Redaktion, 02 Juli, 2024 / 9:00 AM
Der aus Deutschland stammende Bischof der Territorialprälatur Caravelí in Peru, Reinhold Nann, ist im Alter von nur 63 Jahren von seinem Amt zurückgetreten. Papst Franziskus nahm das entsprechende Gesuch am Montag an. Inzwischen hat Nann gesundheitliche Gründe für seinen Rücktritt angegeben.
„Vor sieben Jahren habe ich mit großem Enthusiasmus in der Prälatur angefangen und viele Fortschritte erzielt“, erinnerte Nann in seiner Stellungnahme am Montag und erwähnte „die schrittweise Umsetzung des Plans zur pastoralen Erneuerung, die Wiedereinführung der Familienkatechese, die Schaffung der Pfarrcaritas“, aber auch „die Umsetzung von Präventionsprotokollen in jeder Pfarrei“ sowie „die Weihe von drei Priestern“. Er habe zudem „Aufgaben auf nationaler Ebene“ und andere Tätigkeitsbereiche gehabt.
Dies alles sowie „einige Enttäuschungen“ hätten „im Laufe der Zeit Stress und Bluthochdruck“ verursacht, führte Nann aus. „Seit der Corona-Zeit hat meine körperliche und geistige Gesundheit nachgelassen und ich habe das Gefühl, dass ich nicht mehr die gleiche Kraft wie früher habe. Nach einigen Kontrolluntersuchungen empfahlen mir die Ärzte, mir eine Auszeit zu gönnen, um mich zu erholen.“
So habe er sich entschlossen, „von meinem Amt als Bischof von Caravelí zurückzutreten und um ein Sabbatjahr zu bitten. Meine Behandlungen und meine Genesungszeit werde ich in Deutschland verbringen, mit der emotionalen Unterstützung meiner Mutter und meiner Brüder und Schwestern.“
Nann dankte „Gott und dem Volk Gottes der Prälatur Caravelí für den gemeinsamen Weg in diesen Jahren. Ich bin glücklich und ein wenig müde zugleich. Ich bitte um Vergebung für meine Ungeduld und andere Fehler, die ich gemacht habe.“
Der nunmehr emeritierte Bischof war 1987 für das Erzbistum Freiburg zum Priester geweiht worden. In den 1990er Jahren ging er als sogenannter Fidei-Donum-Priester für einige Jahre nach Peru. Nach einer mehrjährigen Unterbrechung ging es für ihn im Jahr 2002 zurück. 2017 wurde er zum Bischof geweiht. Nann ist Mitglied beim Schönstatt-Institut Diözesanpriester.
Im März 2020, zu Beginn der globalen Corona-Einschränkungen, sorgte Nann für Schlagzeilen, als er seinen Priestern zunächst die Erlaubnis zu erteilen versuchte, Beichten telefonisch zu hören, diese aber wenige Tage später schon wieder rückgängig machen musste. Tatsächlich handelt es sich um keine gültige Beichte, wenn sie per Telefon vorgenommen werden soll.
Nach einer Missbrauchsstudie über das Fidei-Donum-Programm, also über jene Priester, die als Missionare aus Deutschland in verschiedene Länder der Welt gesandt wurden, erklärte Nann im Jahr 2022: „Ich leugne nicht und bin zutiefst beschämt, dass es auch unter Fidei-Donum-Missionaren Missbrauchstäter gab und gibt.“
In der Öffentlichkeit werde indes „durch Vermutungen ein ungerechter Generalverdacht hergestellt, als wären alle Fidei-Donum-Priester, oder doch zumindest ein großer Teil, Missbrauchstäter gewesen“.
„Fidei-Donum-Missionare werden auf eigenen Wunsch ausgesandt“, erläuterte Nann. „Die Bischöfe ‚entledigen‘ sich daher nicht unliebiger Priester, aber straffällig gewordene Priester können unter Umständen auf diese Weise aus Deutschland geflüchtet sein.“
Dies sei laut Akten „in 3 Fällen geschehen, unter aktiver Mithilfe von Emil Stehle. Von insgesamt 400 Fidei-Donum-Priestern waren das 3, also 0,75%. Es war zwar kein Einzelfall aber eben auch nur ein verschwindend geringer Prozentsatz.“
Im Jahr 2023 brachte Nann die Kritik am deutschen Synodalen Weg mit dem Begriff Klerikalismus in Verbindung. „In der Lateinamerikanischen Kirchenversammlung und beim Anhören für die Weltsynode wurde als Hauptproblem der Klerikalismus ausgemacht“, erläuterte er. „Ein Klerus, der sich als Kaste versteht und alle Macht in der Kirche in seinen Händen konzentriert und diese auch nicht abgeben will.“
„Diese klerikalistischen Kreise sind es, die den deutschen synodalen Weg als Schreckgespenst der Kirche an die Wand malen“, schlug der Bischof den Bogen. „Seine Themen sind hier zwar auch vorhanden aber noch weitgehend tabu und kaum mehrheitsfähig. Indem der deutsche Weg verteufelt wird, kann man indirekt den synodalen Weg der Weltkirche torpedieren und damit soll letztlich Franziskus selbst getroffen werden, der mit der Weltsynode wichtige Themen des II. Vatikanischen Konzils endlich umsetzen will: das Kirchenmodell des Volkes Gottes, das eine radikale Umgestaltung des pyramidalen und monarchischen Amtsverständnisses mit sich bringt.“
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