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KHKT-Rektor Ohly: „Normalfall“, dass Theologie nicht an staatlichen Unis betrieben wird

Christoph Ohly

Die Kölner Hochschule für Katholische Theologie (KHKT) ist aus verschiedenen Gründen bei manchen Beobachtern – häufig Vertreter eines progressiveren Kurses in der Theologie – umstritten. CNA Deutsch sprach mit dem KHKT-Rektor und Priester Christoph Ohly.

Die Kölner Hochschule für Katholische Theologie verfolgt nun einen Geschäftsplan, der bis 2029 reicht. Steht die Hochschule, deren Rektor Sie sind, damit auf soliden Fundamenten? Können Sie etwas Genaueres zu den Finanzen sagen?

Gemäß der Pressemitteilung vom 31.05.2023 hat die Stiftung zur Förderung von Bildung, Wissenschaft und Forschung im Erzbistum Köln als Alleingesellschafterin der Trägergesellschaft der Kölner Hochschule für Katholische Theologie einen Business-Plan vorgelegt. Dieser Geschäftsplan wurde geprüft, durchdacht, beraten und angenommen und dient nun als Grundlage, die uns durch die kommenden Jahre tragen wird. Ich bin für diese intensiven Arbeiten mehr als dankbar, die uns letztendlich das strukturelle Fundament unserer wissenschaftlichen Arbeit legen. Die Verantwortung der finanziellen Belange liegt daher weiterhin bei der Trägerin, auch wenn ich gemeinsam mit dem Senat die Möglichkeit zu einer Stellungnahme habe. Aufgrund dieser notwendigen Trennung sind auch die damaligen Vorwürfe, ich hätte finanzielle Zusagen gemacht und unterschriftlich bestärkt, nicht korrekt. Diese Unterschrift habe ich als zuständiger Ansprechpartner im Rahmen eines Verfahrens lediglich unter ein separates Begleitschreiben gesetzt. So wie es sich gehört. Von daher: Für die Bereiche rund um Profil, Forschung und Lehre trage ich die Verantwortung und bin dabei für alle Fragen offen. Für finanzielle Fragen ist die Trägerin der erste und richtige Ansprechpartner.

Für welches Anliegen steht die Kölner Hochschule?

Um es zusammenzufassen: Es geht um eine Theologie für die Zukunft der Kirche. Diese Theologie forscht und lehrt auf der Grundlage des universalkirchlichen Glaubens und ist unabhängig von staatlichen Mitteln. In der Praxis führen wir das fast 100-jährige theologische Erbe der Philosophisch-Theologischen Hochschule St. Augustin mit einem neuen Standort mitten in der Metropole Köln weiter. Die Steyler Missionare als bisherige Träger hatten das Erzbistum Köln gebeten, die Trägerschaft für die Zukunft nachhaltig aufzustellen. Vor allem aufgrund des weitergetragenen und aktualisierten Schwerpunktes „Dialog – Interkulturalität – Interreligiosität – Digitalisierung“ vertiefen und fördern wir ein interdisziplinäres und internationales Arbeiten mit anderen Wissenschaften, Gesellschaften und Kulturen unter den gemeinsamen Herausforderungen der Zeit.

Gehen Sie davon aus, dass die Zeit der staatlichen theologischen Fakultäten zu Ende geht?

Die von Steuergeldern finanzierten theologischen Fakultäten in Deutschland dürfen auf eine große Vergangenheit und außerordentliche Leistungen zurückblicken. Ich kann nur davor warnen, diese Fakultäten leichtfertig preiszugeben oder in Frage zu stellen. Im Gegenteil: Wir sollten der Gesellschaft in Deutschland dankbar sein, die uns diese Entfaltungsfreiheit einräumt.

Dass Theologie außerhalb staatlicher Institutionen forscht und lehrt, das ist freilich weltweit betrachtet der Normalfall. Sie tut dies auch unter diesen Bedingungen in Freiheit und mit gesellschaftlicher Relevanz. Man schaue nur auf die große Tradition der französischen oder amerikanischen Theologie.

Es gibt also keinen inneren Grund, der die Theologie an das in Deutschland vorherrschende staatsabhängige Modell bindet. Und es gibt keinen Grund, von einer Bestandsgarantie staatlich finanzierter Theologie auszugehen. Ob unsere Gesellschaft auch in 10 Jahren bereit ist, jährlich 10 Mio. € oder mehr für jede einzelne theologische Fakultät zur Verfügung zu stellen, das dürfen wir uns wünschen, aber keineswegs als gesichert voraussetzen.

Deshalb erscheint es mir als Gebot der Klugheit, theologische Hochschulen wie die Kölner aufzubauen, um unabhängig zu sein von gesellschaftlicher Konsensbildung, von sich verändernden Rahmenbedingungen und von politischer Willensbildung. Denn die Kirche braucht Theologie. Sie ist unverzichtbar.  

Warum ist Theologie für die Kirche unverzichtbar?

Wer glaubt, muss Antwort geben können auf die Frage nach der diesem Glauben innewohnenden Vernunft. Schon allein, weil es einen Menschen drängt, den, der der ihn im Herzen zutiefst berührt, immer besser kennenzulernen. Der personale Gott, der sich in Christus offenbart, lädt damit den Menschen zum Mitdenken ein. Ein wesentlicher Weg dieses Mitdenkens ist die wissenschaftliche Theologie. Der Glaube der Kirche ist Existenz- und Wesensgrund dieser Wissenschaft. Ihre Erkenntnisse begründen den Glauben nicht, sie geben dem Glaubenden nicht vor, was geglaubt werden darf. Sie hilft, tiefer zu verstehen, mit der Vernunft Gott näher zu kommen oder auch Sackgassen zu erkennen.

Gleichzeitig gilt: Eine bekennende und missionarische Kirche muss zwingend den Dialog mit allen Kulturen, Formen des reflektierenden Denkens und den großen Glaubenstraditionen der Welt suchen und führen. Das kann sie nur, wenn sie selbst den logos ergründet, beschreibt und immer tiefer zu verstehen sucht, der ihrer Botschaft zugrunde liegt. Denn die Vernunft ist der Raum, der menschliche Verständigung, Dialog und fruchtbringende Auseinandersetzung ermöglicht.

Kann die Kirche in Deutschland mit der Kölner Hochschule als feste Größe rechnen?

Das sehe ich so. Die Türen sind geöffnet. Die Hochschule forscht, lehrt und lebt. Aber die Institution als solche ist kein Selbstzweck. Es geht hier um einen Dienst für Christus. Er hat keine Lehre in die Welt gebracht, sondern sich selbst als Botschaft des lebendigen Gottes. Wir haben ihn nicht als Kirche, sondern wir dürfen uns mit ihm bewegen. Wenn Theologie wieder eine Kraft schenkt, unsere „Christusbeweglichkeit“ zu stärken, dann liegen wir richtig.

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