21. September 2017
Bei den Vereinten Nationen in Genf haben der Heilige Stuhl, der Malteserorden und die Stiftung Caritas in Veritate am 14. September eine Nebenveranstaltung unter dem Motto "Das Menschenrecht auf Zugang zu sauberem Trinkwasser und sanitärer Versorgung" abgehalten.
Kardinal Peter Turkson, Präfekt des Dikasteriums für die ganzheitliche Entwicklung des Menschen, war einer der Hauptredner.
"Die menschliche Lebenswelt und die natürliche Umwelt sind untrennbar miteinander verknüpft. Gemeinsam entwickeln oder verschlechtern sie sich. Wenn wir deshalb die menschlichen und sozialen Probleme rund um den Zugang zu Wasser adäquat bewältigen wollen, müssen wir auch die ökologischen Gesichtspunkte berücksichtigen."
Viele Delegationen, unter anderem Andorra, Bangladesch, Brasilien, Ecuador, Äthiopien, Ghana, Deutschland, Italien, die Malediven, Marokko, Nicaragua, Peru, Spanien und die USA, sowie Nichtregierungsorganisationen nahmen an dem Treffen teil, das von Erzbischof Ivan Jurkovic moderiert wurde, dem ständigen Beobachter des Heiligen Stuhls bei den Vereinten Nationen und anderen Organisationen in Genf.
Für Léo Heller, den Sonderberichterstatter der Vereinten Nationen zum Menschenrecht auf Wasser und sanitäre Versorgung, ist der Zusammenhang von nachhaltigen Entwicklungszielen und (der Dimension der) Menschenrechten entscheidend – bei ihrer Umsetzung jedoch droht diese fundamentale Verknüpfung verloren zu gehen.
Die Konferenz fand am Rande der 36. Sitzung des UN Menschenrechtsrats statt.
Einige Tage zuvor hatte dort der Apostolische Nuntius in seiner Ansprache erklärt: "Alle Menschen haben ein Recht auf sicheres Trinkwasser. Es ist ein grundlegendes Menschenrecht und ein zentrales Thema der Welt von heute". Wasser sei eine natürliche Ressource, unerlässlich für das Überleben der Menschheit und aller Spezies auf Erden, und dass wir ein Bewusstsein für Wasser als allgemeines Gut haben müssten.
Er sagte weiter:
"Schritte, die von der Regierung unternommen werden, um den Zugang zu sicherem, verfügbarem, bezahlbarem und geeignetem Trinkwasser sicherzustellen, müssen bewusst und konkret und auf die volle Umsetzung des Rechts aller auf Wasser ausgerichtet sein."
"Wasser zu privatisieren wäre kriminell"
Während seines Besuchs der Genfer Botschaft des Heiligen Stuhls hatte ich die Gelegenheit, mit dem Kardinal zu sprechen. Ich fragte ihn zum Thema Weltbank und anderen Banken, die eine Schlüsselrolle spielen, wenn es darum geht, Zugang zu Wasser zu schaffen.
"Oft arbeiten sie sogar mit privaten Investoren zusammen. Wenn der Zugang zu Wasser und folglich zu sanitärer Versorgung, ein Menschenrecht ist, sollte es dann nicht von der Regierung subventioniert werden – zum Beispiel von reichen Staaten - anstatt für die Banken und Investoren zu einem Geschäft zu werden, das vom Profit getrieben ist?" Kardinal Turkson stimmte zu:
"Wenn die Weltbank und andere in das Thema Wasserversorgung einsteigen, sollte es in einer Weise geschehen, die es den Regierungen ermöglicht, ihren Verpflichtungen gegenüber den Bürgern nachzukommen - nicht um Unternehmen zu gründen, die aus dem Wasser eine Handelsware machen."
Das Internationale Zentrum für die Beilegung von Investitionsstreitigkeiten erklärt, etwa 10 Prozent des Wassers weltweit sei privatisiert, vor allem in Gebieten mit ernsthaften Wasserversorgungsproblemen.
