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Es werde Licht – Ein Gastkommentar eines angehenden Priesters

"Unsere Wanderung durch das Leben soll kein Marsch ohne Kompass sein"

Vielleicht haben Sie auch schon einmal die Erfahrung gemacht, dass Sie den einen fehlenden Punkt verstehen – und plötzlich erscheinen alle Dinge in ihrem eigentlichen Sinn.

Manchmal fehlt nur ein kleines Lichtlein, aber wenn das angeht, dann sehen Sie auf einen Schlag das große Ganze in seinem Zusammenhang und in seiner inneren Ordnung. Denken Sie an eine Wanderung ohne Landkarte – sie wissen nicht, wo sie gerade stecken, ahnen aber, dass sie nicht ganz verloren sind. Und wenn Sie auf eine bestimmte Wegkreuzung stoßen oder einen bestimmten Baum wiedererkennen, wissen sie plötzlich: hier bin ich also! und der ganze zurückgelegte Weg kommt plötzlich in Ordnung.

Genauso geht es im Glauben. "Dieser eine Punkt", möchte man manchmal sagen, "hätte ich davon vorher gewusst, dann wäre alles anders gewesen". Denn im Glauben geht es zu einem guten Teil ums Glaubenswissen. Um die Kenntnis davon, was wesentlich ist in unserer Beziehung mit Gott.

Für mich war so ein entscheidender Punkt: Jesus ist der Retter. Nicht dass ich vorher nicht daran geglaubt hätte. Doch eines Tages, ich war vielleicht 18, sagte mir eine Bekannte, dieses sei für sie der wichtigste Punkt im Leben – und sie hat mir ein Bild gemalt, wie Jesus die Brücke von den Menschen zu Gott hin schlägt. Und da habe ich verstanden, was ich vorher kaum geahnt hatte. Alles andere – Messe, Gebet, Kirche – erschien plötzlich in neuem Licht, wohlgeordnet an seinem Platz und hat sich mir neu erschlossen.

In meiner Pfarrei in Dijon habe ich zurzeit das Glück, ziemlich viel Katechismus-Unterricht geben zu können, in der Pfarre und auch in einigen Schulklassen. Das Schöne ist, dass die Kinder oft mit Vertrauen zuhören, weil sie vorher schon andere Priester und Katechisten kennengelernt haben. Wenn sie vertrauen, hören sie hin, passen auf. Und Schritt für Schritt, Woche für Woche, fassen sie ein Stück mehr von den vielen Aspekten des einen Glaubens. Und hier und da scheint durch, dass sie im Glauben schon zu einer echten Reife kommen.

Denn sie kommen vorwärts, immer weiter. Ihr Glaubenswissen wächst und damit auch ihr Verlangen nach dem Herrn. Und je mehr sie ernsthaft um Gott wissen, umso aufrichtiger wollen sie ihn auch empfangen und sich ihm hingeben.

Aber schreiten wir selbst eigentlich noch vorwärts im Glauben und im Glaubenswissen? Wir werden im restlichen Leben von Monat zu Monat schneller und geschickter. Seit dem letzten Handytausch bin ich zum Beispiel wieder einmal noch effizienter informiert als vorher. Auch unsere beruflichen Fähigkeiten gehen mit großen Schritten vorwärts.

Kommt denn das Glaubenswissen da eigentlich hinterher? Oft genug haben wir noch die Gottesbilder unserer Großeltern im Kopf oder im besten Falle aus unserer Erstkommunionvorbereitung. Es ist Zeit auch hier das Niveau anzupassen – jeden Tag aufs Neue. Wann habe ich das letzte Mal ein geistliches Buch in der Hand gehabt oder mich anders über den Glauben informiert? Gott verdient sicher, dass wir ihn auch mit dem Geist suchen, damit das Herz sich ganz für ihn öffnen kann.

Und auch als Kirche müssen wir uns, glaube ich, die Frage stellen: wo können Erwachsene heute ihren Glauben vertiefen, auf ganz einfache Weise? Wo kann jemand heute beten lernen – wo kann man erfahren, wie es um das Leben nach dem Tod bestellt ist – wo kann man lernen, wer Christus und was die Kirche ist? Es gibt natürlich im Internet eine weite Spanne von Angeboten. Dennoch sollten wir als Kirche sicherlich die Leute an der Basis nicht vergessen, in den Pfarren, den Schulen und Universitäten. Viele wollen mehr wissen und tiefer einsteigen in den Glauben.

Als Jugendlicher hatte ich das Glück, einen jungen Diakon in der Pfarre zu haben, der auf meine Fragen die passenden Antworten hatte. So konnte ich erst das Vertrauen fassen, dass es in der Kirche eine große Weisheit zu lernen gibt, in die man Schritt für Schritt einsteigen kann und die keinem Problem ausweicht.

Unsere Wanderung durch das Leben soll kein Marsch ohne Kompass sein. Der Weg des Glaubens hat seine Wegmarken, die wir erlernen können, damit die ganze Wanderung ihren Sinn ergibt. Dafür hat Gott sich offenbart.

Der Autor ist angehender Priester der Gemeinschaft Sankt Martin. Mehr zur Gemeinschaft erfahren Sie auf deren Homepage.

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Hinweis: Kommentare spiegeln die Meinung des Verfassers wider, nicht unbedingt die der Redaktion von CNA Deutsch.

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