Beginnend mit Isaak von Antiochien, der uns zuruft: "Beuge dich, Mensch, der du erzürnt bist gegen deinen Herrn", lädt 2Marianne Schlosser, Professorin für Theologie und Spiritualität, ein, in ihrem neuen Buch die Passions- und Osterzeit bis hin zum Pfingstfest zu betrachten.

Sie orientiert sich an alten liturgischen Traditionen aber auch an Kirchenvätern, Mönchen und bekannten Theologen. Wiederum mit Isaak von Antiochien bietet Schlosser die Möglichkeit, sich mit alten und wunderbaren geistlichen Texten zu umgeben. Damit macht sie deutlich: "Gott verlangt von dir nicht, dass du ihn bittest; er bittet vielmehr dich!"

Wie die ähnlich schöne Blütenlese von Marianne Schlosser zur Advents- und Weihnachtszeit aus dem Jahr 2020 ("Es haucht die Nacht ein neues Licht") ist auch das Buch "Das Leben hat besiegt den Tod. Gebete und Betrachtungen zur Passions- und Osterzeit" in einer schönen Aufmachung im EOS-Verlag der Erzabtei St. Ottilien erschienen.

Zu den jüngsten Autoren gehört Papst Benedikt XVI., der den Menschen als wirkliches Vorbild eines reifen Glaubens den heiligen Josef empfiehlt: "Lassen wir uns doch anstecken vom Schweigen des heiligen Josef." Dieses Schweigen sei keine "innere Leere", sondern "Zeichen dafür, dass sein Herz von einem tiefen Glauben" erfüllt sei. Dieser tiefe Glaube leitet "jeden seiner Gedanken und jede seiner Handlungen".

Im Christenleben geht es immer um die Nachfolge Christi. Dies ist mehr als wenn jemand sagt, er sei ein Christ. Der heilige Augustinus, der zu den älteren Autoren des Buches gehört, sagt dazu, dass der Mensch, der nachfolgen will, hören müsse, "auf welchem Weg er nachfolgen soll". "Es ist vielleicht eine schreckliche Stunde herangekommen, es wird die Wahl gelassen, ein Unrecht zu begehen oder ein Leiden auf sich zu nehmen" … "ziehe deinem Willen den Willen Gottes vor!"

Liturgische Texte der koptischen wie der ägyptischen Liturgie kommen ebenso vor wie solche der römischen Liturgie. Kürzere und längere Abschnitte, etwa von Kardinal Newman oder von Edith Stein, wechseln mit Gebeten und kurzen Meditationen. Das empfehlenswerte Buch ist ein guter Begleiter durch die Passions- und Osterzeit, aber auch ein Betrachtungsbuch für schwere Zeiten. Vor allem aber sei das Buch all jenen wärmstens empfohlen, die Freude haben, sich mit geistlichen Texten aus der christlichen Tradition zu befassen.

Passend zum heutigen Palmsonntag lesen wir aus einer Anaphora des hl. Johannes Chrysostomus:

"In jener Nacht, als er mit seinen Jüngern zu Tische lag,

übergab er sein Leben dem Tod

nach dem Willen seines Vaters

und nach seinem eigenen Wohlgefallen.

Man bemächtigte sich des Machthabers des Alls.

Man zerrte ihn in Wut, er folgte ihnen in Liebe.

Er wurde fortgeführt

und ging hinter ihnen wie ein sanftes Lamm …

Verurteilt wurde der, der die Sünde vergibt …

Gekrönt wurde mit der Dornenkrone derjenige,  

der mit dem Gewand des Schreckens die Cherubim bekleidet. …

Gibt es eine Demut, die so groß ist wie diese Demut?

Gibt es eine Geduld, die so groß ist wie diese Geduld?

Gibt es ein Schweigen, das so groß ist wie dieses Schweigen?

Gibt es eine Güte, die so groß ist wie diese Güte?

Gibt es eine Liebe, die so groß ist wie diese Liebe?

Was für eine Menschenliebe!

Die Liebe zog

den starken Sohn von seinem Thron

und führte ihn bis in den Tod."

 

 

Marianne Schlosser, "Das Leben hat besiegt den Tod, Gebete und Betrachtungen zur Passions- und Osterzeit" ist im EOS-Verlag erschienen und hat 168 Seiten.

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