Der Kardinal meinte dazu: "Man könnte fast sagen, dass die Luft privatisiert ist. Es ist für jeden beinahe undenkbar, dass die Luft, die wir atmen, Privateigentum sein könnte. Aber mit dem Wasser ist es genauso. Es kann nicht privatisiert werden. Es ist Teil der natürlichen Umgebung, des natürlichen Lebensraums der Menschheitsfamilie. Es zu privatisieren wäre – wenn ich das mal so ausdrücken darf – kriminell."
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UN erklärt Wasser zum "Gender"-Anliegen
Laut der UN-Hauptabteilung für wirtschaftliche und soziale Angelegenheiten ist das Recht auf Wasser und sanitäre Versorgung auch ein "Gender-Anliegen". Zitat: "Das Geschlecht bezieht sich nicht einfach auf Frauen und Männer, sondern auf die Art und Weise, wie ihre Eigenschaften, Verhaltensweisen und Identität(en) durch den Sozialisierungsprozess festgelegt werden."
Aus katholischer Sicht sind soziale Rollen zwar veränderbar, aber nicht von der biologischen Realität getrennt, erinnerte dazu Kardinal Turkson:
"Es gibt in einigen UN-Abteilungen Stimmen und Strömungen, die behaupten, dass wir nicht als Mann oder Frau geboren werden, sondern dies nur aufgrund der Rolle sind, die wir in der Gesellschaft einnehmen oder die uns zugeteilt wurde. Damit haben wir ein Problem. Denn was die Frage des Geschlechts angeht, glauben wir, dass dies durch die angeborene Gestalt unseres Körpers vorgegeben ist."
Die Katholische Kirche plädiert dagegen für einen ganzheitlichen Blick auf Gottes Schöpfung, und die Rolle des Geschöpfs Mensch darin.
Ich fragte den Kardinal, wie das Vatikanische Dikasterium für die ganzheitliche Entwicklung des Menschen, dem er vorsteht, hier zu Lösungen beiträgt, wenn die Weltgesundheitsorganisation prognostiziert, dass im Jahr 2025 die Hälfte der Weltbevölkerung in Wassermangelgebieten leben wird.
"Was haben wir also aktuell getan? Denn wir hatten früher schon einige Initiativen (...) Aktuell haben wir zu einem Laudato Si Wettbewerb aufgerufen. Es ist eine Initiative, die junge Unternehmer einlädt, Laudato Si zu lesen, sich die Herausforderungen anzusehen und Lösungsvorschläge einzuschicken. Letztes Mal waren einige dabei, die Filter entworfen haben. Wasserfilter. Um aus jeder Art von Wasser, ungeachtet seiner Quelle, Trinkwasser zu machen, gefiltertes, sauberes Wasser, das desinfiziert ist. Sie kamen tatsächlich mit einem Eimer voll schmutzigen Wassers, ja, schalteten den Filter ein und tranken davon. Ich habe auch davon getrunken und bin immer noch am Leben, sonst wäre ich ja heute nicht hier (lacht). Ein zweites und konkretes Beispiel ist der Fall Sudan. Dort soll ein Teil des Wassers von Gebieten die überflutet sind in andere ausgetrocknete Gebiete weitergeleitet werden. Das erfordert etwas Technologie wie auch das Aufbereiten und die Desinfektion des Wassers."
In "Laudato Si" bezeichnet es Papst Franziskus als ganzheitliche Ökologie, die Ausdruck Gottes Schöpfung ist: die Verflechtung von Mensch und Natur, Gesellschaft und Ökosystemen. Er schreibt, den Zugang zu Wasser zu verwehren bedeute, das Recht auf Leben zu verwehren.
Dieser Beitrag wurde von U.N.-Korrespondent Christian Peschken in Genf verfasst. Das Thema wird auch bei EWTN – Katholisches Fernsehen zu sehen sein im Rahmen des Magazins 'Vatikano'. Weitere Informationen zu Christian Peschken unter www.peschken.media
Hinweis: Dieser Blogpost und die darin wiedergegebenen Ansichten sind ein Beitrag des Autors, nicht der Redaktion von CNA Deutsch.