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Kardinal Becciu zum Malteserorden: “Seid Zeugen des Evangeliums der Nächstenliebe”

Kardinal Angelo Becciu, Sonderbeauftragter des Vatikan für den Souveränen Malteserorden

"Wie viel Großherzigkeit in diesen neun Jahrhunderten! Wie viele großartige Männer und Frauen haben das Evangelium der Nächstenliebe bezeugt - nicht nur im Heiligen Land, sondern in vielen Teilen der Welt."

Neun Jahrhunderte nach dem Tod des Gründers des Souveräne Malteserordens feierte Kardinal Angelo Becciu, Präfekt der Kongregation für die Selig- und Heiligsprechungsprozesse eine heilige Messe in der Kathedrale in Scala, dem Geburtsort des seligen Gerhard. Kardinal Becciu ist auch Sonderbeauftragter des Papstes für den Souveränen Malteserordens seit der Krise im Orden im Jahr 2017, die zum Rücktritt des damaligen Großmeisters (Matthew Festing) und zu einer Zeit der Reformen führte, die noch nicht abgeschlossen sind, aber nun aufgrund des plötzlichen Todes des letzten Großmeisters, Giacomo della Torre, unterbrochen wurden. 

Die Gründung des Malteserordens geht auf das Jahr 1048 zurück. Kaufleute der alten Seerepublik Amalfi errichteten damals in Jerusalem eine Kirche, ein Konvent und ein Hospital, um Pilgern, ohne Unterschied von Glaubens und Rasse, Schutz und Obdach zu gewähren.

Der selige Gerhard Sasso (1040-1120) brach von Scala, einem kleine Ort in der Provinz Salerno (Kampanien) auf, kam ins Heilige Land und widmete dort sein Leben den Pilgern und Kranken. Er leitete die Gemeinschaft des heiligen Johannes zu Jerusalem, die das Hospital betreute und die dann zum Souveräner Ritter- und Hospitalorden vom Heiligen Johannes von Jerusalem von Rhodos und von Malta - in Kurzform Souveräner Malteserorden - wurde. Gerhard starb am 3. September 1120 in Jerusalem.

Bekannte Heilige und Selige, die dem Malteserorden angehörten, sind beispielsweise Clemens August Graf von Galen, Ildefons Schuster, Kaiser Karl I. von Österreich und die Päpste Paul VI. und Johannes XXIII.

Als Kardinal Becciu in Scala, dem Geburtsort des Seligen, die heilige Messe anlässlich seines 900. Todestages feierte, wandte er sich an die Mitglieder des Ordens (insgesamt 13.500, zusätzlich circa 80.000 freiwillige Helfe) und betonte: "Das Feld, auf dem ihr eure Nächstenliebe ausbreiten könnt, ist so groß wie die Welt. Ihr habt immer mit Großzügigkeit auf die Appelle aus den verschiedenen Teilen der Welt reagiert, die von Unglück getroffen wurden. Auch in Italien seid ihr in der schrecklichen Zeit von COVID-19 immer an vorderster Front gewesen, um den Bedürftigen zu helfen, sowohl im Gesundheitswesen, als auch in der Betreuung der alten Menschen und der Obdachlosen."

Kardinal Becciu sprach den Wunsch aus, das Fest des Seligen Gerhards möge für jedes Mitglied des Ordens ein Anlass sein, "sich nach der Qualität seines Engagements zu fragen und ob der Orden selbst der inspirierende Idee des Gründers entspricht."

Der selige Gerhard – so Kardinal Becciu - "hat verstanden, wie notwendig es war, dass das Evangelium und sein Zeugnis der Liebe gerade in jenem Land nicht fehlen durften, in dem Jesus geboren wurde und gelebt hat."

Kardinal Becciu erklärte, das Geheimnis "eines so großen und ununterbrochenen wohltätigen Wirkens des Malteserordens bestehe darin, dass man immer ´im Namen Jesu´ gehandelt habe." Er riet, "sich dessen klar bewusst zu sein und sich immer nur auf Jesus Christus zu beziehen, denn wir handeln in seinem Namen und in unseren guten Werken muss die Gegenwart Gottes durchscheinen."

Das Motto Tuitio fidei et obsequium pauperum (Schutz des Glaubens und
Dienst an den Armen) sei "das Zentrum der Mission des Malteserordens", so der Präfekt der Kongregation für die Selig- und Heiligsprechungsprozesse. Die "tuitio fidei" stellt den Glauben, also Gott, an erste Stelle und ist ein Aufruf an jedes Mitglied des Malteserordens, "ein Evangelisierer zu sein, der die Ideen der anderen respektiert, aufmerksam ist auf den kulturellen Kontext, nichts  aufzudrängt, aber fähig ist, durch Anziehung und Ansteckung den eigenen Glauben zu kommunizieren."

Der Kardinal betonte, dass in einer Welt, in der "der Individualismus ein erbarmungsloses Gesetz zu sein scheint“, die Ritter des Malteserordens gerufen sind, in Eintracht und brüderlicher Liebe zu leben, damit ihr Leben als Gläubige glaubwürdig sei und Früchte der Freude und des Friedens bringe."

Neue Mitglieder werden nicht vom "Blendwerk der Macht oder Ehren" angezogen werden, sondern vielmehr durch das Beispiel von Menschen, die "kohärent das Ideal des Evangeliums leben". Deshalb ist "die anderen zu lieben, wie Gott sie liebt" kein Optional, nichts Zusätzliches im Leben der Kirche, sondern es ist die vorrangige Anforderung, es ist das Gebot der Liebe."

Der Kardinal betonte, dass "der Malteserorden weiter existieren und Sinn haben wird, wenn die Liebe zu Gott sich mit der Liebe zu den Bedürftigen zu verbinden weiß - mit einer Liebe, die sich nicht auf eine einfache, episodische Assistenz beschränkt, sondern sich in einem intelligenten und der Zeit angemessenen Einsatz zeigt, um jene Strukturen des Unrechts zu bekämpfen, die zur Verunstaltung der Erde, zu sozialen Ungerechtigkeiten und zu einer endlosen Zahl von Entrechteten in den modernen Gesellschaften führen."

Das Gedenken an den seligen Gerhard "soll eine Ansporn sein, die Zeichen der Zeit gut zu deuten und den Orden in Treue zu seinem Charisma und als Antwort auf die vielen, die mit euch ernsthaft und kohärent das Evangelium leben wollen, neu zu formen. Die Kirche hat Vertrauen in euch, enttäuscht uns nicht! Die Welt blickt auf euch!"

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