Redaktion, 12 November, 2025 / 3:30 PM
Der Bischof der österreichischen Diözese Eisenstadt, die in besonderer Weise mit dem heiligen Martin verbunden ist, hat die Gläubigen zu „Martinstaten“ aufgerufen. In seinem Kanzelwort zum Martinsfest forderte Bischof Ägidius Zsifkovics: „Werden wir zu Handlangern des heiligen Martin! So können wir eine lebenswerte und liebenswerte Zukunft schreiben.“
„Gottes verheißene Zeit ist der Anbruch seines Reiches“, begann Zsifkovics. „Wir leben in dieser neuen Zeit, auch jene, die Gott noch nicht kennen oder Gott leugnen und jene, die Gott suchen und an ihn glauben, allem Zweifel zum Trotz. Auch ihnen sind Gottesferne und Gottesfinsternis nicht fremd.“
„Jede Zeit fordert heraus, auch unsere“, fuhr der Bischof fort. „Arbeitslosigkeit, wirtschaftliche Unsicherheiten, Inflation, Überteuerung, Pleiten, Einsamkeit, Verarmung, Entfremdung, mangelnde Solidarität, Verschuldung und Schuldzuweisungen, das Desinteresse am Menschen und die Flucht in Abhängigkeiten. Auch das Ausgeliefertsein an Influencer und Meinungsmacher kann zerstören. Politik, Sozialpartner, Länder, Gemeinden, Wirtschaftsgiganten und Global Players, Marktentwickler und Finanzjongleure stolpern über ihre eigenen Entscheidungen.“
Der heilige Martin habe ebenfalls „in einer verwundeten Zeit“ gelebt, so Zsifkovics, in der es „Völkerwanderungen, feindliche Übergriffe und Plünderungen, Zugriffe der Mächtigen und Armut, mangelnde Bildung und geknechtete Menschen“ gegeben habe.
„Aber auf ihn, den Heiligen von Tours, den Bischof der Armen, den Verkünder des Evangeliums und der greifbaren Liebe Gottes haben die Menschen gesetzt“, betonte der Bischof von Eisenstadt. „Bei uns, in vielen Ländern und weit über die Grenzen der abgesteckten Welt hat er bleibende Spuren hinterlassen. Er teilte nicht nur den Mantel, er teilte sein Leben, seinen Glauben, seine Talente, sein Gut, seinen Mut, seine Aufbrüche und er baute Brücken zu Gott.“
Es gelte für Christen, „den heiligen Martin für uns, unsere Zeit, für die Menschen um und mit uns“ zu entdecken, und zwar „lebensnah, im Dialog mit der Welt und im Dialog mit Gott. Dafür braucht es Zeit: Die geschenkte Zeit, die genützte Zeit, die verschenkte Zeit, die geliehene und gewonnene Zeit, unsere konkrete Zeit.“
„Die Flucht aus der Zeit in eine virtuelle Welt mit ihren Blasen, führt zu einer Unterschreitung der menschlichen Wirklichkeiten und baut an einer Scheinwelt der Verdächtigungen, Verschwörungen und der Entfremdungen“, warnte Zsifkovics. „Diese Flucht trennt die Menschen vom Menschen und die Menschen von Gott. Gott aber lebt in keiner Scheinwelt, sondern in unserer konkreten Welt.“
Christen müssten also „Menschen sein, die die Menschen mit Gott in Berührung bringen, die Menschen versöhnen und sich für die Menschen und für Gott aufreiben. Dafür braucht es Nähe, Sensibilität, offene Augen, Achtsamkeit, Liebe, Aufmerksamkeit und die Bereitschaft, Zeit zu teilen und Zeit zu schenken.“
Als konkrete Vorschläge für solche „Martinstaten“ formulierte Zsifkovics eine ganze Liste, darunter „Kranke, Alte und Gebrechliche in den Spitälern, daheim und in den Pflegeheimen besuchen, Einkäufe tätigen, Fahrdienste anbieten, besorgt Nachschau halten, zuhören, auch wenn die alten Lebenserzählungen immer neu aufgetischt werden, trösten und Mut zusprechen“.
Auch könne man beispielsweise mit Schülern „Aufgaben lösen, Nachhilfe leisten, Defizite ausloten, sie begleiten, besonders dann, wenn sie vom Leben zurückgeworfen, vergessen und aus der Spur gedrängt werden“.
„Allen diesen Menschen beizustehen, für sie Ohren und Augen aufzumachen, sie anzureden, für sie tätig zu werden und ihre Not zu kennen, entspricht einer echten Martinstat“, erklärte der Bischof. Dabei gelte: „Martinstaten werden nicht hinausposaunt, sie geschehen still und werden gesetzt, auch dann, wenn sich der Mensch dem Menschen, Gott und sich selbst gegenüber entfremdet.“
Überhaupt dürfe und müsse „nicht alles finanziert, von der Kirche abgesegnet, vom Staat, vom Land, von den Gemeinden und von anderen Organisationen gestützt werden“. Es brauche vielmehr freiwilliges, ehrenamtliches und verschwenderisches Engagement.
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