Vatikanstadt - Montag, 8. Februar 2016, 13:42 Uhr.
Sie sind der Kern des alten Ritterordens: Die Justizritter, so ihr offizieller Titel, des Malteserordens versammelten sich in Rom zum Ende des Jahrs des Glaubens, um ihre Treue zum Papst und zu ihrem Charisma zu bezeugen.
“Es sind Professritter aus der ganzen Welt dabei. Die meisten, mit nur einigen krankheitsbedingten Ausnahmen sind hier, aus dem Mittleren Osten, den Vereinigten Staaten und Amerika”, erklärt Fürst und Großmeister des Ordens, Fra Matthew Festing, in einem exklusiven interview mit CNA und EWTN. “Wir versuchen, uns alle 18 Monate zu treffen.”
Karitative Hilfe als zentraler Einsatz – weniger bekannt: die Professmitglieder
Mit vollem Namen heißen die Malteser eigentlich "Souveräner Ritter- und Hospitalorden vom Hl. Johannes zu Jerusalem von Rhodos und von Malta". In Deutschland sind sie vor allem wegen ihren karitativen Einrichtungen und Initiativen bekannt. Die Gründung des ersten Großpriorates in Deutschland geht auf das Jahr 1200 zurück, heute kennt man vor allem den Malteser Hilfsdienst e. V., der 1953 sein Gründungsjahr nennt. Seine Arbeit erstreckt sich von Krankenhäusern über Altenheime, Hospizarbeit und ambulante Pflegedienste.
Aber das ist nicht das Wichtigste. Der im 11. Jahrhundert gegründete Orden bildet sich um einen Kern von Profess-Mitgliedern, dem sogenannten “Ersten Stand” des Ordens. Dieser Stand, auch Justiz-Ritter genannt, ist allerdings weniger bekannt.
“Das ist ein wenig unsere eigene Schuld, was ich auch nicht ganz verstehe. Wir machen nicht genug Werbung”, so Festing.
“Wir haben Professritter seit Beginn des Ordens, sie sind also kein einfacher Zusatz, sie sind sehr sehr alt. 900 Jahre”, erklärt Fra Festing, “Zu Beginn des Ordens waren die Personen, die ins Heilige Land gereist sind, zumeist Berufssoldaten. Sie waren von dem, was sie dort vorfanden, fasziniert und begannen, sich um die Kranken zu kümmern. Die meisten von ihnen waren unverheiratet. Sie haben ihre Professen als Mönche abgelegt und da sie bereits Ritter waren, entstand so die Doppelnatur des Ordens.”
Diese Tradition lebt weiter, bis heute: “Die Menschen, die sie heute hier sehen, stehen in direkter Nachfolge dieser Ritter.”
Gottgeweihte Laien
Die Idee der gottgeweihten Laien ganz allgemein hat seit dem Zweiten Vatikanischen Konzil wieder viel Auftrieb erlebt, wie in Lumen gentium 43-44 oder Perfectae caritatis nachzulesen ist. Viele Ordenskongregationen, wie auch das Opus Dei und die Legionäre Christi, haben Zweige von Laien, die mit Gelübden in der Welt leben. Das heißt sie vereinen eine tiefe geistliche Hingabe und ein Leben nach den evangelischen Räten mit bindenden Gelübden mit einem “weltnahen” Leben, das sie vom Klerus unterscheidet. Diese Idee ist aber nicht neu.
“Es hat sich einfach so entwickelt, dass wir etwas beibehalten haben, was andere Gruppierungen vergaßen. Wenn unser Gespräch vor 500 oder mehr Jahren stattgefunden hätte, dann wären sie darüber Garnichts verwundert, denn alle militärischen Orden hätten Professmitglieder”, erklärt der Großmeister.
“Ich hätte gerne, dass die Menschen verstehen, dass wir mit diesem Leben einen Platz in der Kirche haben, und dass wir nicht veraltet sind.”
Gelübde der Professen
Ähnlich wie Soldaten geben sich die Ritter ganz ihrer Aufgabe hin: Gott die Ehre zu erweisen und das Evangelium zu leben und zu verkünden. Der “erste” Stand, oder die “Justizritter” haben dazu Gelübde abgelegt.
