichten der jeweiligen Gast-Autoren wider, nicht notwendigerweise jene der Redaktion von CNA Deutsch.
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