Washington, D.C., 17 März, 2021 / 3:30 PM
Saint Patrick ist heute einer der bekanntesten – und vielerorts beliebtesten – Heiligen der Kirche. Er war Bischof und Missionar in Irland. Doch verbrachte der junge Patrick mehrere Jahre als Sklave und setzte sich von ganzem Herzen für Kinder ein, die in die Sklaverei entführt wurden.
Mit seinem flehentlichen "Brief an die Soldaten des Coroticus" versucht der Heilige, einem General des fünften Jahrhunderts die Schamesröte ins Gesicht zu treiben, dessen plündernden Soldaten erst vor kurzem von Patrick selbst getaufte Christen entführt hatten. Er verurteilt darin die Männer, die "wehrlose, getaufte Frauen wie Preise untereinander aufteilen".
Patrick schreibt, er wisse gar nicht, wen er mehr bedaure: Diejenigen, die getötet wurden, diejenigen, die gefangen genommen wurden, oder die Sklaventreiber selbst - " die der Teufel so tief verführt hat".
Der Brief ist umso ergreifender, als St. Patrick selbst ein ehemaliger Sklave war. In seinem Brief schreibt er, dass irische Plünderer ihn einst raubten und die Männer und Frauen abschlachteten, die Diener des Haushalts seines Vaters waren.
"Er wusste genau, was diese Sklaven durchmachten, weil er das Opfer eines solchen Überfalls war", erklärt Historikerin Jennifer Paxton, die als Professor für Irish Studies der Catholic University of America forscht und lehrt.
"Im fünften Jahrhundert war diese Art von Raubzügen auf den britischen Inseln weit verbreitet. [Patrick] wurde entführt, wir sind uns nicht sicher von welchem Ort im westlichen Großbritannien, und in die irische Gefangenschaft gebracht."
Er verbrachte sechs Jahre damit, Schafe für seinen Herrn zu hüten.
"Offensichtlich hat er seine Zeit als Sklave nicht genossen und wollte, dass sie zu Ende geht", so Paxton zu CNA. "Also hat er sich ganz klar mit diesen Opfern identifiziert."
Der Brief des Heiligen ist ein einzigartiges Zeugnis mittelalterlicher Geschichte.
"Wir haben keinen anderen Bericht aus der Ich-Perspektive darüber, wie jemand von Barbaren geraubt wurde und überlebt hat", erklärt die Historikerin. "Es gibt nichts Vergleichbares."
Der Brief wurde geschrieben, um an anderer Stelle vorgelesen zu werden, in der Hoffnung, dass Coroticus und seine Männer schließlich davon hören und unter den Druck der Bevölkerung geraten würden. St. Patrick sagte, dass alle, die den Brief hören, keinen freundlichen Umgang mit den Tätern haben sollten und nicht mit ihnen Essen oder Trinken teilen, bis sie ihre Gefangenen freilassen und "Gott mit strenger Buße und unter Tränenvergießen Genugtuung bereiten".
Die Historikerin Paxton erklärt, dass der Stil von St. Patrick "etwas defensiv" sei, weil "er gegen ungeheure Widrigkeiten ankämpft, und das auch weiß".
"Er bekommt diese Gefangenen, soweit wir wissen, nie wieder frei", fuhr Paxton fort. "Was wir haben, ist dieser Cri de Coeur, der durch die Jahrhunderte nachklingt. Aber er schaffte es nicht, sie zu retten."
Sie vermutet, dass St. Patrick "die ganze Tragik dessen empfunden haben muss, dass diese Menschen durch die Taufe neu vor der Verdammnis gerettet und (dann) in die Sklaverei verschleppt wurden".
Sklaverei ist ein bleibendes Problem, bis heute. In Nigeria, wo der heilige Patrick ein Schutzpatron ist, hat die militante islamistische Gruppe Boko Haram im Jahr 2014 mehrere hundert Mädchen aus einer Schule im Nordosten des Landes entführt.
Im Dezember 2014 unterzeichneten führende Religionsvertreter, darunter Papst Franziskus, im Vatikan eine gemeinsame Erklärung, in der sie zur Beseitigung der modernen Sklaverei aufrufen. Ein Bericht der Organisation "Walk Free" aus dem Jahr 2014 schätzt, dass weltweit fast 36 Millionen Menschen unter irgendeiner Form von Sklaverei leben.
(Die Geschichte geht unten weiter)
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Was St. Patrick anbetrifft, wurde sein Brief, der die Freilassung der Sklaven anstrebte, nicht sehr weit verbreitet: Das Schreiben wurde an einigen wenigen Orten verwahrt, darunter im "Buch von Armagh". Paxton sagt auch, dass der Brief in den christlichen Debatten über die Sklaverei, die ja jahrhundertelang als selbstverständlich galt, nur eine geringe Rolle spielte.
Der Rückgang der Sklaverei in Europa verdanke nicht viel den Bemühungen der Kirche, sagte sie. "Es waren mehr wirtschaftliche Kräfte, die zu seinem Niedergang führten, muss ich leider sagen", bemerkte Paxton und fügte hinzu, dass Coroticus selbst wahrscheinlich ein Christ war.
St. Patrick war bekannt für sein Leben voller Opferbereitschaft, Gebet und Fasten. Obwohl er nicht der erste christliche Missionar in Irland war, gilt er weithin als der erfolgreichste.
Paxton hat festgestellt, dass alle erhaltenen Texte Patricks tief "in der Heiligen Schrift verwurzelt" sind.
"Er schreibt im Grunde genommen in biblischen Zitaten. Das ist die Art und Weise, wie Patrick denkt", so die Historikerin.
Patricks Verwendung der Bibel ist zudem für einen mittelalterlichen Text sehr ungewöhnlich und selten, weil er gezielt aus vielen verschiedenen Teilen der Bibel zitiert: den Evangelien, der Apostelgeschichte und zahlreichen Passagen der Propheten im Alten Testament.
Paxton zufolge ist der echte Patrick eine wirklich "faszinierende Gestalt". In späteren Legenden wurde er zwar zu einem "wundertätigen Superhelden", der die Schlangen aus Irland vertrieb und Druiden im Kampf besiegte.
"Aber der echte St. Patrick, in seinen eigenen Worten, ist wirklich ein viel bewegenderes und inspirierenderes Vorbild für Christen von heute", so die Professorin.
"Irland war aufgrund dessen, was er leistete, nie wieder so wie früher. Das ist etwas, von dem ich denke, dass wir alle beeindruckt sein sollten: Jemand, der selbst sehr am Rande stand, der keine Hauptfigur in seiner eigenen Kirche war, der angesichts all dieser Hindernisse beharrlich geblieben ist und etwas wirklich Wunderbares erreicht hat".
Übersetzt und redigiert aus dem englischen Original. Erste Fassung veröffentlicht am 17. März 2019.
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