21. Juli 2017
In Deutschland leben immer weniger Katholiken, und von diesen leben immer weniger im Einklang mit den Sakramenten, Lehre und Geboten ihrer Kirche. Das ist die dramatische, aber wenig überraschende Bilanz der "Kirchenstatistik 2016". Einzige Ausnahme: Die Zahl der Taufen ist leicht gestiegen.
Wie die am heutigen Freitag veröffentlichten Zahlen der Deutschen Bischofskonferenz (DBK) bestätigen, ist zwar ein knappes Drittel der Deutschen katholisch; doch nur noch wenige gehen etwa zur heiligen Messe, und immer weniger nehmen die anderen Sakramente wahr.
Zudem ist die - leicht rückläufige - Zahl der Austritte mit über 162.000 annähernd so hoch wie die - leicht gestiegene - Zahl der Taufen (171.531). Eintritte und Wiedereintritte machen insgesamt gut 9.000 Personen aus.
In Deutschland lebten im Jahr 2016 insgesamt laut dieser Statistik gut 23,5 Millionen Kirchenmitglieder. Was deren Leben als katholische Christen betrifft, sind die Zahlen freilich alarmierend.
Sakrament der Versöhnung nicht aufgeführt
Lässt man einmal die regional sehr starken Unterschiede beiseite, um einen Eindruck dafür zu bekommen, wieviele Katholiken ihre Sonntagspflicht wahrnehmen, zeigt die DBK-Statistik, dass es im Schnitt gerade mal 10,2 Prozent sind. Das sind noch weniger als 2015.
Wieviele Katholiken in Deutschland im Jahr 2016 zur Beichte gegangen sind, teilt die DBK nicht mit. Dass es noch weniger sind als sonntags in die Kirche gehen, dürfte jedoch niemand bezweifeln.
Gleichzeitig wäre es eine wichtige Metrik dafür, wie groß bzw. klein die Minderheit der praktizierenden Katholiken wirklich ist.
Und was ist mit den weiteren Indikatoren? Die Zahl der Trauungen ist laut Statistik auf 43.610 gesunken (2015 waren es 44.398).
Gesunken ist aber auch die Zahl der Priester und sogar der Pfarreien – letztere wegen der "Strukturveränderiungen", mit denen mehrere Bistümer eine Lösung für den Priestermangel sehen. In den noch 10.280 Pfarreien sind im Jahr 2016 nur noch 13.856 Priester (2015: 14.087) sowie 3.296 Diakone (2015: 3.304) tätig gewesen.
Stellungnahme von Pater Langendörfer SJ
Die Antwort der DBK auf diese Zahlen teilte der Jesuitenpater Hans Langendörfer mit. Er ist seit über 20 Jahren Generalsekretär der DBK.
Er freue sich, dass fast ein Drittel der Bevölkerung zur katholischen Kirche gehöre, so der Ordensmann. Einer der Gründe für die rückläufigen Zahlen sei wohl der Kindermangel (wörtlich: der "demographische Wandel") im Land, doch mit Blick auf die Austrittszahlen sei auch klar, so Pater Langendörfer:
"Wir müssen den Menschen, die weggehen, aktiv nachgehen, um ihre Beweggründe zu verstehen und unser Handeln danach kritisch zu überprüfen, um es da – wo notwendig – auch neu auszurichten."
Wie der erfahrene Generalsekretär selber einräumt, ist die Statistik verbunden mit einer theologisch wie politisch umstrittenen Besonderheit der Kirche in Deutschland: Die Erhebung der Kirchensteuer.
"Der Austritt ist eine Form der Distanzierung, die in anderen Ländern nicht möglich ist. Doch zeigt er in jedem einzelnen Fall, dass die Weitergabe des kirchlichen Glaubens nicht vollständig gelungen ist."
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Das mag für die große Mehrheit zutreffen. Und wie diese zu erreichen sind: Darüber wird schon trefflich gestritten, und zuwenig getan. Immer wieder treten jedoch nicht nur Menschen aus, die den Glauben verlieren, sondern auch Katholiken, die sich weiterhin als Katholiken betrachten, mit ihrer Steuer aber nicht Aktivitäten und Einrichtungen finanzieren wollen, die damit aus ihrer Sicht nicht vereinbar sind. Die Konsequenz: Dafür werden sie offiziell aus der Kirche ausgeschlossen. Nicht nur theologisch ein fragwürdiger Vorgang.
"Evangelium mutig und freudig verkünden"
Unabhängig von der Frage, wie groß dieses speziell deutsche Problem ist: Pater Langendörfer betonte in der DBK-Mitteilung treffend, worum es für die Kirche gehen sollte.
"Wir sollten bei den Zahlenwerken nicht unseren eigentlichen Auftrag vergessen: Trotz manchmal stürmischer Zeiten das Evangelium mutig und freudig zu verkünden."
Die Crux ist freilich das Wörtchen "sollten" – und damit verbunden die Frage, wie diese Verkündigung in der Praxis aussieht. Die Zahlen zeigen deutlich: Der Weg der letzten Jahre und Jahrzehnte war hier nicht immer der richtige. Nun sind die Bischöfe am Zug - und jeder einzelne Katholik gefordert.
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