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Erst brauchen wir Gerechtigkeit, dann können wir Kondom-Frage stellen: Papst Franziskus

Papst Franziskus beantwortet Fragen von Journalisten auf dem Flug nach Rom zum Abschluss seiner Afrika-Reise am 30. November 2015
Papst Franziskus beantwortet Fragen von Journalisten auf dem Rückflug aus der Zentralalfrikanischen Republik am 30. November 2015.

Auf dem Flug zurück aus der Zentralafrikanischen Republik nach Rom hat Papst Franziskus sich wieder den Fragen der mitreisenden Journalisten gestellt. Dabei ging es um Korruption im Vatikan und anderswo, die Armut, Gespräche mit dem Islam die Reisepläne für Mexiko, und – auf die Frage eines deutschen Journalisten – wieder mal um die Frage, ob Kondome erlaubt werden sollten, um AIDS zu bekämpfen.

"Diese Frage scheint mir zu eng gestellt, und es scheint eine partielle Frage zu sein", antwortete Papst Franziskus.

"Ja, es [die Verwendung von Kondomen] ist eine der Methoden. Die Morallehre der Kirche steht in dieser Frage vor einer Perplexität: Das fünfte oder sechste Gebot über das Leben, oder dass sexuelle Beziehungen offen sind für das Leben...aber das ist alles nicht das Problem. Das Problem ist größer. Diese Frage erinnert mich daran, was sie einst Jesus fragten, ob es den Gesetzen entspräche, am Sabbath zu heilen. Aber Mangelernährung, die Entwicklung der Person, Zwangsarbeit, der Mangel an Trinkwasser: Das sind die Probleme. Lasst uns nicht darüber reden, ob jemand dieses oder jenes Pflaster für eine kleine Wunde verwenden kann. Die ernste Wunde ist soziale Ungerechtigkeit, ökologische Ungerechtigkeit, Ungerechtigkeit die...ich mag es nicht, über solche Fallbeispiele nachzudenken, wenn Menschen durch einen Mangel an Trinkwasser sterben, an Hunger, Umweltschäden.

Wenn all diese geheilt sind, wenn es keine Krankheiten mehr gibt, keine Tragödien, die der Mensch anrichtet, sei es aus sozialer Ungerechtigkeit oder um Geld zu verdienen – ich denke an den Waffenhandel – wenn diese Probleme nicht mehr existieren, dann denke ich können wir die Frage stellen: "Ist es rechtmäßig, am Sabbath zu heilen?" Denn, wenn der Waffenhandel weiter geht...Kriege sind die größte Todesursache...Ich würde sagen, denkt nicht darüber nach, ob es rechtmäßig ist, am Sabbath zu heilen. Ich würde der Menschheit sagen: "Schafft Gerechtigkeit". Und wenn alle geheilt sind, wenn es keine Ungerechtigkeit mehr gibt, dann können wir über den Sabbath reden."

Die mit Spannung erwartete Reise nach Mexiko war Thema der Frage von Martha Calderon, Journalistin von CNA/EWTN News. Sie wollte wissen, ob eventuell auch Reisen in andere Länder Zentral- und Südamerikas in Planung seien.

"Reisen in meinem Alter ist nicht gesund", sagte Papst Franziskus. Dennoch wolle in Mexiko die Jungfrau von Guadalupe besuchen, denn sie sei "die Mutter Amerikas". Nur deshalb werde er Mexiko-Stadt ansteuern. Danach werde er nach Chiapas reisen, an der Grenze zu Guatemala, nach Morelia und schließlich Ciuadad Juarez besuchen. Aber für das Jahr 2017 sei er zur "anderen Mutter Amerikas" eingeladen, nach Aparecida. Möglicherweise werde er von dort andere Länder besuchen, aber es gebe noch keine dahingehenden Pläne. 

Mit Blick auf die Gespräche mit muslimischen Glaubensvertretern vor dem Hintergrund des wachsenden Islamismus in weiten Teilen der Welt sagte Franziskus auf die Frage eines weiteren Journalisten, dass die Religionen zusammen ihre gemeinsamen Werte und Toleranz bekräftigen müssten.  

Muslime hätten viele Tugenden, und er habe die Erfahrung persönlicher Freundschaft mit einem Muslim. Die beiden Religionen teilten auch Dinge wie das Beten, Fasten, gemeinsame Werte. Er habe einen Imam heute im Papa-Mobil mitgenommen bei seinem Besuch der Moschee.

Auch im Katholizismus gebe es Fundamentalisten, erinnerte der Papst, "und zwar nicht wenige".

Außerdem sagte Franziskus: "Wir müssen auch um Vergebung bitten, Katherina von Medici war keine Heilige, und der Dreißigjährige Krieg, die Bartholimäus-Nacht...wir müssen um Vergebung bitten für fundamentalistische Extremisten in den Religionskriegen". 

Nach seiner Ankunft in Rom brachte Papst Franziskus, wie es seine Gewohnheit ist, der Muttergottes in der Basilika Santa Maria Maggiore Blumen. Nach einer halben Stunde, gegen 19:30 Uhr abends, brachte ihn ein Kleinwagen in den heimischen Vatikan.

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