Redaktion, 21 Oktober, 2025 / 4:00 PM
Einst ging die anglikanische Gemeinschaft aus König Heinrichs Bruch mit Rom hervor, da er seinen Ehebruch legitimieren wollte. Nun steht sie selbst vor einer Spaltung historischen Ausmaßes.
Nach der Wahl von Sarah Mullally zur ersten Erzbischöfin von Canterbury erklärte die GAFCON-Bewegung (Global Anglican Future Conference), die rund 80 Prozent der weltweiten Anglikaner vertritt, den Bruch mit Canterbury und der bisher offiziellen „Kirche von England“.
„Wir sind jetzt die Weltgemeinschaft Anglikanischer Kirchen“, erklärte Erzbischof Laurent Mbanda aus Ruanda, der seit 2023 als Vorsitzender der GAFCON-Primatenkonferenz fungiert.
Erst kürzlich haben auch die Anglikaner in Nigeria ihre „spirituelle Unabhängigkeit“ von der offiziellen „Kirche von England“ erklärt und sich GAFCON angeschlossen, wie CNA Deutsch berichtete.
Im März 2026 plant die Bewegung, ihre neue „Globale Anglikanische Gemeinschaft“ bei der G26-Bischofskonferenz in Abuja in Nigeria offiziell zu feiern.
„Wir lehnen die sogenannten Instrumente der Gemeinschaft ab, nämlich den Erzbischof von Canterbury, die Lambeth-Konferenz, den Anglikanischen Konsultativrat (ACC) und die Primatenversammlung, die es versäumt haben, die Lehre und Disziplin der Anglikanischen Gemeinschaft aufrechtzuerhalten“, betonte Mbanda weiter.
Mit dieser Spaltung erreicht der im 16. Jahrhundert unter König Heinrich VIII. entstandene Anglikanismus einen Wendepunkt. Ausgelöst durch den Streit um seine Ehe, spaltete sich Heinrich damals vom Papst ab und machte sich selbst zum Oberhaupt der „Kirche von England“.
GAFCON äußerte unmittelbar nach Mullallys Wahl scharfe Kritik. Beispielsweise wurde die Ernennung einer Frau zum Bischofsamt scharf kritisiert. „Die Mehrheit der anglikanischen Gemeinschaft glaubt weiterhin, dass die Bibel ein ausschließlich männliches Bischofsamt vorschreibt“, erklärte Mbanda in einer Stellungnahme laut BBC.
In der anglikanischen Gemeinschaft dürfen Frauen jedoch die Weihe empfangen, weil das Priestertum dort weitgehend als funktionales Amt und nicht als sakramentale Wirklichkeit verstanden wird. Diese Auffassung löst das Weiheamt von der apostolischen Tradition und der priesterlichen Repräsentation Christi als Bräutigam seiner Kirche. Bereits lange zuvor hatte Papst Leo XIII. erklärt, dass die anglikanischen Weihen grundsätzlich ungültig sind.
Weiter hieß es: „Wir erklären, dass die Anglikanische Kirchengemeinschaft neu geordnet wird, mit nur einer Grundlage der Gemeinschaft, nämlich der Heiligen Bibel, ‚die in ihrem einfachen und kanonischen Sinn übersetzt, gelesen, gepredigt, gelehrt und befolgt wird, unter Achtung der historischen und einvernehmlichen Lesart der Kirche‘.“
2008 entstand in Jerusalem die GAFCON als Reaktion auf die fortschreitende Liberalisierung der anglikanischen Kirche, insbesondere nach der Weihe des ersten offen homosexuellen anglikanischen Bischofs Gene Robinson in den USA im Jahr 2003.
Insgesamt umfasst die anglikanische Weltgemeinschaft etwa 85 Millionen Gläubige in 165 Ländern. Etwa zwei Drittel davon leben in afrikanischen Ländern wie Nigeria, Kenia und Uganda. Die GAFCON beansprucht, etwa 80 bis 85 Prozent der praktizierenden Anglikaner weltweit zu repräsentieren.
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