Montag, Dezember 22, 2025 Spenden
Ein Dienst von EWTN News

Zukunft von Kloster Wonnenstein ungewiss nach Warnungen vor neuer Gemeinschaft

Kloster Wonnenstein

Nach dem Auszug der letzten Kapuzinerin steht das traditionsreiche schweizerische Kloster Wonnenstein vor einer ungewissen Zukunft. Die geplante Ansiedlung der Gemeinschaft „Maria Stella Matutina” sorgt für Kritik und zwingt das Bistum St. Gallen zu einer Neubewertung.

Im Oktober 2025 verließ die letzte Kapuzinerin, Schwester Scolastica Schwizer, das denkmalgeschützte Appenzeller Kloster. Ende November kündigte der Trägerverein daraufhin die Ansiedlung der Gemeinschaft „Maria Stella Matutina“ ab Advent 2026 an.

Kürzlich teilte die Bistums-Kommunikationsbeauftragte Isabella Awad jedoch gegenüber kath.ch mit: „Viele Reaktionen haben uns vor eine neue Faktenlage gestellt. Wir nehmen die besorgten Äusserungen der Betroffenen und Schweizer Ordensoberen sehr ernst und evaluieren die Situation neu.“

Die Kritik richtet sich dabei weniger gegen die Gemeinschaft selbst als gegen ihre umstrittene Entstehungsgeschichte. Ihre Wurzeln liegen in der Johannesgemeinschaft, die 1975 vom französischen Dominikaner Marie-Dominique Philippe gegründet wurde.

Diese Verbindung ist zentral für das Verständnis der aktuellen Kontroverse: Philippe ist ein Missbrauchstäter, der über Jahre hinweg Ordensfrauen sexuell missbrauchte, wie vor einigen Jahren bekannt wurde.

2019 widmete ihm der Sender Arte den Dokumentarfilm „Gottes missbrauchte Dienerinnen“. 2023 veröffentlichte die Johannesgemeinschaft selbst einen Bericht, der sexuellen und spirituellen Missbrauch durch Philippe und mindestens 72 Brüder dokumentiert.

Die 1982 gegründeten Kontemplativen Schwestern der Johannesgemeinschaft entwickelten unter ihrer langjährigen Generaloberin Alix Parmentier problematische Strukturen. Im Juni 2009 griff Kardinal Philippe Barbarin ein: Parmentier wurde zum Rücktritt aufgefordert. Die kirchliche Untersuchung sprach von „Funktionsstörungen in der Unternehmensführung und Machtmissbrauch“.

Im November 2009 stellte Rom die Gemeinschaft unter die Aufsicht eines apostolischen Kommissars. Vier führende Schwestern – Alix Parmentier, Marthe Hubac, Isabelle Hubac und Agnès Godemel – wurden angewiesen, außerhalb der Gemeinschaft zu leben.

Ein Teil der Schwestern versuchte, die kirchliche Entscheidung zu umgehen. 2010 flohen rund hundert Novizinnen nach Saltillo (Mexiko), um dort eine neue Gemeinschaft zu gründen. Der Vatikan wies sie jedoch zurück. 2012 gründeten sie in Córdoba (Spanien) ein neues Institut, das Papst Benedikt XVI. im Januar 2013 wegen disziplinarischer Verstöße wieder auflöste.

Ein Jahr später, unter Papst Franziskus, erhielten sie eine zweite Chance. Mit Unterstützung des spanischen Bischofs José Ignacio Munilla wurden am 25. Juli 2014 die Statuten von „Maria Stella Matutina“ abgesegnet. Die päpstliche Genehmigung war jedoch an klare Auflagen gebunden: Die vier zuvor ausgeschlossenen Schwestern durften nicht Teil der neuen Gemeinschaft sein. Diese Bedingung wurde nicht erfüllt.

Nach Recherchen der französischen Zeitung La Croix blieben die Ausschlussdekrete bis 2021 weitgehend wirkungslos. Erst am 19. Juli 2021 setzte Kardinal Braz de Aviz sie durch – sieben Jahre nach der Gründung. Doch laut La Croix verließen die sanktionierten Frauen die Gemeinschaft nie. Sie „üben weiterhin die vollständige Kontrolle über sie aus“.

Besondere Brisanz erhielt die Diskussion durch das Zeugnis der ehemaligen Novizin Jennifer Deal. Sie lebte zwischen September 2019 und März 2022 – mit Unterbrechung – in einer amerikanischen Niederlassung von „Maria Stella Matutina“ und veröffentlichte im Juni 2023 einen ausführlichen Bericht mit sieben zentralen Kritikpunkten: mangelhafte Aufnahmeverfahren, ausschließliche Fokussierung der Ausbildung auf die Philosophie Marie-Dominique Philippes, Isolation von externer geistlicher Begleitung und psychologischer Unterstützung, fehlende Grenzen in der Gewissensführung, sektiererische Abgeschlossenheit gegenüber der Kirche, fortdauernde Autorität der ausgeschlossenen Schwestern Marthe und Isabelle Hubac sowie die ungebrochene „heilige“ Verehrung des Gründers Philippe und der Mitgründerin Parmentier.

La Croix kommentierte, dass sich 15 Jahre nach den schwerwiegenden Missständen in der Gemeinschafts nichts geändert zu haben scheine.

Das französische Kollektiv „Réparez“, gegründet 2023 von ehemaligen Mitgliedern der Johannesgemeinschaft und Opfern spirituellen, sexuellen und finanziellen Missbrauchs, forderte, den geplanten Einzug in Wonnenstein zu verhindern.

In mehreren Beiträgen auf der Plattform X warnte das Kollektiv, das Bistum könne andernfalls „für die Fortsetzung der von ehemaligen Mitgliedern beschriebenen Verfehlungen verantwortlich gemacht werden“.

Die Gemeinschaft „Maria Stella Matutina“ wies die Vorwürfe gegenüber kath.ch entschieden zurück. Die Generalpriorin, Schwester Mary Thomas, erklärte, die Gemeinschaft sei „mit der Erlaubnis und Unterstützung von Papst Franziskus und unseren legitimen Autoritäten in der Kirche gegründet“ worden. Das Zeugnis von Jennifer Deal bezeichnete sie als Verleumdung.

Nun steht die Entscheidung des Bistums St. Gallen auf der Kippe. Das im Jahr 1379 gegründete Kloster Wonnenstein ist seit über 600 Jahren ein Symbol ununterbrochenen klösterlichen Lebens und wartet seit Jahren auf eine tragfähige Zukunft. Der Konflikt um Schwester Scolastica hatte dies bislang verhindert. Nun droht ein neuer Streit, das Erbe des Klosters zu gefährden.

(Die Geschichte geht unten weiter)

Erhalten Sie Top-Nachrichten von CNA Deutsch direkt via WhatsApp und Telegram.

Schluss mit der Suche nach katholischen Nachrichten – Hier kommen sie zu Ihnen.

WhatsApp Telegram

Unsere Mission ist die Wahrheit. Schließen Sie sich uns an!

Ihre monatliche Spende wird unserem Team helfen, weiterhin die Wahrheit zu berichten, mit Fairness, Integrität und Treue zu Jesus Christus und seiner Kirche.

Spenden

Die Besten katholischen Nachrichten - direkt in Ihren Posteingang

Abonnieren Sie unseren kostenlosen CNA Deutsch-Newsletter.

Klicken Sie hier