London, 09 Oktober, 2021 / 10:20 AM
Im noblen Londoner Stadtteil Knightsbridge, wo die milde Herbst-Sonne auf eine prächtige Säulenfassade scheint, liegt das Brompton Oratory. An einem Sonntagmorgen im September 2021 strömen Menschen aller Altersgruppen und Nationalitäten durch die offenen Türen, um an der Heiligen Messe teilzunehmen. Sie tragen ihre besten Kleider, einige sogar Hüte und Schleier. Es ist ein Bild von Gemeinschaft, das an eine große Familie erinnert.
Das Brompton Oratory, offiziell das Oratorium des Heiligen Philipp Neri, ist nicht nur ein architektonisches Meisterwerk des römischen Barocks. Diese Kirche ist auch ein lebendiges Zeugnis der katholischen Geschichte Londons, die von Verfolgung und Widerstand, Bekehrung und Erneuerung geprägt ist.
Wer das Gotteshaus betritt, ist sofort von der Größe und Helligkeit des Innenraums beeindruckt. Eine hohe Kuppel überspannt den Altar, die Wände sind reich mit Marmor, Gold und Gemälden verziert. Die Bänke sind bei der Feier des heiligen Messopfers gut besetzt, die Luft ist erfüllt von Gesang und Gebet, vor allem an Sonn- und Feiertagen.
Es fühle sich für ihn an wie ein Stück Rom mitten in London, sagt ein Besucher aus der Ewigen Stadt, der schon lange in England wohnt — und auch gerne unter der Woche für ein paar Minuten hier einkehrt, um zu beten und "einfach Luft zu holen".
Wer das Gebäude an Werktagen betritt, taucht ein in die erhabene Stille großer Gotteshäuser inmitten der hektischen Stadt — und in die Gemeinschaft einzelner Beter und Besucher, die hier vor dem Tabernakel knien, vor einem der Altäre still mit Gott sprechen, mit Bekannten ein freundliches Wort wechseln.
In dieser Kirche lebt eine besondere Gemeinschaft von Priestern, die nach der Regel des heiligen Philipp Neri leben, einem italienischen Heiligen aus dem 16. Jahrhundert. Er gründete das Oratorium als eine Art spirituellen Club für Laien und Kleriker, die sich zum gemeinsamen Gebet, Gesang und Gespräch trafen. Seine Fröhlichkeit, seine Liebe zu den Armen und seine Verehrung der Jungfrau Maria sind bis heute spürbar.
Die Oratorianer kamen im 19. Jahrhundert nach England, angeführt von John Henry Newman, einem berühmten Theologen und Konvertiten vom Anglikanismus zum Katholizismus. Er gründete das erste Oratorium in Birmingham und schickte dann einige Gefährten nach London, um hier eine Niederlassung zu eröffnen. Einer von ihnen war Frederick William Faber, ein begnadeter Prediger und Dichter, der viele Menschen für den katholischen Glauben begeisterte. Er war es auch, der den Bau dieser Kirche initiierte und finanzierte.
Zwischen 1880 und 1884 wurde die Kirche nach dem Entwurf von Herbert Gribble erbaut, einem jungen Architekten mit einem Faible für den italienischen Barock. Er ließ sich von den Kirchen Roms inspirieren, vor allem von Il Gesù, der Mutterkirche der Jesuiten. Sein Ziel war es, eine Kirche zu schaffen, die sowohl die Schönheit als auch die Wahrheit des katholischen Glaubens ausdrückte.
Das Brompton Oratory wurde schnell zu einem Anziehungspunkt für viele Katholiken in London. Sie ist ein Zeugnis der Geschichte und des Erbes der katholischen Kirche in England und ein Spiegelbild der Vielfalt und Einheit der katholischen Gemeinschaft in der ganzen Welt.
Brompton Oratory ist nicht nur ein Ort des Gebets und der Anbetung, sondern auch der Bildung und der Kultur. Eine umfangreiche Bibliothek mit wertvollen Büchern und Manuskripten steht Forschern und Studenten zur Verfügung. Außerdem finden hier zahlreiche Konzerte und Vorträge renommierter Musiker und Redner statt. Es ist ein Treffpunkt für Menschen, die nicht nur ihren Glauben vertiefen, sondern auch ihren Geist und ihre Seele bereichern wollen.
Die Oratorianer und ihre Mitarbeiter kümmern sich um verschiedene soziale Projekte in der Stadt, von der Hilfe für Arme und Obdachlose bis hin zur Betreuung von Kranken und Sterbenden. Sie bieten auch Seelsorge und geistliche Begleitung für Menschen in Not und Zweifel an. Sie sind ein leuchtendes Beispiel für die Liebe und Barmherzigkeit, die im Mittelpunkt des katholischen Glaubens stehen.
Brompton Oratory ist eine lebendige Gemeinschaft, die sich ständig weiterentwickelt und erneuert. Sie ist offen für neue Ideen und Herausforderungen, ohne ihre Traditionen und Werte zu vergessen. Sie ist eine Brücke zwischen Vergangenheit und Zukunft, zwischen Himmel und Erde.
In einer Stadt und einer ganzen Welt, die oft von Lärm und Hektik, von Konflikten und Ängsten geprägt ist, bietet das Brompton Oratory einen Ort der Stille und des Friedens, der Einheit und der Hoffnung. Wie ein freundlicher Londoner dem Besucher höflich erklärrt: "Es ist ein Leuchtturm des Glaubens inmitten der Stadt, ein Zeichen der Gegenwart Gottes inmitten der Welt: Ein Zuhause für alle, die nach Sinn und Ziel in ihrem Leben suchen, nach Liebe und Freude, nach Wahrheit und Schönheit!"
Eines der bemerkenswertesten Merkmale des Brompton Oratory ist die Feier der traditionellen lateinischen Messe. Diese Messe, die in der außerordentlichen Form des römischen Ritus gefeiert wird, zieht sonntags Gläubige aus der ganzen Stadt und darüber hinaus an und ist ein lebendiges Zeugnis der liturgischen Tradition der Kirche.
Brompton Oratory ist eine Kirche mit Charakter und Charme, mit Geschichte und Hoffnung. Es ist eine Kirche für alle Menschen guten Willens, die Gott suchen oder ihn bereits gefunden haben. Es ist eine Kirche für London und für die ganze Welt.
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