Redaktion, 22 Oktober, 2025 / 2:15 PM
Die an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg lehrende Theologin Ursula Nothelle-Wildfeuer hat vor Lobpreis als „Mittel zum Zweck der Evangelisierung sowie der Gemeindegründung“ gewarnt.
Konkret bezog sich Nothelle-Wildfeuer auf eine Stellenausschreibung in der Erzdiözese Köln, die einen Mitarbeiter „für Gemeindegründung mit Schwerpunkt Lobpreis“ gesucht habe. Es sei darum gegangen, „die Bemühungen des Fachbereichs Evangelisierung“ zu verstärken sowie „neue Wege der Verkündigung und der Glaubensweitergabe zu gehen“.
Die Theologin kritisierte in einem Beitrag für die „Herder Korrespondenz“ am Dienstag, Lobpreis, wie er in der Stellenausschreibung dargestellt werde, sei lediglich „Mittel zum Zweck der Evangelisierung sowie der Gemeindegründung, nicht das Ergebnis einer Erfahrung des Gottes, der den Weg mit den Menschen durch Freude und Hoffnung, Trauer und Angst geht“.
„So verzweckter Lobpreis knüpft bekanntermaßen an die evangelikalen und neucharismatischen Bewegungen an und will von deren Worship-Musik lernen“, fuhr sie fort. „Diese verspricht das unmittelbare Erleben der Gegenwart Gottes. Worship – ein individueller Gottesbeweis? Und damit das bestens geeignete Mittel zur Evangelisierung?“
„Kann Evangelisierung im Modus der Worship-Musik gelingen, die auf Wiederholung, Vereinfachung und eine Sprache der totalen Hingabe setzt?“, fragte Nothelle-Wildfeuer. Dann kritisierte sie: „Verkündigung, die sich auch zugleich mit den vielfältigen Anfragen der Moderne an Religionen und die Kirche auseinandersetzen muss, wird ersetzt durch populistisch anmutende einfache Antworten.“
„Wo komplexe Glaubenswahrheiten, existenzielle Spannungen und ethische Zumutungen in eingängige Schlagworte aufgelöst werden, ersetzt Emotion das Urteil“, so die Theologin. „Gehört nicht zur Verkündigung des Glaubens doch auch immer die vernünftige Auseinandersetzung mit seinen zentralen Aussagen?“
Nothelle-Wildfeuer konstatierte: „Wenn der christliche Glaube als emotionale Stimmung ohne inhaltliche und theologische Substanz vermittelt wird, birgt dies die große Gefahr der Indoktrination und Manipulation. Aber ist nicht nach dem Zweiten Vatikanum völlig klar, dass Evangelisierung zur Freiheit des Glaubens und der Glaubensannahme führen muss? Wie kann die Kirche dem Eindruck wehren, dass Evangelisierung durch Lobpreis es allein auf Kirchenwachstum, nicht aber auf ein verantwortetes Ja zum Glaubensbekenntnis abgesehen hat?“
Im Internet ist die Stellenausschreibung weiterhin abrufbar. Eindeutig zeigt sich dort, dass es sich um eine Position mit vornehmlich musikalischer und liturgischer Verantwortung handelt. Es geht aus der Stellenausschreibung nicht hervor, dass die Katechese an den Orten, in denen der Mitarbeiter „für Gemeindegründung mit Schwerpunkt Lobpreis“ tätig wird, vernachlässigt wird.
Auch die Anschuldigung von Nothelle-Wildfeuer, „dass Evangelisierung durch Lobpreis es allein auf Kirchenwachstum, nicht aber auf ein verantwortetes Ja zum Glaubensbekenntnis abgesehen hat“, lässt sich nicht aus der Stellenausschreibung belegen.
Tendenziell legen Gemeinden, die verstärkt auf Lobpreis setzen, auch einen Schwerpunkt darauf, dass der Glaube nicht „ohne inhaltliche und theologische Substanz“ vermittelt wird, wie Nothelle-Wildfeuer dies unterstellte. So finden etwa die Adoratio-Kongresse in Altötting, das Glaubensfestival MEHR oder das Jugendfestival ZimZum, die liturgisch keineswegs auf traditionelle Formen setzen, regelmäßig Unterstützung durch angesehene Referenten, die den überlieferten Glauben der Kirche einem überwiegend jungen Publikum vermitteln.
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