Genf, 23 Februar, 2016 / 9:17 AM
"Es gilt, menschliches Leben und seine Würde zu achten, um wen auch immer es sich handelt": Das hat der Vizepräsident des Internationalen Instituts für humanitäres Recht, Professor Michel Veuthey, bei der 21. Internationalen Humanitären Konferenz in Genf betont.
Es gehe nicht darum, etwa Menschen, die sich ergeben, danach zu beurteilen, ob sie Zivilisten sind oder eine Uniform tragen, so der Jura-Professor: "Das interessiert uns nicht, denn worauf es ankommt, ist ihr Leben und ihre Würde zu schützen. Ihr Status ist eine andere Geschichte." Veuthey ist nicht nur Professor für Internationales Recht an der Genfer Webster Universität, sondern auch stellvertretender ständiger Beobachter des Malteserordens bei den Vereinten Nationen in Genf.
Vorbereitung auf ersten "Welthumanitätsgipfel"
Das diesjährige Motto der Konferenz war: "In Richtung des Welthumanitätsgipfels"; Ziel war es, Fachleute, Wissenschaftler und Studenten, in Genf ansässige Mitglieder der internationalen Staatengemeinschaft sowie Repräsentanten der Zivilbevölkerung zusammenzubringen, um sich mit den Themen und Herausforderungen des Programmes des ersten Welthumanitätsgipfels zu befassen, ebenso wie mit neuen Strategien zur Bewältigung von Konflikten mit Blick auf den Schutz des menschlichen Lebens und seiner Würde.
Der Welthumanitätsgipfel (World Humanitarian Summit, WHS) findet am 23. und 24. Mai 2016 in Istanbul statt. Die aufwändig vorbereitete Initiative wurde vom Generalsekretär der Vereinten Nationen betrieben, Ban Ki-moon. Es handelt sich um ein Treffen von Regierungsvertretern, Hilfsorganisationen und Betroffenen humanitärer Katastrophen und Krisen. Ziel ist eine neue Agenda für humanitäres Handeln, sagt die UN.
Professor Veuthey betonte in seiner Rede, wie wichtig es sei, Personen mit moralischer Autorität in den Gipfel mit einzubeziehen: "Mauern aufzubauen, um bestimmte Gesprächspartner von diesem Dialog auszuschließen, ist - würde ich sagen - ein großer Fehler. Wir müssen alle mit ins Boot holen."
Michel Veuthey sagte weiter: "Als moralische Autoritäten sollten wir neben Papst Franziskus - der bewundernswert ist - auch den Erzbischof von Canterbury oder den russischen Patriarchen hören. Auch Muslime, Buddhisten oder den Dalai Lama... wer auch immer im Namen der Menschlichkeit spricht." sagte Professor Veuthey.
Rolle der Religionen unterschlagen?
Für viele Beobachter schien es, als habe in seinen jüngsten Botschaften zum Welthumanitätsgipfel der UN-Generalsekretär die Rolle der Religionen unterschlagen. Der Jurist Michel Veuthey differenzierte: "Ich würde nicht sagen, dass er sie nicht erwähnt hat. Aber er hat sie, sagen wir, nicht besonders betont. Das ist, denke ich, politisch korrekt, denn wie Sie wissen sind viele Mitgliedsstaaten der Vereinten Nationen und die meisten ständigen Mitglieder des Sicherheitsrates eher weltlich als religiös orientiert."
Eine oft gestellte Frage ist die nach der Wirksamkeit "glaubensbasierter Organisationen", wie die Diplomaten Religionen nennen, bei der Vermittlung und Bewältigung von Konflikten.
Nach Meinung von Professor Veuthey sind Religionsgruppen nur dann effektiv, wenn alle Beteiligten ihnen vertrauen. Er sagte: "Das Schlüsselwort heißt Vertrauen. Nicht nur Glauben, sondern auch menschliches Vertrauen."
Kritiker warnen, dass der bevorstehende Welthumanitätsgipfel in Istanbul nur eine weitere Konferenz von Diplomaten bleiben wird, wenn es nicht gelingt, dem eigenen Anspruch einer wirklich umfassenden Dialog-Plattform gerecht zu weden, die eine klare moralische Verpflichtung aller Beteiligten zum Schutz des menschlichen Lebens und dessen Würde auf den Weg bringt.
Genfer Konferenz eine Tradition mit neuer Relevanz
Vor diesem Hintergrund hat die Internationale Humanitäre Konferenz an der Webster Universität eine neue Relevanz bekommen. Dabei hat das Treffen in Genf längst Tradition, in der Stadt, die wegen ihrer weltweit höchsten Dichte an Organisationen und NGOs schon lange als internationale Hauptstadt der Humanität gilt. Seit 1996 wird die Konferenz in enger Zusammenarbeit mit dem Hohen UN-Flüchtlingskommissar (UNHCR) und dem Internationalen Komitee des Roten Kreuzes (ICRC) veranstaltet. Wie bereits in den Jahren zuvor findet die Konferenz unter der Schirmherrschaft der Republik und des Kantons Genf statt.
Dieser Bericht wurde von unserem Genfer Korrespondenten Christian Peschken, Pax Press Agency, verfasst. Der Bericht wird auch bei EWTN – Katholisches Fernsehen zu sehen sein im Rahmen des Magazins 'Vatikano'. Weitere Informationen zu Pax Press Agency, Genf unter www.paxpressagency.com
Hinweis: Dieser Blogpost und die darin wiedergegebenen Ansichten sind ein Beitrag des Autors, nicht der Redaktion von CNA Deutsch.
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