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"Das größte Geschenk": Interview mit Filmemacher Juan Manuel Cotelo über seinen neuen Film

Szene aus "Das größte Geschenk"
Das Filmposter

In einem spielerischem Dokumentarfilm nimmt sich Juan Manuel Cotelo, nach den erfolgreichen Filmen "Mary's Land" und "Footprints", dieses Mal dem Thema der Vergebung bzw. des Vergebens an. Neben der Erfahrung von selbstloser Liebe, gehört die Vergebung zu den schönsten Dingen, die Menschen widerfahren können. Schließlich sind beide auch stark miteinander verbunden.

Wie, das zeigt der spanische Journalist, Regisseur, Drehbuchautor, Produzent und Schauspieler Cotelo durch die Geschichten von Menschen, die authentisch ihren Weg der Vergebung erzählen: Es sind Massenmörder, Terroristen, Inhaftierte, Mütter, Väter und misshandelte Kinder, die berichten, wie Versöhnung tatsächlich geschehen kann und wie es somit zu echten "Happy Endings" kommt. Nach sehr erfolgreichen Vorstellungen in Österreich und der Schweiz kommt der Streifen am kommenden Freitag, den 18. Oktober in München im Rio Filmpalast und am 20. Oktober, im Cineplex in Köln zur Premiere des Filmes. Der Regisseur wird auch dieses Mal wieder bei der Erstausstrahlung seines Filmes anwesend sein.

CNA Deutsch sprach mit dem Filmemacher über sein neues Werk.

Herr Cotelo, was bewegte Sie dazu, nach den sehr erfolgreichen Filmen "Mary's Land" oder "Footprints", einen Film über Vergebung zu produzieren?

Alles begann mit einer Begegnung in Kolumbien. Dort habe ich einige Menschen getroffen, die teilweise sehr schwere Verbrechen begangen hatten und ihre Taten zutiefst bereuten. Diese Menschen hatten sich der Polizei gestellt, ihre Straftaten gestanden und ihre Strafen verbüßt. Und sie sagten zu mir: " Wir möchten um Vergebung bitten und würden es gerne mit deiner Hilfe tun."

Ich habe also einige Täter begleitet, wie sie Angehörige ihrer Opfer besucht haben und habe dabei gesehen, wie sie um Vergebung gebeten haben und ihnen vergeben wurde. Die Angehörigen haben Sie teilweise umarmt, geküsst, mit Ihnen gegessen getrunken und sogar gesungen...

Kurzum: Sie haben mit Ihnen das Fest der Vergebung gefeiert. Das war das Schönste, was ich je gesehen habe. Es hat mir sehr gut getan. Und so ist in mir der Wunsch entstanden, allen zu erzählen, dass jeder Konflikt, egal wie schwerwiegend er auch ist, durch Vergebung ein gutes Ende nehmen kann.

Was würden Sie zu Menschen sagen, die noch nie von Ihren Geschichten und Ihrer Art sie zu erzählen gehört haben; was ist Ihre größte Motivation und was Ihre wichtigste Intention?

Schon mit 16 wusste ich, dass ich Geschichten erzählen möchte, die es wert sind erzählt zu werden. Geschichten, die nicht nur unterhaltsam und interessant sind, sondern den Zuschauern Hoffnung schenken. 20 Jahre lang habe ich alle möglichen Geschichten erzählt, in jeglicher Form – im Fernsehen und Kino, bis ich die bewegendste Geschichte entdeckt habe, die man erzählen kann. In der Geschichte geht es darum wie sehr wir von Gott geliebt sind. Und wie das Leben, das und Jesus Christus anbietet, für alle Probleme des menschlichen Herzens eine echte Lösung sein kann. Ich hatte für mich festgestellt, dass diese Geschichte aktuell ist und dass sie sich jeden Tag ereignet, aber dennoch kaum erzählt wird. Die Hauptrollen spielen Gott und jeder Mensch – ohne Ausnahme. Es ist eine zugleich wahre, romantische, berührende, unterhaltsame und dramatische Geschichte. Und noch dazu ist sie heilsam und nicht nur interessant oder schön. Eine solche Geschichte ist es wirklich wert erzählt zu werden.

"Das Größte Geschenk" erzählt Geschichten über Menschen, die selbst das große Geschenk der Vergebung erfahren durften und Menschen, die sogar ihren eigenen Tätern vollkommen verziehen haben. Bedeutet das, dass die Vergebung immer auch aktive Liebe mit sich bringt? 
Die Botschaft von "das größte Geschenk" ist eine Botschaft der Hoffnung. Sie lädt uns dazu ein, den Konflikt zu beenden, den jeder Zuschauer außerhalb des Kino Saals im "echten" Leben haben könnte. Alle Hauptfiguren von "das größte Geschenk" haben gedacht, dass es für ihren Konflikt keine Lösung mehr gäbe und, dass es unmöglich sei den verlorenen Frieden wiederzufinden. Und trotzdem haben alle das Fest der Vergebung erlebt. Ja, die Liebe kommt mit allem zurecht. Nichts besiegt die Liebe; zu vergeben ist eine Tat der reinen Liebe!

Wie würden Sie die Beziehung zwischen Vergebung und Gerechtigkeit beschreiben? Haben Sie eventuell während ihrer Arbeit erfahren, dass tatsächlich manchmal, um Vergebung möglich zu machen, Gerechtigkeit bzw. Bestrafung notwendig war?

