Ministerpräsident Haseloff: Glaubensleben in DDR „war für uns nie normal“

Redaktion, 04 Oktober, 2025 / 9:00 AM

Reiner Haseloff, der katholische Ministerpräsident von Sachsen-Anhalt, hat angesichts seiner Kindheit und Jugend in der damaligen DDR klargestellt: „Glaubensleben in einem kommunistischen, antikirchlichen Umfeld war für uns nie normal.“

„1968, als alle die Jugendweihe besuchten, gingen mein evangelischer Schulkamerad und ich als einzige in der Klasse zur Firmung bzw. Konfirmation“, erinnerte der CDU-Politiker im Gespräch mit dem Kölner Domradio am Donnerstag. „Es war eine bewusste Entscheidung und man muss gut argumentieren können, wenn die Marxisten versuchen, einen als Verwirrte und ewig Gestrige darzustellen, weil man angeblich nicht bereit waren, die wissenschaftliche Weltanschauung zu akzeptieren.“

Dies sei für ihn auch ein Grund gewesen, „Physik studieren: Das war ein relativ ideologiefreier Raum, der mich nicht in Gewissenskonflikte brachte.“

„Wir hatten sehr gute Pfarrer, die aus dem bis 1994 existierenden großen Erzbistum Paderborn aus den westlichen Bundesländern stammten“, sagte Haseloff. „Und Druck von außen erzeugt auch eine intensivere innere Reflexion darüber, warum man anders ist. Als Jugendlicher und Heranwachsender war das eine ganz bewusste Entscheidung, weil wir überzeugt waren, dass wir auf dem richtigen Weg sind.“

Außerdem habe er sich wie die anderen Katholiken in der DDR „Rom immer besonders nah“ gefühlt. „Ohne Johannes Paul II. wäre der Eiserne Vorhang möglicherweise nicht gefallen und die Wiedervereinigung Deutschlands nicht gekommen, denn Rom hat diese innere Teilung Deutschlands nie anerkannt, für uns war die Romtreue so etwas, wie eine letzte Schutzmöglichkeit.“

Haseloff ist seit 2011, also seit 14 Jahren, als Ministerpräsident für das Bundesland Sachsen-Anhalt zuständig. Bei der nächsten Landtagswahl, die 2026 stattfinden soll, wird der 71-Jährige nicht mehr antreten. Die jüngste Umfrage zeigte, dass die CDU nächstes Jahr ihren langjährigen Spitzenplatz in Sachsen-Anhalt an die AfD abtreten könnte.