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"Die Zeit läuft ab": Irakischer Patriarch warnt vor tödlicher Gewalt im Land

Demonstranten auf dem "Platz der Befreiung" in der irakischen Hauptstadt.
Patriarch Louis Raphael Sako, Oberhaupt der Chaldäisch- Katholischen Kirche, am 11. Dezember 2015.
Demonstranten in Bagdad am 1. Oktober 2019

Angesichts der andauernden, tödlichen Proteste im mehrheitlich schitischen Süden des Irak hat der chaldäische Patriarch Louis Raphael Sako zu drei Tagen des Gebets und Fastens aufgerufen.

Allein am gestrigen Dienstag starben fünf Menschen bei einem Bombenanschlag in Bagdad, 80 weitere wurden verletzt.

"Als Kirche beobachten wir mit großer Sorge die Situation", so Sako, der seine Unterstützung der Anliegen der irakischen Bevölkerung gegenüber Medien betonte und warnte, dass das Land "in einen Tunnel mit unvorhersehbarem Ende gerät".

Rund 340 Tote haben die seit knapp zwei Monaten andauernden Unruhen laut der Agentur "Reuters" gefordert.

Aktivisten und Beobachter bezeichnen die Proteste mittlerweile als "Oktoberrevolution" oder "Tishreen Revolution" beziehungsweise "Irakische Intifada 2019". 

Die ersten Toten gab es mit Auftakt der Proteste am 1. Oktober. Tausende weitere Menschen wurden verletzt, seit Polizei und Sicherheitskräfte mit zunehmender Härte gegen die Demonstranten vorgehen, die in mehreren Städten im Süden des Landes gegen die Regierung und Korruption protestieren.

Die Zeit für eine Lösung sei bald abgelaufen, warnt der Kardinal in einem Beitrag, der am 25. November vom chaldäischen Patriarchat veröffentlicht wurde.

Die Protestkundgebungen seien ursprünglich eine "friedliche Volksbewegung, die nichts mit Parteien und Sekten zu tun hat", so Sako weiter, der sich damit Forderungen des schiitischen Ayatollahs Ali al-Sistani anschließt, der ebenfalls die Forderungen der Protestierenden als legitim bezeichnet hat.

"Diese jungen Leute drücken ihre Verzweiflung gegenüber der politischen Autorität aus, weil sie seit 2003 von dieser Autorität nur leere Reden und Versprechen hören und sich unterdessen die Korruption, eine sektiererische Mentalität und das private Horten der Ressourcen des Landes ausbreiten", so Sako laut "Fides".

Die Menschen wünschten sich endlich Stabilität und Sicherheit. Um diese zu erreichen, müsse die Regierung einen "Krisenstab" einberufen und konkrete Maßnahmen ergreifen.

Im Irak sind Schätzungen zufolge 97 Prozent der Bevölkerung muslimischen Glaubens; von sind etwa zwei Drittel Schiiten und ein Drittel Sunniten. Der Islam ist Staatsreligion. Christen – die seit etwa 40 nach Christus im Land präsent sind - machen heute aktuellen Schätzungen zufolge nur noch ca. 1 Prozent der Bevölkerung aus. Im Jahr 1950 sollen es noch zwischen 10 und 12 Prozent der Bevölkerung gewesen sein.

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