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Die erste Benediktinerin und ihr Wunder: Die Geschichte der heiligen Scholastika

Hl. Scholastika von Nursia: Portrait aus dem 17. Jahrhundert

Die heilige Scholastika von Nursia war die Schwester — oder möglicherweise die Zwillingsschwester — des heiligen Benedikt von Nursia, dem Begründer des Benediktinerordens. Sie wurde um 480 in Nursia, dem heutigen Norcia in Umbrien, geboren und war schon als Kind Gott geweiht. Sie lebte zunächst im Kloster in Subiaco, dann beim Kloster Montecassino, von wo aus sie einmal im Jahr ihren Bruder besuchte. Bei ihrem letzten Treffen bat sie ihn, die Nacht mit ihr zu verbringen, um weiter über geistliche Dinge zu sprechen. Er lehnte ab, weil er die Regel seines Klosters nicht brechen wollte. Da fing sie an zu weinen und zu beten, und ein heftiger Sturm brach aus, der Benedikt daran hinderte, zu gehen. Er erkannte, dass Gott ihrem Wunsch entsprochen hatte, und blieb bei ihr. Drei Tage später sah er in einer Vision ihre Seele als eine Taube zum Himmel aufsteigen. Er ließ sie in seinem Grab beisetzen, das er für sich selbst vorgesehen hatte, und in das er 547 auch gelegt wurde.

Diese Geschichte, die von Papst Gregor dem Großen überliefert wurde, zeigt drei wichtige Lektionen:

1. Die Liebe zu Gott ist stärker als jede menschliche Regel.

Scholastika war bereit, die Regel ihres Bruders zu übertreten, um mehr Zeit mit ihm und Gott zu verbringen. Sie wusste, dass ihre Beziehung zu Gott das Wichtigste in ihrem Leben war, und dass Gott sie dafür nicht verurteilen würde. Sie vertraute auf seine Gnade und Barmherzigkeit. Gregor kommentiert die Episode mit den Worten: „Jene vermochte mehr, weil sie mehr liebte.“

2. Das Gebet ist mächtiger als jede natürliche Kraft

Scholastika konnte mit ihrem Gebet einen Sturm auslösen, der ihren Bruder an ihrer Seite hielt. Sie zeigte damit, wie sehr sie Gott liebte und wie sehr sie sich nach seiner Gegenwart sehnte. Sie bewies, dass Gott auf das Gebet seiner Kinder hört und ihnen Wunder schenkt. Gregor schreibt: „Gott, der allmächtig ist, tut mehr, was er liebt, als was er gebietet.“

3. Die Zuneigung unter Geschwistern ist ein Geschenk Gottes

Scholastika und Benedikt liebten sich als Geschwister sehr und teilten ihren Glauben miteinander. Sie unterstützten sich gegenseitig auf ihrem Weg zur Heiligkeit. Sie achteten sich und  auf ihre Bedürfnisse. Sie waren ein Vorbild für alle Christen, die in einer Gemeinschaft leben. Gregor lobt ihre Geschwisterliebe mit den Worten: „Sie waren beide in einem Fleisch, weil sie beide in einem Geist waren.“

Die heilige Scholastika ist eine Patronin für alle, die Gott lieben und ihm dienen wollen. Sie ist auch eine Fürsprecherin für alle, die unter Einsamkeit oder Trennung von ihren Lieben leiden. Sie lädt uns ein, ihr Beispiel zu folgen und unser Leben ganz Gott zu weihen. Sie ermutigt, im Gebet auszuharren und auf Gottes Willen zu vertrauen. Sie lehrt, Geschwister im Glauben zu lieben und ihnen nahe zu sein.

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