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Kommentar: Das Jahr der offenen Tür  

Papst Franziskus öffnet die Heilige Pforte im Petersdom am Fest der Unbefleckten Empfängnis, dem 8. Dezember 2015 zum offiziellen Auftakt des Jahrs der Barmherzigkeit.

Es ist Heiliges Jahr. Wollte man jemanden, der von der Kirche gar nichts weiß erklären, was das ist, so könnte man vielleicht den banalen Vergleich mit einer Behörde heranziehen, die "einen Tag der offenen Tür" feiert.

Jeder ist eingeladen herein zu kommen, und das Büro "von innen" her kennenzuernen. Natürlich ist die Kirche kein Verein, aber doch feiern wir ein Jahr der offenen Tür, durch die alle kommen dürfen, um die Kirche "von innen" her kennenzulernen.

In diesem Jahr gilt allen das Wort Jesu an die ersten Jünger, die noch keine Ahnung hatten, wem sie da begegnet sind: "Kommt und seht!"

Und so wie Johannes und seine Freunde erfahren durften, wo der Meister wohnt, so soll auch in diesem Jahr der offenen Tür, der kirchenkritische Mensch, der sich an den Strukturen der sogenannten Amtskirche reibt, erkennen können, dass hier Jesus wohnt. Buchstäblich: im Tabernakel. Und wie beim Tag der offenen Tür einer Firma liegt es an uns, ob man merkt, salopp ausgedrückt, wer unser "Chef" ist. Die Tür ist offen – mögen viele dahinter Christus und seine Jünger finden.

Das erste Buch der Bibel spricht von der Pforte zum Paradies, das letzte Buch der Heiligen Schrift von den zwölf Toren des himmlischen Jerusalems. Zwischen diesen beiden Büchern spannt sich die ganze Heilsgeschichte – vom Anfang bis zum Ende, von der Verheißung bis zur Erfüllung.

Im Bild der Türen, die sowohl in der Genesis als auch in der Apokalypse genannt werden, lässt sich zeigen, dass Gott uns Menschen nicht vor einer "zugeknallten" Tür stehen lässt, sondern, wenn auch vielleicht auf steilen und oft engen Wegen, durch weitgeöffnete Tore zum wahren Glück führen will.

Adam und Eva, die durch ihre Sünde das Paradies verloren haben, konnten nicht dorthin zurückkehren, weil ein Engel mit flammenden Schwert ihnen und ihren Nachkommen den Weg versperrte. Das Tor blieb bewacht und verschlossen. Für den Menschen gibt es keinen Weg, aus eigener Kraft das Heil zu finden, sich selbst zu erlösen oder gar ein neues Paradies auf Erden zu bauen. Nur Christus konnte diese Tür aufstoßen. "Denn verschlossen blieb das Tor, bis ein Heiland trat hervor" heißt es in einem der vielen Adventslieder, die von der Sehnsucht nach dem sprechen, der auf die Erden kommen sollte, um den Menschen wieder den Himmel zu öffnen. Die offenen Kirchentore in diesem Heiligen Jahr erinnern uns genau daran.

Im Heiligen Jahr der Barmherzigkeit stehen die Türen der Kirche weit offen und laden alle – ohne Ausnahme – ein, einzutreten. Ja, alle sollen in die Kirche eintreten: in das steinerne Gebäude, in dem Gott als seinem haus wohnt; in die Gemeinschaft auf Erden, in der er lebt. Kircheneintritt 2016 – Ja, bitte! Das ist die Botschaft des Heiligen Jahres.

Achtung: Schmale Pforte!

Jesus hat die Tür aufgestoßen, die zum Leben führt. Alle, die glauben und sich taufen lassen (Mk 16, 16), treten durch sie ein. Dieses Bild benutzt auch dass Zweite Vatikanische Konzil, um deutlich zu machen, dass es keinen anderen Weg zum Heil gibt:

"So ist es nötig, dass sich alle zu ihm, der durch die Verkündigung der Kirche erkannt wird, bekehren sowie ihm und seinem Leib, der Kirche, durch die Taufe eingegliedert werden. Christus selbst hat nämlich mit ausdrücklichen Worten die Notwendigkeit des Glaubens und der Taufe betont und damit zugleich die Notwendigkeit der Kirche, in die Menschen durch die Taufe wie durch eine Tür eintreten, bekräftigt. Darum könnten jene Menschen nicht gerettet werden, die um die katholische Kirche und ihre von Gott durch Christus gestiftete Heilsnotwendigkeit wissen, in sie aber nicht eintreten oder in ihr nicht ausharren wollten" (Ad Gentes, N° 7).

