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Heiliger Stuhl: Eine Kommission für den Malteserorden

Papst Franziskus mit dem Großmeister Fra' Matthew Festing zu seiner Rechten und der Führung des "Souveränen Ritter- und Hospitalordens vom heiligen Johannes von Jerusalem von Rhodos und von Malta", wie die Ordensgemeinschaft mit vollem Namen heißt.

Papst Franziskus hat "die Erreichtung einer Gruppe von fünf angesehenen Mitgliedern angeordnet, die die Aufgabe haben, umfassende Informationen zu sammeln, um den Heiligen Stuhl unverzüglich über die Ereignisse zu unterrichten, die kürzlich den Großkanzler des Ordens, Albrecht Freiherr von Boeselager, betroffen haben", heißt es in einer Mitteilung des Presseamtes des Heiligen Stuhles.

Diese Mitglieder sind: Erzbischof Silvano Maria Tomasi, Sekretär des Päpstlichen Rates für Gerechtigkeit und Frieden und Koordinator der Kommission die an der Konstitution für das Dikasterium für den Dienst zugunsten der ganzheitlichen Entwicklung des Menschen arbeitet; Pater Gianfranco Ghirlanda, Jesuit, der unter anderem mit der Aufgabe betraut gewesen war, die Statueten der Legionäre Christi neu zu schreiben; Marc Odendall aus der Schweiz, Administrator von Stiftungen und finanzieller Berater für den philantropischen Bereich, der in Genf auch dem Ausschuss der Stiftung Caritas in Veritate angehört, die unter der Schirmherrschaft des damaligen Beobachters Silvano Maria Tomasi entstand und unter Leitung des Ständigen Beobachters des Heiligen Stuhles bei den Vereinten Nationen, Ivan Jurkovic, steht; der Belgier Jacques de Liedekerke, der in den vergangenen Jahren Großkanzler des Malteserordens gewesen war (ernannt im Jahr 2002) und eine Gruppe von internationalen Anwälten in Brüssel und Antwerpen gegründet und geleitet hat; sowie Marwan Sehnaoui, Präsident des Malteserordens im Libanon.

Es handelt sich um Personen, die den Malteserorden und seinen außerordentlichen humanitären Einsatz in der Welt gut kennen. Das vatikanische Presseamt erklärt, dass der Papst die Errichtung dieser Gruppe veranlasst hat "in seiner Sorge um den Souveränen Malteserorden – einem ´Laienorden´ (vgl. Konstitutionen art I, § 1), der unter seinen Zielen jenes des Dienstes am Glauben und für den Heiligen Vater hat (ibid. Art 2, § 1).

Die fünf Mitglieder sind berufen, Licht in die Geschehnisse zu bringen, die dazu geführt haben, dass am vergangenen 14. Dezember ein neuer Großkanzler des Malteserordens ernannt wurde –  JohnEdward Critien. In der Leitungsstruktur des Souveränen Malteserordens ist der Großkanzler gleichzeitig Außen- und Innenminister. Als Innenminister ist er Haupt der Kanzlei und der dazugrhörigen Büros und hat Verantwortung für die Beziehungen zu den nationalen Verbänden des Ordens. Zu seinen Aufgaben zählt: die Räpresentation des Orden, die politische Führung und die innere Verwaltung. Als Außenminister übernimmt er die Verantwortung der auswärtigen Angelegenheiten und die diplomatischen Vertretung des Ordens hängen von ihm ab.

Critien folgt auf Albrecht Freiherr von Boeselager, der am 8. Dezember 2016 aus seinem Amt schied. Aber was sind das für Probleme, die der Heilige Stuhl beleuchten will?

Alles wurde offiziell vom Malteserorden selbst durch eine Meldung auf der eigenen Internetseite erklärt. Die Mitteilung besagt, dass sich am vergangenen 6. Dezember eine äußerst schwerwiegende und untragbare Situation hinsichtlich des Amtes von Albrech Freiherr von Boeselager als Großkanzler offenbart hatte", weswegen dieser zu einem Treffen mit dem Großmeister Matthew Festing gerufen wurde, zusammen mit dem "Großkomtur Fra´Ludwig Hoffmann von Rumerstein und Kardinal Leo Burke, Vertreter des Heiligen Stuhles beim Malteserorden."

Die Situation war derart ernst, dass der Großmeister den Rücktritt von Albrecht von Boeselager als Großkanzler gefordert hatte und  – als dieser sich weigerte –  der Großmeister ihm zuerst aufgrund des Gehorsamsversprechens angeordnet hatte, das Amt niederzulegen und, nach einer zweiten Weigerung, ein Disziplinarverfahren einleiten musste, durch das ein Mitglied von der Zugehörigkeit zum Orden und damit von allen Aufgaben innerhalb des Ordens selbst suspendiert wird."

"Es ist anzumerken – so weiter der Malteserorden – dass es für jedes Mitglied des Ordens tadelnswert ist, einer Anordnung des Großmeisters nicht Folge zu leisten, unabhängig von den Gründen; aber für ein Mitglied, das dem Gehorsam untersteht, bedeutet die Verweigerung einer Anordnung, die Spiritualität und die Gesetzes des Ordens, sowie den eigenen religiösen Oberen und den Vertreter des Heiligen Stuhls im Orden, zu verkennen, der den Großmeister in seinerr Entscheidung unterstützt. Der Großmeister des Ordens bittet alle Mitglieder, in starker Einheit zu verbleiben. Auch wenn einige Mitglieder öffentlich widersprechen, sind deren Aussagen falsch und zeigen einen weiteren Mangel an Respekt gegenüber dem Großmeister."

Die ernste Situation – heißt es weiter in der Mitteilung – "betrifft schwerwiegende Probleme während der Amtszeit Boeselagers als Großhospitalier des Malteserordens und die anschließende Vertuschung dieser Probleme vor dem Großmagisterium, wie ein beauftragtes Gutachten des Großmeisters im vergangenen Jahr bewiesen hat."

Die Amtsenthebung des Großkanzlers erschüttert den Malteserorden natürlich. Albrecht von Boeselager entstammt einer alten deutschen Adelsfamilie, die in der deutschen Geschichte eine bedeutende Rolle gespielt hat: Sein Vater Philipp und sein Onkel Georg nahmen am 20. Juli an dem fehlgeschlagenen Attentat auf Hitler teil, bekannt als "Unternehmen Walküre", während einer seiner Verwandten, Kardinal Clemens August van Galen, ein Bischof war, der gegen die Nationalsozialisten auftrat. Sein Bruder ist Georg Freiherr von Boeselager, der vor Kurzem zum Mitglied des Aufsichtsrates der Vatikanbank (offiziell Istituto delle Opere di Religione) ernannt worden war.

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