Alle Tugenden lassen sich immer miteinander vereinen. Die Gerechtigkeit als Tugend lässt sich perfekt mit der Vergebung vereinen. Beide Tugenden sind Zeichen der Liebe, der Nächstenliebe, also der wahren Liebe. Das Problem entsteht, wenn wir unter Gerechtigkeit Rache verstehen. Das verträgt sich nicht mit der Liebe.

Ein weiteres Problem kriegen wir, wenn wir unter Vergebung Straffreiheit vertstehen. Ich erinnere mich bespielsweise daran, dass ich als kleiner Junge, wenn ich mich schlecht benommen habe, von meinem Vater bestraft wurde und nicht aus meinem Zimmer gehen durfte. Ich wurde sauer und fragte ihn, um ihn unter Druck zu setzen: "Aber Papa, vergibst du mir?" Er antwortete darauf: "Ja, ich vergebe Dir, aber du musst deine Strafe abbüßen zu deinem eigenen Wohl. Dabei kannst du in Ruhe darüber nachdenken, was du falsch gemacht hast."
Diese Strafen haben mir letztlich sehr gut getan.

Ich habe auch eine Mutter kennen gelernt, die tatsächlich ihren eigenen Sohn angezeigt hat, weil sie wusste, dass er mit Drogen handelte. Und sie sagte mir, sie habe ihn angezeigt, weil sie ihn liebe. Die Gerechtigkeit und die Vergebung sind also absolut miteinander vereinbar.

Die Meisten, die interviewed wurden und ihre Geschichte erzählt haben, erwähnten immer wieder Gott und wie er ihnen geholfen hat. Aus katholischer Perspektive, habe ich mich gefragt, ob die heilige Beichte eine Art Schlüsselrolle auf dem Weg der Vergebung und des Vergebens gespielt hat?

Ich verstehe das nicht mit dem "aus katholischer Sicht". Es gibt nur eine Sichtweise, die ich verstehe. Die Sichtweise der Liebe. Und die Liebe stellt keine Einstufungen oder Grenzen auf. Alle Geschenke des Himmels sind für alle Kinder Gottes; das heißt für die ganze Welt. Die Sakramente sind nicht nur Geschenke für die Katholiken, sondern für alle Menschen. Als Jesus Christus die Sakramente eingesetzt hat, hat er niemals gesagt: "Das ist für die Einen und nicht für die Anderen"! Die Beichte besteht darin, Gottes Vergebung, seinen Trost und seine Stärke anzunehmen. Sie schenkt uns Stärke, wenn wir bekennen, dass wir schwach sind und dass wir seine Hilfe brauchen, um lieben zu können. Diese Umarmung Gottes vollzieht sich im Sakrament der Beichte und sie ist wirklich erneuernd. Ich habe so viele Wunder gesehen, die passiert sind, wenn jemand die Vergebung Gottes durch einen Priester empfangen hat. Dort zeigt sich die wahre Macht Gottes. Es ist die vollständige Wiederherstellung einer demütigen Person, die ihre Sünden bekennt. Gott erfüllt uns mit einem unerklärlichen Frieden, der zwar unerklärlich, aber real ist und Rache oder Traurigkeit durch Dankbarkeit und Hoffnung ersetzt.

(Die Geschichte geht unten weiter)

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Dies ist eine sehr persönliche Frage. Würden Sie sagen, dass die Produktion von "das größte Geschenk" Ihr persönliches Verständnis vom katholischen Glauben an Christi Opfer am Kreuz verändert hat?

Diesen Film zu machen hat mir geholfen aktiver um Vergebung zu bitten und zu vergeben. Es hat mir geholfen zu verstehen, dass die einzige Person, die jemand richten kann, Gott ist. Er ist der Einzige, der die persönliche Biografie von jedem menschlichen Herzen kennt. Außerdem hat es mir geholfen zu entdecken, dass das Evangelium nicht eine Geschichte in der Vergangenheit ist, weil Jesus Christus auf allen Wegen der Erde geht, um Menschen zu suchen, die durch mangelnde Liebe verletzt worden sind. Er trägt auch weiterhin die am meisten Verletzten und die Traurigsten auf seinen Schultern. Die Erlösung ist noch nicht beendet. Wir alle sind der verlorene Sohn, der nach Hause zurückgekommen ist und auf den der Vater mit Liebe gewartet hat. Und Jesus Christus geht los, um uns zu suchen – jeden Einzelnen.

Neben der Tätigkeit als Regisseur üben Sie auch die Tätigkeit des Schauspielers aus. Ist das nicht eine große Herausforderung Regie zu führen und gleichzeitig zu schauspielern? Und was genießen Sie mehr? Schauspielen oder Regie führen?

Schon als Kind habe ich geschauspielert. Meine Mama sagte mir, dass ich bereits in der Wiege, wenn ich geweint habe, eigentlich nur geschauspielert habe. Eine Rolle zu spielen gefällt mir einfach. Schon mit 6 Jahren habe ich meine ersten Auftritte vor Publikum gehabt und ich kann wirklich sagen, dass es mir heute noch so gut gefällt wie beim Ersten Mal. Seit meinem 23. Lebensjahr arbeite ich nun schon als professioneller Schauspieler und ich genieße es viel mehr auf der Bühne zu stehen, als Regie zu führen. Denn Regie zu führen bedeutet für mich eine sehr viel größere Anstrengung, als zu schauspielern. Mein Zuhause ist also definitiv die Bühne!

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