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Hunger, Hinrichtungen, Hilflosigkeit: Kardinal warnt vor Eskalation in Venezuelas Krise

Kardinal Baltazar Enrique Porras Cardozo am 12. Juni 2017 in Rom

Die dramatische Situation in Venezuela unter der sozialistischen Regierung des Landes hat sich weiter verschlechtert. Das hat Kardinal Baltazar Enrique Porras Cardozo gesagt.

"Wir leben in einer außergewöhnlichen und unerhörten Situation, die weder das Ergebnis eines Krieges noch eines bewaffneten Konflikts oder einer Naturkatastrophe ist und dennoch ähnliche Folgen hat. Das politische Regime, das Venezuela regiert, hat das Land zerstört und eine Atmosphäre sozialer Konflikte geschaffen, die sich ständig verschärft".

Porras ist Kardinalerzbischof von Mérida und Apostolischer Verwalter von Caracas. Er sprach am 8. Juli mit dem internationalen katholischen Hilfswerk Kirche in Not (ACN).

Unter der sozialistischen Regierung von Nicolas Maduro wurde das an Bodenschätzen und Ressourcen reiche Venezuela in eine schwere Krise und menschliche Not gestürzt, geprägt durch brutale Gewalt und einem Mangel an Lebensmitteln und Medikamenten, hoher Arbeitslosigkeit und Hyperinflation.

Seit 2015 sind mehr als 4 Millionen Venezolaner ausgewandert.

"Die Menschen gehen wegen ihrer wirtschaftlichen Situation und ihrer politischen Ideen, während andere wegen der Schikanen und Unterdrückung in dem Land, dessen Wirtschaftssystem inzwischen praktisch ruiniert ist", so der Kardinal.

Die katholische Kirche im Land sowie den Nachbarstaaten leistet Hilfe bei den Bedürftigen, wird jedoch selber massiv bedrängt – auch Kirchen wurden bereits angegriffen.

"Es gibt absolut keine Sicherheit vor dem Gesetz. Gleichzeitig gibt es keine Arbeit und keine angemessene Gesundheitsversorgung, es gibt keine Möglichkeit für die Menschen, auch nur das Geringste mit nach Hause zu nehmen, um ihre Familie zu versorgen", betonte der Erzbischof.

Anfang dieses Jahres erklärte sich der Oppositionsführer Juan Guaidó, Leiter der von der Opposition kontrollierten Legislative der Nationalversammlung, zum Interimspräsidenten Venezuelas und erklärte, dass der Sieg Maduros bei einer umstrittenen Wahl 2018 ungültig sei. Guaidó wurde von einer Reihe westlicher Regierungen anerkannt – trotz des Protests linker Kreise – konnte aber nicht die volle Unterstützung des venezolanischen Militärs gewinnen.

Kardinal Porras sagte gegenüber ACN, dass die in Oslo zwischen Regierung und Opposition geführten Verhandlungen "eine Gelegenheit sind, herauszufinden, ob es einen Willen zur Wiederherstellung der Demokratie gibt, die in diesem Land derzeit praktisch abgeschafft ist."

Er betonte, dass "die Regierung in den letzten 20 Jahren, als sie sich in Schwierigkeiten befand, häufig zum Dialog aufrief. Aber diese Appelle wurden nur gemacht, um die Spannungen abzubauen. Tatsächlich hatte die Regierung keinen wirklichen Wunsch, ernsthaft zu verhandeln oder überhaupt etwas einzugestehen. In dieser Situation hat ein großer Teil der Bevölkerung jegliches Vertrauen und den Glauben an die Idee des Dialogs verloren."

In einem vergangene Woche veröffentlichten UN-Bericht wird das sozialistische Regime beschuldigt, eine Vielzahl von Menschenrechtsverletzungen verübt zu haben, darunter eine hohe Zahl von "außergerichtlichen Hinrichtungen": Der willkürlichen Tötung politischer Gegner und "Unbequemer".

Kardinal Porras bestätigte den Befund der Vereinten Nationen:

"Wir sind zutiefst besorgt darüber, dass im letzten Jahr die Zahl der Menschen, die verhaftet, gefoltert, ermordet oder 'verschwunden' wurden, zugenommen hat und dass an diesen Aktionen nicht nur hochrangige Mitglieder des Militärs, sondern auch Mitglieder anderer Gruppen beteiligt sind."

Der Erzbischof warf Maduros Regime vor, bewusst Kraftstoff-, Nahrungsmittel- und Energiemangel als Mittel zur Machtkontrolle zu verwenden.

Sowohl "öffentliche als auch private Institutionen wurden zerstört", sagte Porras, "und die einzige Institution, die noch übrig ist, ist die Kirche".

(Die Geschichte geht unten weiter)

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"Dies ist unserer Nähe zu den Menschen und unserer Präsenz auf allen Ebenen der Gesellschaft zu verdanken", sagte er und fügte hinzu, dass die Kirche "den Mut hatte, auf die Mängel dieses Regimes hinzuweisen".

Infolgedessen sind die katholischen Schulen eingeschränkt, und ihre Institutionen sind "verbalen Drohungen und Belästigungen" ausgesetzt, so Porras weiter.

"Die Pfarreien werden von der Regierung, von den Gemeinderäten und den sogenannten 'colectivos', regierungsfreundlichen Volksgruppen angegriffen. Zum Beispiel in Caracas stehen die Mitglieder dieser Gruppen an den Kirchentüren und hören zu, was der Priester in seinen Predigten sagt, und wenn es ihnen nicht gefällt, dann beginnen die Drohungen", berichtete der Kardinal.

Porras sagte, dass die Kirche in Venezuela "ACN zutiefst dankbar ist, nicht nur für die materielle Unterstützung, sondern auch für die geistliche Nähe, vor allem das Gebet".

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