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Ein Jahr nach "Traditionis custodes": Deutsche Gläubige besuchen weiterhin alte Messen

Die Feier der traditionellen lateinische Messe am Altar der Kathedra Petri im Petersdom bei der Wallfahrt Summorum Pontificum, 30. Oktober 2021.

Ein Jahr nach der Veröffentlichung des Motuproprio Traditionis custodes durch Papst Franziskus am 16. Juli 2021, welches die Feier der überlieferten Liturgie massiv einschränkt, zeichnet sich zumindest in Deutschland nichtsdestotrotz ein Zuwachs bei der Anzahl der Messbesucher ab.

"Die Zahl der Meßorte hat sich nicht verändert, bei der Zahl der Meßbesucher hat sich die Tendenz einer Zunahme während COVID in den meisten unserer Apostolate bestätigt", erklärte P. Stefan Dreher FSSP, der Distriktsobere der traditionsverbundenen Priesterbruderschaft St. Petrus, gegenüber CNA Deutsch.

Ähnlich äußerte sich das Institut Christus König und Hohepriester: "Ebenso wie alle anderen Gemeinschaften, deren Charisma vom usus antiquior geprägt ist, haben wir eine stetige Zunahme von vor allem jüngeren Gläubigen beobachten können."

Monika Rheinschmitt, die Vorsitzende der Laienvereinigung "Pro Missa Tridentina" (PMT), sagte: "Die Anzahl der Meßbesucher ist im vergangenen Jahr fast überall nochmals angestiegen, nachdem bereits die Corona-Restriktionen im Jahr zuvor viele Gläubige zur Mitfeier von traditionellen lateinischen Messen geführt hatten."

"Ein Grund dafür mag die menschliche Neugierde sein", spekulierte Rheinschmitt. "Wenn etwas so vehement bekämpft wird und verboten werden soll, dann muß es etwas Besonderes sein."

Andererseits sei die Anzahl der Messorte bzw. der Messfeiern im klassischen römischen Ritus etwas zurückgegangen. Dies sei "in den meisten Fällen keine Folge von direkten Verboten", sondern "von normalen Fluktuationen" wie etwa Umzug des Zelebranten und Zusammenlegungen von Pfarreien.

Rückmeldungen von Gläubigen

Nach der Veröffentlichung des Motuproprio vor einem Jahr "reagierten viele Gläubige mit großer Enttäuschung und Unverständnis auf die Vorwürfe gegen die traditionelle Liturgie", erklärte P. Stefan Dreher von der Petrusbruderschaft. "Sie konnten die im Dokument vorgebrachte Kritikpunkte nicht nachvollziehen und haben weder ihre eigene Haltung, noch die in den von ihnen besuchten Gottesdienstorten real bestehenden Verhältnisse darin wiedererkannt."

Damals seien "die Befürchtungen groß" gewesen, "daß die Spendung der Sakramente und die seelsorgliche Betreuung der Gläubigen infrage gestellt werden könnten". Im Lauf der Zeit seien "die bestehenden Gottesdienstorte und unsere seelsorglichen Tätigkeiten" von den Bischöfen indes "weitgehend bestätigt" worden – und letztlich auch von Papst Franziskus "in seinem Dekret vom 11. Februar 2022".

Das habe "die Gläubigen sehr beruhigt".

Monika Rheinschmitt gab gegenüber CNA Deutsch einige Fragen wieder, mit denen Gläubige auf Traditionis custodes reagiert hatten, etwa: "Warum wird der relative liturgische Frieden, der nach dem Motu proprio "Summorum Pontificum" von 2007 eingekehrt war, ohne Not zerstört?"

"Warum werden im Novus Ordo alle möglichen Verfremdungen, Verwässerungen, allgemein Abweichungen vom Meßritus akzeptiert und trotzdem von 'Einheit' geredet – obwohl keine zwei Meßfeiern im Novus Ordo gleich sind, und obwohl so gut wie nirgendwo heilige Messen wirklich nach dem Missale Pauls VI. zelebriert werden?", so Rheinschmitt weiter.

Und schließlich: "Wie kann man behaupten, der Novus Ordo erfülle den Willen der Konzilsväter, wenn doch ein einfacher Vergleich der real existierenden Meßfeiern im Novus Ordo mit dem Text der Konzilskonstitution Sacrosanctum Concilium ergibt, daß dies mitnichten der Fall ist?"

Kontakt zu Bischöfen

Das Institut Christus König und Hohepriester bestätigte gegenüber CNA Deutsch: "Das gute Verhältnis zu den Bischöfen hat keine Veränderung erfahren."

Die Petrusbruderschaft betonte, man habe sich "stets um einen guten Kontakt zu den Bischöfen und überhaupt zur jeweiligen Ortskirche bemüht". Entsprechend seien die nach dem päpstlichen Erlass vom 16. Juli 2021 geführten Gespräche "entspannt" verlaufen und "von einer Atmosphäre des Wohlwollens geprägt" gewesen.

(Die Geschichte geht unten weiter)

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"Eine Premiere in Deutschland war kürzlich die Spendung der Diakonenweihe am 18. Mai durch unseren Diözesanbischof Bertram Meier", so Dreher.

Fazit

In den deutschsprachigen Ländern stehe die überlieferte Liturgie besser da als in anderen Teilen der Welt, betone Monika Rheinschmitt. In den Vereinigten Staaten etwa seien in manchen Diözesen die Messfeiern "brutal zusammengestrichen" worden, "teilweise auf nur noch 20 Prozent".

"Grund für die langsamere Umsetzung" von Traditionis custodes könnte sein, "daß der traditionelle lateinische Ritus nur eines von vielen Themen ist, die die Kirche im deutschen Sprachraum zur Zeit beschäftigen – neben dem Synodalen Weg" und zahlreichen anderen Problemen.

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