Pippi Langstrumpf wohnt in der Villa Kunterbunt – und sie macht sich die Welt, so wie sie ihr gefällt. Mit diesem Gestaltungsprinzip aus dem unterhaltsamen Kinderbuch von Astrid Lindgren argumentieren einige Theologen, ebenso Frauen und Männer, die in der Kirche tätig sind, besonders dann, wenn sie die Kirche neu erfinden möchten.

Aus dem Erzbistum Köln, das seit einiger Zeit im Brennpunkt erregter und verstörender Mediendiskurse steht, meldete sich Werner Kleine zu Wort, mit einer bemerkenswerten Deutung der Konstitution "Lumen gentium": "Ich persönlich sehe die Kirche mit der Lehre des Zweiten Vatikanischen Konzil eher als »Zeichen und Werkzeug für die innigste Vereinigung mit Gott wie für die Einheit der ganzen Menschheit« (Lumen gentium 1). In diesem Sinn sakramental ist sie, wenn in ihr das wahrhaft Menschliche widerhallt …"

Dieser Ansatz wäre für die Sakramententheologie revolutionär, doch das wäre ein Thema für theologische Dispute. Ich frage mich: Was mag das sein, das "wahrhaft Menschliche"? Wer nachlesen möchte, was in der Konstitution über die Kirche steht – dass Jesus Christus das "Licht der Völker" ist –, mag sich diesen Text zur Betrachtung für die Österliche Bußzeit vornehmen und vielleicht wie die heilige Mutter Teresa auf die Frage eines Journalisten, was sich als Erstes an der Kirche ändern müsse, antworten: "Sie und ich!" Die eine, heilige, katholische und apostolische Kirche taugt nicht als Wohlfühloase. Ebenso wenig spiegelt sich in ihr als Ziel allen Strebens das "wahrhaft Menschliche". Die Lehre der Kirche bietet mitnichten Leitlinien zu einem netten Aufenthalt in einem zeitgeistlich parfümierten Wellnessbad. Wer nun von einer Besinnung auf das "wahrhaft Menschliche" oder einer Bekehrung zu einem postmodernen Humanismus träumt, verkennt die Notwendigkeit der geistlichen Erneuerung durch, mit und in Christus. 

Notwendig wäre eine Abkehr von müßigen Debatten über die Kirche. Notwendig wäre ein Verzicht auf die beständige Klage über vermeintliche oder tatsächliche Fehler, Charaktermängel und Schwächen der anderen. Notwendig wäre ein Ende des ständigen, trostlosen Lamentos über die römisch-katholische Kirche. Notwendig wäre die Besinnung auf Christus. Auf einen vernünftigen, auch für Katholiken beherzigenswerten Gedanken des evangelisch-reformierten Theologen Jürgen Moltmann möchte ich hinweisen. Er spricht über die bestimmende Lebenswirklichkeit des Menschen, über das zuinnerst Menschliche, das vollkommen in Vergessenheit geraten zu sein scheint: nämlich über Sünde. In seinem Buch "Auferstanden in das ewige Leben" (Gütersloh 2020, 29 f.) betont Moltmann: "Sünde ist Gottlosigkeit und Gottlosigkeit hat Gottverlassenheit zur Folge, ganz gleich, ob man sich das als Strafe vorstellt oder nicht. … Sünde ist Absonderung von Gott und vom Leben, das Gott einem jeden Menschen bietet. Sünde ist tiefer als Schuld. Schuld ist der Bruch eines Verhältnisses zum Nächsten. Sünde ist der Bruch des Gottesverhältnisses. Sünde berührt darum den Grund der menschlichen Existenz." Über Sünde und Bekehrung sollten wir nachdenken. Die heilige Mutter Teresa lehrt uns, wie die Kirche – und damit jeder Einzelne von uns – sich ändern sollte.

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