Fast möchte man neben diese Aussage des Konzils ein großes Warnschild stellen: "Achtung, schmale Pforte. Bitte bücken!" – Wie viele stoßen sich an dieser schmalen Tür den Kopf, weil sie sich nicht unter das Wort Gottes beugen, das von Jesus als dem einen und einzigen Weg zum Vater spricht? Wie viele bereiten sich Kopfzerbrechen darüber, wie der Herr diejenigen rettet, die ihn gar nicht kennen.  Braucht es denn wirklich Christus, um ein guter Mensch zu sein?

Auch hier antwortet das Missionsdekret des Konzils ganz klar: "Wenngleich Gott Menschen, die das Evangelium ohne ihre Schuld nicht kennen, auf Wegen, die er weiß, zum Glauben führen kann, ohne den es unmöglich ist, ihm zu gefallen, so liegt also doch auf der Kirche die Notwendigkeit der Evangeliumsverkündigung. Deshalb behält heute und immer die missionarische Tätigkeit ihre ungeschmälerte Bedeutung und Notwendigkeit."

Gottes Heilswille ist grenzenlos und umschließt alle Menschen, aber der einzige Weg, den wir kennen, ist jener schmale Pfad, der durch eine enge Pforte führt, bei der man sich auch die Großen dieser Welt bücken und kleinmachen müssen, um hindurchzukommen. Wir können den Menschen keine anderen Tore zeigen als unsere Kirchentüren.

Knocking on heavens door

Die Heiligen Pforten im Jahr der Barmherzigkeit sind Einladung zur persönlichen Umkehr, aber gleichzeitig auch zur Mission. Es ist der Rat der Neuevangelisierung, dem Papst Franziskus die Organisation dieses Jubiläums anvertraut hat, und damit wird deutlich, dass es – ganz bewusst im mehrfachen Sinne – auch um den "Kircheneintritt" geht.

(Die Geschichte geht unten weiter)

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An uns ist es, die Menschen so durch die Kirchentüre zu führen, dass sie sich nicht den Kopf stoßen. Wir müssen es ihnen leicht machen, ohne Ausverkauf zu Schleuderpreisen zu betreiben. Es ist und bleibt immer die enge Pforte, bei der man sich bücken und klein machen muss.

Was in dieser Welt vielleicht als "Erniedrigung" erscheint, weil ich nicht aufrecht und stolzen Schrittes voranmarschieren kann, ändert sich im göttlichem Blickwinkel – und den wendet das letzte Buch der Bibel an, wenn es davon spricht, dass die Scharen der Völker herbeiströmen, um die Hochzeit des Lammes zu feiern.

Johannes schaut das himmlische Jerusalem mit zwölf gewaltigen Toren, die in alle Himmelsrichtungen gehen, um anzudeuten, dass alle Menschen, egal welcher Rasse und Herkunft, Zugang zur Stadt Gottes haben sollen.

Wer es durch die enge Pforte schafft, indem er sich ein wenig bückt und kleiner macht, der entdeckt dahinter die wahre Freiheit und das Leben in Fülle (Joh 10, 10). An Stand vor der Paradiesestür ein bewaffneter Engel, der den Zutritt verweigert, so sind die Engel nun über den Toren postiert und gewähren freudig Einlass.

Wie viele dumme Witze suggerieren, dass man mit Petrus an der Himmelspforte doch noch verhandeln kann, um eingelassen zu werden. Knocking on heaven's door heißt in Wahrheit, an die Tür des Beichtstuhls zu klopfen und sich zu bücken – auf die Knie zu gehen – und durch die enge Pforte zu schlüpfen. Alle, die auf Erden nicht zu groß waren, um demütig durch Kirchentür zu treten, werden dort offene Tore finden, an denen man nicht anzuklopfen braucht, weil sie für die Kinder des Vaters immer offen stehen, die nun zu Mitbürgern der Engel werden.

Die Logik des Evangeliums "Wer sich selbst erniedrigt, wird erhöht" erfüllt sich gerade in diesem Bild der Engel über den Stadttoren. Diese "werden den ganzen Tag nicht geschlossen" (Offb 21, 25). Das bedeutet, dass es immer – zu jeder Zeit – ein offenes Tor gibt, das zu Gott führt. Ja, die Tür steht offen.

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