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Ermittlungen gegen ehemaligen Erzbischof von Paris wegen sexueller Nötigung

Erzbischof Michel Aupetit

Gegen den ehemaligen Erzbischof von Paris, Michel Aupetit, wird laut einem Bericht der Erzdiözese Paris von Ende November 2022 ein Ermittlungsverfahren wegen sexueller Nötigung einer schutzbedürftigen Person eingeleitet, wie der französische Nachrichtensender BFMTV berichtete.

Dem Bericht des Fernsehsenders zufolge gehen die Vorwürfe auf das Jahr 2011 zurück und betreffen ein gefährdetes ehemaliges Gemeindemitglied, das unter gerichtlichem Schutz steht. Aupetit wird verdächtigt, sexuelle E-Mails mit diesem Gemeindemitglied ausgetauscht zu haben, das an einer "leichten geistigen Schwäche" leide.

Die von der Pariser Staatsanwaltschaft eingeleiteten Ermittlungen wurden der französischen Brigade zur Bekämpfung von Straftätern anvertraut. Weder der ehemalige Erzbischof noch das mutmaßliche Opfer – das keine Anzeige erstattet hat – haben sich bisher bei der Polizei gemeldet.

In einer Erklärung, die am Abend des 3. Januar veröffentlicht wurde, erklärte die Erzdiözese Paris, dass sie nicht in der Lage sei, "zu überprüfen, ob die fraglichen Tatsachen bewiesen sind, und auch nicht, ob sie ein Vergehen darstellen".

"Die Anzeige – bei der es nicht um die Einstufung als sexuelle Nötigung ging – wurde erstattet", damit "alle notwendigen Überprüfungen durch die Justiz durchgeführt werden können", so die Erzdiözese weiter.

In einem Interview mit der Tageszeitung Le Monde nach der Veröffentlichung der Nachricht betonte Aupetits Anwalt Jean Reinhart, dass er aus der Presse erfahren habe, dass es eine Anzeige der Erzdiözese gegeben habe. Er sagte, das Bistum habe ihn diesbezüglich nie befragt.

Sein Mandant sei daher "umso überraschter zu erfahren, dass die Pariser Staatsanwaltschaft eine Untersuchung eingeleitet hat, von der er nichts wusste", sagte er und ergänzte, dass er keine Ahnung habe, wer diese Frau sein könnte, "denn niemand hat sich jemals über die geringste unangemessene Geste seinerseits beschwert".

Am Morgen des 4. Januar erklärte Reinhart gegenüber dem öffentlich-rechtlichen Radiosender France Inter, dass der 71-jährige ehemalige Erzbischof "gelassen" bleibe, obwohl er "überrascht und empört" sei, und dass er "seine pastorale Mission fortsetzen werde, von der ihn nichts abbringen werde".

Der aktuelle Fall ereignet sich ein Jahr nach Aupetits Rücktritt als Erzbischof von Paris, nachdem ein Artikel des Wochenmagazins Le Point seine Führungsmethoden in Frage gestellt und angedeutet hatte, dass er 2012 eine Affäre mit einer Frau gehabt hatte, als er noch Generalvikar der Erzdiözese Paris war.

Aupetit, der jegliche intime Beziehung zu der fraglichen Frau vehement bestritt, sagte, er sei zurückgetreten, um "seine Erzdiözese vor der Spaltung zu bewahren". Papst Franziskus erklärte daraufhin in einer Pressekonferenz während des Fluges, dass er Aupetits Rücktritt "nicht auf dem Altar der Wahrheit, sondern auf dem Altar der Heuchelei" angenommen habe, denn der "Klatsch" habe "seinen Ruf weggenommen".

Für diejenigen, die Aupetit nahe stehen, kommen diese Anschuldigungen einem versuchten Lynchmord in den sozialen Medien gleich, um seine Stimme in gesellschaftlichen Fragen endgültig zu disqualifizieren. Aupetit ist bekannt für seine orthodoxen Ansichten in Fragen der Bioethik und der Familie und war ein entschiedener Gegner von Abtreibung, Euthanasie und Homo-"Ehe".

