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Theologe Tück über Olympia: Anbindung an das, was einst heilig war, soll gekappt werden

Jan-Heiner Tück

Der Wiener Dogmatiker Jan-Heiner Tück hat nach der augenscheinlichen Verhöhnung des Letzten Abendmahls Jesu Christi bei der Eröffnungsfeier der Olympischen Spiele in Paris betont, der französische Laizismus sei „religionsproduktiv, genauer: ersatzreligionsproduktiv“.

Die Anbindung zu dem, „was früheren Generationen heilig war“, solle diskret gekappt werden, so Tück in einem Gastbeitrag für das Portal Die Presse. Dabei werde aber übersehen, „dass sich ein Drittel der Menschheit auch in der Gegenwart als christlich versteht. Tendenz steigend.“

Tück erinnerte, diese „Dissonanzen“ hätten schon vor Beginn der Olympischen Spiele begonnen, als das Kreuz auf einem Kirchengebäude auf den offiziellen Olympia-Plakaten wegretuschiert worden sei: „Offensichtlich hält man das Kreuz für Nicht- oder Andersgläubige für zu anstößig oder will, fast noch wahrscheinlicher, selbst nicht mehr damit identifiziert werden.“

Das Olympische Komitee habe nach der öffentlichen Kritik der französischen Bischöfe eine „halbherzige“ Entschuldigung abgegeben. Gleichzeitig bestreite der Regisseur Thomas Jolly, das Letzte Abendmahl in der von Leonardo da Vinci gemalten Version als Vorlage für seine Inszenierung verwendet zu haben.

Für Tück ist Jollys Erklärung „scheinheilig“: „Jeder kennt das letzte Abendmahl von da Vinci und wird daran erinnert, wenn er entsprechende Figurenkonstellationen sieht.“

Auch die unterstützenden Kommentare zu Jollys Erklärung, die auf eine Anlehnung der Szenerie an das „Fest der Götter“ von Jan van Bijlert verwiesen, überzeugten Tück nicht. „Das mag für kunsthistorisch Beschlagene eine interessante Spezialdebatte sein. […] Aber kann man so tun, als gäbe es keine kulturellen und religiösen Codes der Wahrnehmung?“, fragte er.

Schließlich hob Tück den Fall eines brasilianischen Surfers hervor, dem es Medienberichten zufolge verboten wurde, die berühmte Christus-Statue von Rio de Janeiro auf sein Surfbrett zu malen: „Die negative Religionsfreiheit hat die positive absorbiert: Religiöse Zeichen werden nicht geduldet. ‚Vive la laïcité!‘ Große Ausnahme – die Ersatzreligion des Anything goes aller Lebensstile.“

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