16. April 2022
Im 19. Kapitel des Johannes-Evangeliums berichtet der Zeuge selbst, wie die Kreuzigung vonstattenging. Als „alles vollbracht war“ und damit „die Schrift ganz erfüllt werde“ sprach Jesus:
„Mich dürstet.“
„Es stand aber ein Gefäß da voll Essig. Und sie füllten einen Schwamm mit Essig, steckten ihn auf einen Ysopstengel, und brachten ihn an seinen Mund. Da nun Jesus den Essig genommen hatte, sprach er: Es ist vollbracht! Und das Haupt neigend, übergab er seinen Geist“. (Joh 19,29.30)
Die Tatsache, dass einer der römischen Soldaten Jesus einen mit Essig getränkten Schwamm an seinen Mund hielt, damit er daraus seinen Durst löschen könne, ist an sich schon menschenverachtend.
Bei der Suche nach einem Hinweis, wieso ausgerechnet ein Schwamm, mit Essig getränkt und auf einen Zweig eines Baumes gesteckt Jesus hingehalten wurde, fand ich eine mögliche Erklärung dafür, die zu den Jesus zugefügten Grausamkeiten noch fehlte.
Die alten Römer kannten in öffentlichen Latrinen kein Toilettenpapier. Da sie jedoch reinlich waren, benutzten sie ein „Tersorium“ (griechisch: Xylospongium), der Überlieferung nach um sich das Gesäß abzuwischen und zu säubern – oder, laut neuer Forschungsergebnisse – als Vorläufer des modernen Toilettenbesens.
Ein „Tersorium“ war also ein Gerät zur Reinigung in einer Latrine, an dem ein mit Essig oder Salzwasser getränkter Schwamm befestigt war. Es bestand aus einem Stock, an dessen einem Ende ein Schwamm angebracht war. Wenn dieses „Gerät“ zur Benutzung kam, wurde der Schwamm mit Essig oder Salzwasser getränkt.
In der römischen Literatur findet das Tersorium Erwähnung. So etwa in einer Erzählung in einem Brief des Philosophen Seneca an den römischen Beamten Lucilius. Es ging um den Selbstmord eines germanischen Gladiators. Dieser wollte nicht in der Arena von einem wilden Tier zerfleischt werden und nahm sich darum den Schwamm des Tersorium und schob ihn sich selbst in die Kehle.
Vor dem Hintergrund der Kenntnis um die Nutzung eines Schwammes an der Spitze eines Ysopstengel durch römische Soldaten, wird das Anreichen desselben zum Getränk für Jesus noch unerträglicher.
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