“Es handelt sich um die gewöhnlichen drei: Keuschheit, Armut und Gehorsam.”
“Wie es funktioniert? Die Antwort ist: Keuschheit ist leicht zu erklären, da gibt es eigentlich nichts misszuverstehen.”
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Professritter sind und bleiben unverheiratet und um den ersten Stand - den Justizritterstand oder die “Professen” - einzugehen, muss man alleinstehend sein.
“Gehorsam ist schon schwieriger, denn die Frage lautet, wem gegenüber man gehorsam ist. Nun, die Ritter sollten dem Großmeister gegenüber gehorsam sein, davon gehe ich aus, und ich sollte dem Heiligen Vater gegenüber gehorsam sein.”
Allerdings ist die Armut eine schwierige Sache, da die Malteserritter, wie andere gottgeweihte Laien in der Welt, damit in eigenen Häusern, Anwesen oder Palästen leben können.
“Armut ist da ein sensibles Thema. Es geht hier um die Armut im Geist. Wenn ich herausfinde, dass einer unserer Professritter eine Riesen- Yacht oder einen Bentley besitzt, dann fange ich an, Fragen zu stellen,” so Fra Matthew, “natürlich brauchen sie ein Dach über dem Kopf, ein Telefon und ein Auto, wenn sie es also nicht übertreiben, dann geht das schon in Ordnung.”
Ungleich alten Orden oder neugegründeten Gemeinschaften leben die Ritter nicht unbedingt in Gemeinschaft. “Früher lebten sie in kleineren Gruppen, zwei oder drei Personen zusammen, wie es im 18. Jahrhundert in Malta war. Wir sind momentan dabei, zu überlegen, ob wir diese Tradition wieder aufleben lassen wollen.”
Gebet im täglichen Leben
Obwohl nicht in Gemeinschaft lebend, sind die Ritter doch dazu berufen, das Stundengebet zu verrichten.
“Wie jede Ordensgemeinschaft oder jeder Priester legen wir ein Versprechen ab, das Offizium der Kirche zu beten. Wir können entweder das kleine Marienoffizium [Officium parvum, Anm. d. R.] beten oder das Totenoffizium. Alle beide sind allerdings repetitiv und monoton. Das kleine Offizium Unserer Lieben Frau ändert sich nicht von Tag zu Tag. Die meisten von uns versuchen das Stundengebet zu beten, um die Wiederholungen zu vermeiden, aber alle von uns beten eines dieser Offizien.”
Jeder kann berufen sein
Obwohl es sich um eine besondere Berufung handelt, ist es keine exklusive.
“Jeder, der Interesse zeigt, kann Aspirant werden; dann durchlebt man eine Art Noviziat, ein Jahr oder mehr, je nach Alter. Als Novize hat man einen Geistlichen Leiter und einen anderen Professritter, der als Mentor fungiert.”
Nach Ausbildung und aktiver Mitarbeit im Orden geht es dann weiter: “Man legt zuerst einfache Gelübde ab, dann - wenn man so will - feierliche Gelübde. Das neue kanonische Recht sieht vor, dass man seine einfachen Gelübde nicht beliebig erneuern kann, sodass man nicht fünf, zehn oder fünfzehn Jahre lang die einfachen Gelübde leben kann, um sich danach zu entscheiden, zu heiraten. Das kann man nicht mehr.”
“Jeder katholische Mann, in gutem Stand, kann dazu berufen sein, ein Malteserritter zu werden”, erklärt Festing.
In einer heiligen Messe am 9. Februar 2013 machte Papst emeritus Benedikt XVI. ganz besonders auf diesen Kern der Professritter aufmerksam, als er den Maltesern im Petersdom predigte. Er richtete die ermutigenden Worte an sie: “In dieser Richtung müssen ihre Bemühungen voranschreiten, unter ganz besonderer Beachtung der Ordensweihe – jener der Professen –, die das Herz des Ordens bildet.”
“In der Vergangenheit waren wir fast 300, heute sind wir ca. 60 oder 70.”