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Evangelikaler Katholizismus: George Weigels Vision für die Zukunft der Kirche vorgestellt

„Mittelmäßigkeit ist keine Option", erklärt Professor George Weigel. Er fordert die Vertiefung des katholischen Glaubens und Mission im Alltag aller Christen. Weigel ist wissenschaftlicher Leiter des „Ethics and Public Policy Center" in Washington. Ihm wurden 18 Ehrendoktorwürden verliehen und der päptstliche Orden „Pro Ecclesia et Pontifice".
Buchvorstellung im Campo Santo. Von links: Jan Bentz (Dolmetscher des Abends), Kardinal George Pell, Professor Stephan Kampowski, Professor George Weigel
Die Erneuerung der Kirche: Tiefgreifende Reform im 21. Jahrhundert ist der buchstäbliche Titel der Übersetzung

Es ist das Thema, das für viele die große Herausforderung der Kirche in unserer Zeit darstellt – und es ist der Titel des nun auf Deutsch erschienen Buches des amerikanischen Autors George Weigel: „Die Erneuerung der Kirche – Tiefgreifende Reform im 21. Jahrhundert”.

Am Campo Santo Teutonico wurde es am Montagabend vorgestellt. Moderiert wurde das Gespräch von Stephan Kampowski, der Professor für philosophische Anthropologie am Päpstlichen Johannes Paul II. Institut für Studien über Ehe und Familie ist, sowie dem australischen Kurienkardinal George Pell, der betont, das Anliegen des Buches zu unterstützen. Und nicht zuletzt war auch der Verfasser selbst dabei. Weigel ist einer der führenden katholischen Publizisten der Vereinigten Staaten. Der mit achtzehn Ehrendoktorwürden ausgestatte Wissenschaftler trägt den päpstlichen Orden Pro Ecclesia et Pontifice und ist in leitender Funktion am „Ethics and Public Policy Center” in Washington tätig.

Im englischen Original heißt das Buch „Evangelikaler Katholizismus” – und Autor George Weigel will dies bewußt als Provokation verstanden wissen. Was er damit meine, so Weigel eingangs, sei nichts anderes als die Neu-Evangelisierung, wie sie die Päpste forderten, seit Johannes Paul II. dazu aufgerufen habe. Und zwar nicht nur in den Vereinigten Staaten, sondern auf der ganzen Welt – etwa im Heimatland von George Pell: Die Situation in Australien sei gemischt, erklärte der ehemalige Erzbischof von Sydney. Die Zahl der Religionslosen sei die am schnellsten wachsende Gruppe. Letztlich sei die Situation im Land als weniger religiös zu bezeichnen als im Vergleich zu den USA, im Vergleich zu Großbritannien andererseits sei Australien noch religiöser.

Mit Blick auf die Forderungen nach einer Kurienreform sagte Pell, der das Wirtschaftsministerium im Vatikan leitet: „Die Reform der Kurie ist nicht das wichtigste in der Reform der Kirche”. Die sei nur ein kleiner, unterbezahlter Apparat. Wichtiger seien die Menschen – auch die Verantwortungsträger: Professor Weigel fordert in seinem Buch, dass in bestimmten Fällen diese von der Kirche abgesetzt werden. Kardinal Pell plädierte vor diesem Hintergrund für ein Verfahren, nachdem mit klaren Kriterien Bischöfe etwa ihres Amtes enthoben werden könnten – wenn beispielsweise persönliche Untreue zu Tage tritt, oder finanzielles Missmanagement.

„Der wichtigste Punkt des Buches ist aber etwas ganz anderes; fröhlich das Christentum als Katholiken zu leben”, betonte Kardinal Pell. So, argumentiert auch Weigel, gelingt dann auch die Neu-Evangelisierung.

Wie dies konkret aussehen kann, so Weigel, zeige etwa das Beispiel der Fellowship of Catholic University Students – „FOCUS” – die an mittlerweile über 100 Hochschulen tätig sind. Dabei engagieren sich junge Katholiken als Missionare in ihrem unmittelbaren Umfeld.

Wie Weigel auch im Buch betont, muss diese tiefgreifende Reform aber auch von oben kommen, wenn sie eine Neudefinierung der Aufgabe der Kirche im öffentlichen Leben leisten will, von der Liturgie bis zum geistlichen Leben.

Mit Blick auf die deutsche Kirchensteuer sagte George Weigel, deren Beitrag zur Weltkirche sei erst einmal zu würdigen. Doch der Ausschluss von den Sakramenten für alle, die nicht die Kirchensteuer bezahlten, sei aus seiner Sicht theologisch problematisch.

Auf die Frage eines Journalisten des öffentlich-rechtlichen Fernsehens in Deutschland, der sich prompt nach der Zulassung von wiederverheirateten Geschiedenen zur Kommunion erkundigte, antwortete Kardinal Pell deutlich: Es gehe nicht darum, wie manche irrtümlich während der Familiensynode geglaubt hätten, dass sich die Kirche ändere. Vielmehr gehe es darum, wie die Kirche die Welt verändere.

Das Buch „Die Erneuerung der Kirche - Tiefgreifende Reform im 21. Jahrhundert” ist im Media Maria Verlag erschienen.

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