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"Ängstlichkeit war wohl noch nie sein Ding": Ludwig Ring-Eifel über Papst Franziskus

Ein Smartphone zeichnet Papst Franziskus auf bei der Priesterweihe im Petersdom am Sonntag, 17. April 2016.

Weit mehr als nur ein Medienphänomen: Papst Franziskus prägt mit seinen Interviews und Pressekonferenzen gezielt die Anliegen seines Pontifikates. Ein neues Buch bündelt eine Auswahl dieser Auftritte und Gespräche mit verschiedenen Medien. CNA Deutsch sprach mit Herausgeber Ludwig Ring-Eifel. Der Journalist ist langjähriger Vatikan-Beobachter und Chefredakteur der in Bonn ansässigen "Katholischen Nachrichten-Agentur" (KNA).

Herr Ring-Eifel, Sie haben 13 Interviews und 9 Pressekonferenzen in "Die Interviews mit Papst Franziskus" zusammengefasst. Welcher der Texte liegt Ihnen persönlich besonders am Herzen, und warum?

Besonders gelungen finde ich das Vorgeplänkel im langen Gespräch des alten italienischen Agnostikers Eugenio Scalfari mit Papst Franziskus. Und das gilt, obwohl der Wortlaut durch Scalfari im Nachhinein vermutlich nicht ganz korrekt wiedergegeben wurde, weil der Interviews prinzipiell niemals mitschneidet, sondern lieber frei nacherzählt. Aber unabhängig davon ist der Dialog zwischen dem nichtglaubenden Links-Intellektuellen und dem Papst ein literarischer und ideengeschichtlicher Leckerbissen.

Ein anderer Text, der mir sehr gut gefällt, ist das Interview der niederländischen Obdachlosenzeitung "Straatnieuws" mit dem Papst. Es ist direkt und schnörkellos und sehr menschlich, ein richtig gutes Interview.

Sie haben den Papst auf seinen Reisen begleitet und erlebt. Entspricht Ihr persönlicher Eindruck dem, wie er und seine Aussagen öffentlich wahrgenommen werden?

Natürlich werden auch bei ihm einzelne Sätze aus dem Kontext gerissen und zugespitzt wiedergegeben. Das gehört inzwischen ja schon zu den Spielregeln öffentlicher Kommunikation. Das Erstaunliche bei ihm ist, dass seine öffentliche Wahrnehmung von solchen Gesprächsfetzen immer nur für kurze Zeit dominiert wird. Das, wofür er steht, und die Person, die er ist – beides kommt trotz seiner manchmal verunglückten Formulierungen und trotz aller möglichen Verzerrungen in der Summe gut rüber.

Ludwig Ring-Eifel (links) mit dem Trierer Weihbischof Leo Schwarz bei der Papstreise nach Bolivien im Juli 2015.

Auch ein erfahrener Hirte und Bischof wird erst in die Rolle des Papstes hineinwachsen: Haben Sie dahingehend etwas am Heiligen Vater beobachten können, oder ist er immer noch der gleiche Papst wie im März 2013?

Natürlich hat er viel dazu gelernt, auch im Umgang mit Medien. Als Erzbischof in Argentinien hat er die Journalisten eher gemieden, weil er, wie er einmal sinngemäß sagte, "nicht deren Spiel spielen wollte". Heute nutzt er sie ziemlich souverän und darf sich mehr Sprechfreiheit erlauben als die meisten Politiker. Ängstlichkeit war wohl noch nie sein Ding.

Einerseits ist Franziskus jemand, der – auch im Einstieg zu Ihrem Buch ist es erwähnt – dafür geschätzt wird, wie klar und direkt er im Auftritt ist. Andererseits gibt es viele, einander auch widersprechende, Interpretationen einiger seiner Aussagen, vor allem, wenn es um das Lehramt geht; aktuell etwa anläßlich seines nachsynodalen Schreibens, Amoris Laetitia. Wie erklären Sie sich diesen Eindruck?

Ich glaube in der Beziehung wirkt er, auch wenn das jetzt ein sehr kühner Vergleich ist, ähnlich wie Jesus. Oder wenn Sie es eine Nummer kleiner haben wollen: Ähnlich wie der Heilige Franz von Assisi. Er versteht es, mit Formulierungen und Gesten zu provozieren, und lässt sich dennoch meist nicht auf eine bestimmte Auslegung festnageln. Wenn er einmal nicht mehr da ist, werden sich wahrscheinlich zwei Auslegungsschulen entwickeln: eine "rechts-bergoglianische" und eine links-bergoglianische".

Wenn Sie heute noch ein exklusives Interview mit ihm führen könnten, welches Thema würden Sie wählen? Und was würden Sie ihn dazu fragen?

Besonders gerne würde ich mehr über seine rätselhafte Zeit als Promotionsstudent in Deutschland erfahren. Und welche Ideen er für die Verwirklichung der Einheit der Christen kurz- und langfristig hat, das würde ich ihn 500 Jahre nach der großen Kirchenspaltung im Westen auch gerne fragen.

Das von Ludwig Ring-Eifel herausgegebene Buch "Die Interviews mit Papst Franziskus" ist bei Herder erschienen und hat 384 Seiten. 

(Die Geschichte geht unten weiter)

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