Der Priester Michel Viot, der seit 2018 für die Beerdigungs- und Trauerseelsorge in der Erzdiözese Paris zuständig ist, betonte in einem Interview mit Catholic News Agency (CNA), der englischsprachigen Partneragentur von CNA Deutsch, dass der ehemalige Erzbischof, der vor seiner Berufung zum Priester Arzt war, eine einflussreiche Stimme in Debatten über soziale Fragen gewesen sei.

Viot sagte, er habe eine Schlüsselrolle im Matignon-Forum gespielt, einem jährlichen Treffen zwischen Vertretern der katholischen Kirche in Frankreich und einigen wichtigen Politikern und Regierungsmitgliedern, um wichtige aktuelle Themen zu diskutieren.

"In allen bioethischen Fragen, vor allem in Bezug auf das Ende des Lebens, war Aupetit immer sehr deutlich, und während in Frankreich Debatten über die Legalisierung der Euthanasie geführt werden, blieb er ein gefährlicher Mann, obwohl er bereits aus der Erzdiözese Paris entfernt wurde, weil er immer noch das Vertrauen vieler Menschen, einschließlich des Papstes, genoss", sagte Viot.

Seit seinem Abschied als Erzbischof von Paris ist Aupetit – der Berichten zufolge in Südfrankreich in einer Gemeinschaft lebt, die hilfsbedürftige Menschen aufnimmt – auf seinem Twitter-Account sehr aktiv geblieben, wo er weiterhin unverblümt die Auswüchse der heutigen Gesellschaft anprangert.

Aupetit kritisiert auch Christen und sagt, dass einige von ihnen zu bloßen "Ladenhütern" geworden seien, die sich mit "bequemen, klientelistischen Innenräumen" zufrieden geben, oder sogar "Fahnen im Wind". Er hat auch die Praxis der Euthanasie immer wieder als "Missbrauch" verurteilt, der gegen den Hippokratischen Eid verstoße.

(Die Geschichte geht unten weiter)

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BFMTV erwähnte auch die Tatsache, dass Aupetit bald nach Paris zurückkehren werde, um mit der Erzdiözese über eine mögliche Anstellung als Priester zu sprechen.

Nach Ansicht des Priesters Viot ist der Zeitpunkt der Anschuldigungen in der Presse gegen den ehemaligen Erzbischof kein Zufall, da die Fakten etwa 10 Jahre zurückliegen. Er sieht darin einen konzertierten Angriff von bestimmten Mitgliedern der Kirche, die eine Weiterentwicklung der katholischen Lehre in bioethischen Fragen sowie der Politik und der Medienwelt befürworten.

"Das Ermittlungsgeheimnis wird nie von Seiten der Polizei gebrochen, sondern immer von Seiten der Richter, die stärker politisiert sind. Die Tatsache, dass die Informationen über den Sender BFMTV verbreitet wurden, dem oft vorgeworfen wird, dem französischen Präsidenten Emmanuel Macron nahezustehen, ist ebenfalls wichtig", so Viot.

Er fügte hinzu, dass er davon überzeugt sei, dass die Ermittlungen "zu nichts führen werden", befürchtet aber, dass die Enthüllung in der Presse dazu beigetragen hat, "den Ruf eines Mannes, der als Ärgernis gilt, weiter zu beschmutzen". 

"Ich kenne das französische politische und juristische System sehr gut, da ich 10 Jahre lang als Gefängnisgeistlicher gearbeitet habe", fuhr er fort. "Ich kenne die üblichen Verzögerungen der Staatsanwaltschaft bei der Aufklärung dieser Fälle von sexueller Nötigung, insbesondere bei Personen, die nicht bei klarem Verstand sind, die unter Kuratel stehen. Es braucht viel Zeit und erfordert eine Menge Vorsichtsmaßnahmen. Deshalb sind die Geheimhaltung und die Unschuldsvermutung so wichtig.

Übersetzt und redigiert aus dem Original von Catholic News Agency (CNA), der englischsprachigen Partneragentur von CNA Deutsch.

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