Es ist zunächst einmal schön, dass so viele Gläubige aus der ganzen Welt, darin aus Deutschland nach Polen kommen. Indem sie schon hier sind können sie ein wenig die Polen und ihr Land kennenlernen. In den Begegnungen werden sie schon merken, wie das Land wirklich tickt. Das Medienbild ist doch ein wenig verzerrt und bisweilen einseitig. Sie werden beispielsweise in Krakau auf eine sehr lebendige Seelsorge mit jungen Menschen, sei es Schüler, Studenten oder jungen Berufstätigen treffen. Sie werden auf eine Glaubensgemeinschaft treffen, die sehr präsent ist im öffentlichen Leben des Landes – in der Kultur, in der Wissenschaft, ja auch bisweilen in der Politik verstanden als Dienst am Gemeinwohl. Das Glaubensleben bildet kein Ghetto. Es bildet das Fundament vieler Dinge. Sie werden einer Kirche begegnen, in der das Leben aus den Sakramenten nach wie vor lebendig ist. Viele empfangen das Sakrament der Beichte. Das Sakrament hat also nicht nur etwas mit der Geschichte, der Vergangenheit zu tun. Nein, es kann Bedeutung für mein Leben haben. Ich kann irgendwo die Last abladen, die mein Herz belastet. Diese Erfahrung können die jungen Menschen in diesen Tagen in Krakau machen. Wie sieht es mit den Glaubensgeschwistern der verfolgten Kirche aus. Sie werden ein wenig ihre Alltagsprobleme vergessen dürfen, ein wenig Atem schnappen, Freude am Glauben und im Glauben erfahren dürfen, eine Glaubensgemeinschaft, die sie nicht vergessen hat. Sie sind ganz herzlich willkommen und Krakau freut sich auf sie!
Auch der Papst ist natürlich dabei in Krakau und Tschenstochau. Eine weitere wichtige Station wird Auschwitz und Birkenau sein. Der Heilige Vater hat sich entschieden, dort zu schweigen. Wie bewerten Sie diese Geste, zumal von einem Papst, der alles andere als wortkarg ist?
Angesichts dieses "Golgotha der modernen Welt" wie es Papst Johannes Paul II. einmal genannt hat, ist das Schweigen unter diesem Kreuz eine würdige Haltung. Die Vorgängerpäpste brachten ihre jeweilige Geschichte mit. Papst Johannes Paul II. als Pole, Papst Benedikt XVI. als Deutscher. Papst Franziskus kommt hier mit seiner argentinischen Herkunftsgeschichte. Diese Tragödie des 20. Jahrhunderts ist für ihn persönlich einfach entfernter – es gibt eine größere Dienst. Angesichts der Frage, wie konnte der Mensch als Abbild Gottes anderen Menschen solch diabolisches hinzufügen, kann man nur schweigen. Es gibt keine schnellen Antworten. Die Frage, wo Gott war, verbindet sich mit der Frage, wo war der Mensch? Und dennoch hat auch in diese absoluten Finsternis Gottes Licht hineingeleuchtet – durch eine Hl. Edith Stein, Theresa Benedicta vom Kreuz ist hier umgebracht worden. Eine Wahrheitssucherin, die Gott fand und ihm auch hier in dunkelster Nacht vertraute. Ein Hl. Maximilian Kolbe, der sein Leben für einen anderen Mithäftling aufopferte. Ein genialer Mensch, der so viele Talente besass, und hier auf der Schlachtbank starb. Aber auch der Offizier Pilecki, der sich freiwillig "in die Hölle" begab, um im KZ den Widerstand zu organisieren und die Welt über das Lager und das Drama in ihm aufklärte. Und der dann in einem anderen totalitären System, dem Kommunismus der Nachkriegszeit, als nicht systemkonform umgebracht wurde. Auschwitz und Birkenau. Wer dort war, der spürt in der Luft etwas Diabolisches, den Schrei der vielen Opfer, die geschlachtet wurden – die Shoah, vor allem der Juden aber auch der anderen Völker. Was können wir an diesem Ort lernen? Sich an die Opfer zu erinnern, sich an die Fehler in der Geschichte zu erinnern, damit sich diese nie mehr wiederholen – Das Böse durch das Gute zu besiegen!
Zum Schluss: Worauf, worüber freuen Sie sich persönlich am meisten in den kommenden Tagen? Kann man als Journalist überhaupt die übernatürliche und sakramentale Seite solcher Tage "mitnehmen"?