10. Mai 2022
In vielen Medien und oft auch in der Kirche werden päpstliche Statements auszugsweise wiedergegeben und kirchenpolitisch instrumentalisiert. Das ist nicht neu. Am 7. Mai 2022 hielt Papst Franziskus eine Ansprache vor den Dozenten und Studenten des Liturgie-Instituts der Benediktiner-Universität Sant‘ Anselmo. Zitiert sei aus der englischen Fassung der Rede, in der Franziskus an die Liturgiereformen von Pius XII. erinnert:
„The liturgy must be studied while remaining faithful to this mystery of the Church.
It is true that every reform creates resistance. I remember, when I was a boy, when Pius XII began with the first liturgical reform, the first one: you can drink water before communion, fasting for an hour... “But that’s against the sanctity of the Eucharist!”, they rent their garments in despair. Then, the Vespers Mass: “But, how come, Mass is in the morning!”. Then, the reform of the Easter Triduum: “But how is it possible, on Saturday the Lord must rise, now they postpone it to Sunday, to Saturday evening, on Sunday they don’t ring the bells... And where do the twelve prophecies go?”. All these things scandalized closed minds. It also happens today. Indeed, these closed mindsets use liturgical matters to defend their own point of view. Using the liturgy: this is the drama we are experiencing in ecclesial groups that are distancing themselves from the Church, questioning the Council, the authority of the bishops... in order to preserve tradition. And the liturgy is used for this. … The Church today, as always, needs to live the liturgy. The Council Fathers did a great job to ensure that this was the case. We must continue this task of being formed by the liturgy.“
Diese Passagen wurden in den Kommentaren nicht zitiert. Wundern Sie sich darüber? Ich nicht. Franziskus bezieht sich auf den großen Papst Pius XII. – mit Zustimmung. Es stimmt, diese Reformen wurden damals als skandalös aufgefasst. Die Liturgie, so Papst Franziskus, taugt nicht als kirchenpolitische Waffe. Er spricht auch davon, dass wir uns – im letzten Satz, der oben zitiert ist – von der Liturgie formen lassen sollen, nicht diese verformen.
Berechtigterweise erinnert Franziskus auch an das Zweite Vatikanische Konzil und damit an die Konstitution „Sacrosanctum concilium“. Dort lesen wir etwa in Abschnitt 8: „In der irdischen Liturgie nehmen wir vorauskostend an jener himmlischen Liturgie teil, die in der heiligen Stadt Jerusalem gefeiert wird, zu der wir pilgernd unterwegs sind, wo Christus sitzt zur Rechten Gottes, der Diener des Heiligtums und des wahren Zeltes. In der irdischen Liturgie singen wir dem Herrn mit der ganzen Schar des himmlischen Heeres den Lobgesang der Herrlichkeit. In ihr verehren wir das Gedächtnis der Heiligen und erhoffen Anteil und Gemeinschaft mit ihnen. In ihr erwarten wir den Erlöser, unseren Herrn Jesus Christus, bis er erscheint als unser Leben und wir mit ihm erscheinen in Herrlichkeit.“ Es versteht sich von selbst, dass die Liturgie nicht entstellt und nicht instrumentalisiert werden darf. In Abschnitt 36 steht zudem: „Der Gebrauch der lateinischen Sprache soll in den lateinischen Riten erhalten bleiben, soweit nicht Sonderrecht entgegensteht.“
Dass auch die Muttersprache weiten Raum in der Liturgie erhält, wissen wir alle – und müssen uns daran nicht stören, ebenso wenig an der Wertschätzung der heiligen Messe aller Zeiten und Orte, die noch immer die Herzen der Gläubigen bewegt und erfreut. In Abschnitt 37 lesen wir: „In den Dingen, die den Glauben oder das Allgemeinwohl nicht betreffen, wünscht die Kirche nicht eine starre Einheitlichkeit der Form zur Pflicht zu machen, nicht einmal in ihrem Gottesdienst.“
Die Konzilsväter sprechen sodann vom „wahren und echten Geist der Liturgie“, der wertzuschätzen und zu fördern sei. Alle Freunde der römisch-katholischen Messe nach dem Missale von 1962 – ob nun tridentinische Messe, „klassischer Römischer Ritus“ oder „Alte Messe“ genannt – sind etwa dankbar für die Würde und Schönheit der Eucharistiefeier, an der sie teilhaben und beiwohnen dürfen. Wer sich auf eine liturgische, wahrhaft römisch-katholische Entdeckungsreise begeben möchte, dem sei die Teilhabe an heiligen Messen empfohlen, die die Petrusbruderschaft an vielen Orten in ganz Deutschland feiert. In diesen geistlichen Oasen wird nicht nur der Gregorianische Choral – ganz im Sinne auch des Konzils – wertgeschätzt und gesungen, sondern auch der geistlichen Musik Raum geschenkt. Auf ein Beispiel – „Panis angelicus“ von César Franck – sei hingewiesen. Hier scheint die Schönheit des Glaubens klangvoll und lichtreich auf.
Hinweis: Meinungsbeiträge wie dieser spiegeln die Ansichten der jeweiligen Gast-Autoren wider, nicht unbedingt die der Redaktion von CNA Deutsch.
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