Zürich, 18 November, 2022 / 1:50 PM
Der lange Jahre für die arabischen Länder, darunter auch Katar, zuständige Bischof Paul Hinder hat erklärt, er halte sich mit Kritik am Gastgeber der bevorstehenden Fußball-Weltmeisterschaft zurück, denn „ein Kirchenmann muss seine Niederlassungsbewilligung jedes zweite oder dritte Jahr erneuern, so wie andere Leute auch. Wer nicht den Ast absägen will, auf dem er sitzt, wird daher automatisch vorsichtig sprechen.“
Dennoch könne man, so Hinder im Gespräch mit der Neuen Zürcher Zeitung am Donnerstag, „sehr wohl im Gespräch mit den Herrschenden auf wunde Punkte hinweisen und die Probleme zur Sprache bringen, die den Monarchen oft zu wenig bewusst sind“.
„Ich kann die Kritik an Katar im Vorfeld der WM verstehen“, betonte der Bischof. „Ursprünglich richtete sie sich vor allem gegen die Entscheidung für den Austragungsort. Der Geruch von Korruption lag von Anfang an in der Luft. Später rückte mehr die Frage nach den Menschen- und Arbeiterrechten in den Fokus.“
Eine solche Kritik falle indes „auch auf Europa zurück, deren Vertreter im Weltfussballverband um die Situation in Katar wussten und die Entscheidung massgeblich hätten beeinflussen können“. Die Arbeitsbedingungen in Katar seien „schon bei der Vergabe der WM“ bekannt gewesen. „Es kommt mir etwas billig vor, wenn wir im Nachhinein die grossen Sozialapostel spielen.“
Angesichts der Situation von Christen in den arabischen Ländern sagte Hinder, er stelle „eher eine Lockerung fest. Das gilt teilweise sogar für Saudiarabien vor allem seit der Entmachtung der Religionspolizei vor rund zehn Jahren.“
Er könne überall erkennbar als Bischof mit Brustkreuz auftreten, ausgenommen in Saudi-Arabien: „Ich kann mich nicht erinnern, dass ich in den vergangenen 18 Jahren je von einem Muslim oder einer Muslimin beleidigt oder angepöbelt wurde.“
Hinder, ein Kapuziner, war nach einer kurzen Zeit als Weihbischof in der Region zunächst seit 2005 für das gesamte Arabien zuständig. Das Gebiet wurde 2011 in ein nördliches und ein südliches Apostolisches Vikariat aufgeteilt. Hinder blieb bis 2022 für die Vereinigten Arabischen Emirate, Jemen und Oman verantwortlich. Seit 2020 verwaltet er wieder das Vikariat mit den nördlichen Ländern Saudi-Arabien, Kuwait, Bahrain und Katar, bis auch dort ein Nachfolger gefunden wird.
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