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Ein verborgener Gründonnerstagsbrauch? Wie Gläubige die Karwoche durch das Sieben-Kirchen-Gehen anders erfahren

Die malerische Pfarrkirche St. Sebastian in Ramsau bei Berchtesgaden (Bayern)..

Das „Sieben-Kirchen-Gehen“ ist eine tiefgreifende Gründonnerstagstradition, die vor allem in den deutschsprachigen Nachbarländern wie Italien und Polen, aber auch in Lateinamerika und auf den Philippinen gepflegt wird. In Deutschland, Österreich und der Schweiz ist dieser erbauliche Brauch vielen Katholiken noch unbekannt – eine Gelegenheit zur Entdeckung bietet sich heute Abend.

Die Praxis des „Sieben-Kirchen-Gehens“ gestaltet sich folgendermaßen: Nach der Feier des letzten Abendmahls am Gründonnerstagabend begeben sich Gläubige – ob einzeln, in Familienverbänden oder als gesamte Pfarrgemeinde – auf den Weg, um sieben lokale Kirchen aufzusuchen. Diese Pilgerfahrt symbolisiert das Nachvollziehen der letzten Stationen Jesu, von seiner Festnahme am Gründonnerstag bis zu seinem Tod am Karfreitag.

In jeder der sieben Kirchen verweilen die Pilger vor dem Altar, betrachten die jeweilige Bibelstelle und widmen sich dem Gebet und der Anbetung. Das Ziel: Jesu Weg durch seine Passion geistig nachzuvollziehen und ihm geistlichen Beistand zu leisten.

Die erste Station erinnert an Jesu Weg vom Abendmahlssaal zum Garten Gethsemane, wo er sich in tiefer Gebetshingabe seinem bevorstehenden Leiden stellte.

Die Station in der zweiten Kirche betrachtet Jesu Überführung aus Gethsemane zum Haus des Hannas: Die ersten Schritte seines schmerzhaften Leidensweges.

In der dritten Station konzentriert sich Gebet und Meditation darauf, dass Jesus ins Haus des Hohepriesters Kaiphas gebracht wurde, wo er schweren Misshandlungen und Spott ausgesetzt war.

Die vierte Kirche thematisiert die Vorstellung Jesu vor Pontius Pilatus, den Beginn seines weiteren Martyriums.

Die fünfte Kirche folgt Jesu Überstellung an König Herodes, der ihn und sein heiliges Amt verhöhnte.

Die sechste Station erinnert daran, wie Jesus von Herodes abgeführt und zum zweiten Mal vor Pilatus gebracht wird und dann gegeißelt, mit Dornen gekrönt, verspottet und zum Tode verurteilt wird.

Die letzte Kirche erinnert daran, dass Christus das Kreuz auf seinen Schultern vom Prätorium, wo Pilatus der Forderung der Menge nach seiner Kreuzigung nachgab, zum Kalvarienberg trug, wo er unerträgliche Schmerzen erlitt, starb und in einem nahe gelegenen Grab bis zu seiner Auferstehung von den Toten am Ostersonntag zur Ruhe gelegt wurde.

Diese Tradition bietet eine einzigartige Möglichkeit, die Karwoche intensiv zu erleben und den Leidensweg Jesu mitzugehen. Sie eröffnet Raum für tiefe Betrachtung und geistliche Verbundenheit mit Christus in seiner Passion.

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