Minsk, 01 September, 2020 / 6:44 AM
Am gestrigen Montag, dem 31. August, haben weißrussische Grenzschutzbeamte dem Erzbischof von Minsk-Mahiljou und Vorsitzenden der katholischen Bischofskonferenz des Landes, Monsignore Tadeusz Kondrusiewicz, die Einreise verweigert.
Darüber berichtete ACI Prensa, die spanischsprachige Schwesteragentur von CNA Deutsch.
In einem Gespräch mit Catholic.by, der offiziellen Website der katholischen Kirche in Weißrussland, bestätigte der Weihbischof von Minsk-Mahiljou, Monsignore Yuri Kasabutsky, dass sein Erzbischof am Montag von einer Geschäftsreise im Ausland zurückkehren wollte.
"Am Grenzübergang Kuźnica Białostocka-Bruzgi verweigerten die Grenzschutzbeamten der Republik Weißrussland dem Oberhaupt des weißrussischen katholischen Episkopats die Einreise - ohne Erklärung" so Kasabutsky.
In einer späteren Nachricht bestätigte der Weihbischof, dass kein offizieller Kommentar zu den Gründen für die Verweigerung der Einreise abgegeben wurde.
Bischof Kasabutsky forderte den Klerus, die Ordensleute und die Gläubigen auf, "für unseren Hirten zu beten, damit der Herr ihn in der Zeit der Prüfung stütze und schenke, dass er so bald wie möglich zu seiner Herde zurückzukehren kann."
"Aus der Erfahrung unserer Vorfahren, die uns während der Verfolgung den Schatz des Glaubens als größten Wert weitergegeben haben, wissen wir, dass das Gebet eine Kraft hat, die alles vermag. Deshalb bitte ich Sie, unermüdlich für die katholische Kirche in Weißrussland, für unser Heimatland und für das gesamte weißrussische Volk zu beten, damit der barmherzige Herr uns, durch das Bildnis Unserer Lieben Frau von Budslau, vor allem Bösen rette und uns in all unseren Nöten Seine Gnade sende", fügte er hinzu.
Der Erzbischof von Minsk-Mahiljou, Erzbischof Kondrusiewicz, ist ein weißrussischer Staatsbürger, der in einer polnischen Familie geboren wurde. Er hatte vor Kurzem, nach der umstrittenen Präsidentschaftswahl vom 9. August, die Demonstranten verteidigt.
Letzte Woche hatte er eine Untersuchung gefordert zu Berichten, denengemäß die Bereitschaftspolizei die Türen einer katholischen Kirche in Minsk blockiert hatte, während sie Demonstranten von einem nahe gelegenen Platz entfernte.
Außerdem betete er am 19. August vor einem Gefängnis, in dem festgenommene Demonstranten angeblich gefoltert sein sollen.
Weißrussland zählt 9,5 Millionen Einwohner und grenzt an Russland, die Ukraine, Polen, Litauen und Lettland. Es war Schauplatz von Protesten seit Alexander Lukaschenko mit 80 Prozent der Stimmen zum Gewinner der Präsidentschaftswahlen erklärt worden war.
Die Wahlbeamte gaben an, die Kandidatin der Opposition, Sviatlana Tsikhanouskaya, habe 10 Prozent der Stimmen erhalten. Sie wurde mehrere Stunden lang festgehalten, nachdem sie sich beim Wahlkomitee beschwert hatte, und floh anschließend nach Litauen.
Zudem verhaftete die Polizei Tausende von Demonstranten, die eine Nachzählung der Stimmen gefordert hatten. Trotz strenger Unterdrückung wurden die Proteste im ganzen Land fortgesetzt.
Am 21. August traf sich Bischof Kondrusiewicz mit Innenminister Juri Karajew, um seine Besorgnis über die harte Reaktion der Regierung auf die Proteste auszudrücken.
Lukaschenko ist seit 1994 - drei Jahre nachdem das Land seine Unabhängigkeit erhalten hatte – Präsident von Weißrussland.
Kirche in Weißrussland
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Nach offiziellen Angaben bezeichnen sich etwa 40 Prozent der Menschen im Land nach dem Ende der Sowjetunion noch als "nicht religiös". Die Mehrheit der weißrussischen Bürger ist jedoch Anhänger einer Religion – allen voran der orthodoxen Kirche: Knapp die Hälfte der zehn Millionen Einwohner sind Anhänger der dem Partiarchat von Moskau zugehörigen Weißrussisch-Orthodoxen Kirche.
Die zweitgrößte Konfession ist die traditionell stark polnisch geprägte, im Westen des Landes konzentrierte Katholische Kirche. Katholiken machen verschiedenen Schätzungen zufolge zwischen 7 und 10 Prozent der Gesamtbevölkerung aus. Die Kirche im Land gliedert sich in vier Bistümer.
Neben diesen beiden großen christlichen Konfessionen gibt es zahlreiche Minderheiten, darunter protestantische, muslimische und jüdische Gemeinden.
Papst Franziskus hatte nach dem Angelusgebet vom 16. AugustGerechtigkeit und Dialog in Weißrussland gefordert.
In seiner Erklärung vom Montag forderte Bischof Kasabutsky die Priester auf, "die heilige Messe mit der Intention zu feiern, für unser Heimatland, die katholische Kirche in Weißrussland und unseren Erzbischof zu beten."
"Ich bitte um die Teilnahme möglichst vieler Gläubiger an den heiligen Messen und bei der Anbetung in den Kirchen und Kapellen. Ich lade Sie auch ein, sich bei den Kreuzen und in den Kapellen an den Straßen zu treffen und auch in den Häusern, um den Rosenkranz, den Barmherzigkeitsrosenkranz und andere Gebete gemeinsam zu beten" sagte er.
Am Ende erinnerte der Weihbischof daran, dass es "in diesem schwierigen Moment für uns alle" an der Zeit sei, "sich im Gebet zu engagieren" und "uns gegenseitig in jeder Situation zu unterstützen, weil wir eine große Familie sind."
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