Vatikanstadt, 28 September, 2015 / 1:05 AM
„Mit harten Worten", wie er selber betonte, hat Papst Franziskus auf die Frage geantwortet, ob er Priestern vergeben könne, die Kinder missbraucht hätten und dies nicht bereuten.
Auf dem Rückflug von seiner USA-Reise nach Rom sagte der Heilige Vater wörtlich: „Wenn eine Person etwas falsch gemacht hat und sich bewusst ist, was er getan hat und nicht um Entschuldigung bittet, werde ich Gott bitten, ihn zur Verantwortung zu ziehen. Ich verzeihe ihm, aber er kann diese Verzeihung nicht erhalten, weil er sich der Vergebung verschließt. Wir müssen vergeben, weil uns allen vergeben wird. Es ist etwas anderes, diese Vergebung anzunehmen. Wenn ein solcher Priester sich der Vergebung verschliesst, wird er sie auch nicht erhalten, weil er die Tür von innen geschlossen hat. Und was bleibt, ist zu beten, dass der Herr die Tür öffnet", so Franziskus.
„Was ich sage, ist hart", betonte der Papst, und fügte hinzu. „So ist zu erklären, wie es Menschen geben kann, die ihr Leben verhärtet beenden, auf schlechte Weise, ohne die Zärtlichkeit Gottes zu erhalten."
Franziskus sagte auch, er habe Verständnis für Opfer oder Verwandte von Opfern, die ihrerseits nicht vergeben könnten: „Ja, habe ich. Ich bete für sie. Und ich urteile nicht über sie."
Der Papst erzählte, er habe einmal eine Frau kennengelernt, die ihm gesagt habe: „Als meine Mutter herausfand, dass ich missbraucht worden war, fing sie an, Gott zu lästern, verlor ihren Glauben und starb als Atheistin." Er könne diese Frau verstehen, sagte Franziskus: „Ich verstehe sie. Und Gott, der noch besser ist als ich, versteht sie. Und ich bin sicher, dass diese Frau von Gott aufgenommen wurde. Denn was begrapscht und zerstört wurde, das war ihr eigener Leib, der Leib ihrer Tochter. Ich verstehe sie. Ich urteile nicht über jemanden, der nicht vergeben kann. Ich bete und ich bitte Gott .... Gott ist ein Meister der erfolgreichen Suche nach Lösungswegen. Ich bitte ihn, es zu lösen."
Auf die Frage eines amerikanischen Journalisten, warum er bei seinem Treffen mit Bischöfen sein Mitgefühl auszusprechen, sagte Franziskus: „In Washington sprach ich mit allen US-Bischöfen, sie waren alle da, nicht wahr? Ich hatte das Bedürfnis, Mitgefühl zum Ausdruck bringen, weil etwas wirklich Schreckliches passiert ist. Und viele von ihnen haben gelitten, die nichts davon wussten. Ich habe ein Wort aus der Bibel, aus der Offenbarung des Johannes gewählt und sagte Ihnen: Ihr seid aus einer großen Bedrängnis gekommen [Offenbarung 7,14]. Was geschah, war ein großes Bedrängnis. Nicht nur das Leiden, wie ich heute auch den Opfern von Missbrauch sagte. Ich würde nicht sagen, eine Apotheose, aber schon fast ein Sakrileg."
Zwar gebe es Missbrauch leider in vielen Bereichen, etwa Familien und Schulen, so der Heilige Vater: „Wenn ein Priester Missbrauch verübt ist dies besonders schwerwiegend, weil es die Berufung des Priesters ist, diesen Jungen, dieses Mädchen wachsen zu lassen hin zur Liebe Gottes, zur Reifung und zum Guten. Doch statt dessen wird dies zerstört, und das ist fast ein Sakrileg, und ein solcher Priester ist ein Verräter seiner Berufung, den Ruf des Herrn. Aus diesem Grund ist die Kirche streng in dieser Hinsicht, und diese Dinge dürfen nicht vertuscht werden. Wer so etwas vertuscht, macht sich schuldig. Es gab sogar einige Bischöfe, die Missbrauch vertuschten. Das ist eine schreckliche Sache."
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