18. Juli 2022
Karen St. Germain, Direktorin für Geowissenschaften der NASA, sagte: „NASA-Satelliten blicken die ganze Zeit auf die Erde hinunter – auf die Atmosphäre, das Land, das Eis und die Ozeane. Wir erfassen diese Beobachtungen, um sie zu verstehen, und wir erfassen dieses Verständnis in Modellen. Und diese Modelle ermöglichen uns Vorhersagen. Wir wissen, dass sich unser Klima verändert. Bislang sind wir bei etwa 1,2 Grad, und wir lernen immer noch, wie das ganze System funktioniert. Aber wir wissen, dass es eine enorme Spanne zwischen den besten und den schlechtesten Ergebnissen gibt. Deshalb arbeitet die NASA mit Nachdruck daran, die besten Beobachtungen, Modelle und Prognoseinstrumente zur Verfügung zu stellen, die wir haben, um Entscheidungen auf lokaler, nationaler und internationaler Ebene zu unterstützen.“
Wir wissen, dass sich unser Klima verändert, bestätigt die NASA. Die globalen Temperaturen lagen 2021 um 0,85 Grad Celsius über dem Durchschnitt des NASA-Basiszeitraums. Der langfristige Erwärmungstrend des Planeten setzt sich fort. Insgesamt sind die letzten acht Jahre die wärmsten Jahre seit Beginn der modernen Aufzeichnungen im Jahr 1880. Diese jährlichen Temperaturdaten der NASA bilden den globalen Temperaturrekord, der den Wissenschaftlern zeigt, dass sich der Planet erwärmt. Der Klimawandel bedroht die Menschen mit Nahrungsmittel- und Wasserknappheit, zunehmenden Überschwemmungen, extremer Hitze, mehr Krankheiten und wirtschaftlichen Verlusten. Menschliche Migration und Konflikte können die Folge sein. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) bezeichnet den Klimawandel als die größte Bedrohung für die globale Gesundheit im 21. Jahrhundert.
Auch die Vereinten Nationen in Genf beschäftigten sich mit dem – im wahrsten Sinne des Wortes – heißen Thema. Ende Juni tagte der Menschenrechtsrat bei der UN in Genf zum fünfzigsten Mal. Es ging um den Klimawandel in Bezug auf die Förderung und Wahrung der Menschenrechte.
Erzbischof Fortunatus Nwachukwu, Ständiger Vertreter des Heiligen Stuhls bei der UN in Genf, nahm daran teil.
Gibt es einen Unterschied zwischen Klimawandel und globaler Erwärmung, oder gehört beides zusammen?
Nun, ich muss gestehen, dass ich kein Experte auf diesem Gebiet bin. Aber aus der Sicht eines normalen Menschen ist der Klimawandel die langfristige Veränderung der Temperatur und der Wettermuster auf globaler, regionaler oder lokaler Ebene unseres Klimas, unseres Planeten. Wenn diese Veränderung einen allmählichen Anstieg der Temperatur auf globaler Ebene bedeutet, sprechen wir von globaler Erwärmung. Die globale Erwärmung ist also in der Tat eine Art Teil des Klimawandels.
Der Klimawandel ist kein ein neues Phänomen, das erst in den letzten 15 Jahren aufgetreten ist?
Das ist kein neues Phänomen. Der Klimawandel, die Veränderung der Temperatur und der Wettermuster ist etwas, das es schon immer gegeben hat, denn er hat zwei Ursachen. ER kann auf natürliche Ursachen oder auch auf menschliche Ursachen zurückzuführen sein, menschliche Aktivitäten.
Natürliche Ursachen sind normalerweise die Sonnenzyklen, die Bewegung und die Veränderungen im Sonnenzyklus. Das bedeutet, dass die Entfernung der Sonne von der Erde zu einem bestimmten Zeitpunkt, wenn die Sonne näher an der Erde ist, höhere Temperaturen aufweist. Und wenn der Abstand größer ist, haben wir auch niedrigere Temperaturen.
Doch seit dem 19. Jahrhundert sind Experten der Meinung, dass der Mensch in hohem Maße zur globalen Erwärmung beiträgt, zum Klimawandel, durch den Ausstoß von Treibhausgasen in die Atmosphäre.
Unter Treibhausgas versteht man vor allem Kohlendioxid und Methan. Und diese stammen in der Regel aus der Verbrennung fossiler Brennstoffe, insbesondere aus der Verbrennung von Kohle, Öl und Gas. Das ist nicht nur die Verbrennung auf lokaler Ebene in kleinen Häusern, sondern durch die erhöhte industrielle Aktivität und die Treibhausgase.
Das Treibhausgas bildet eine Art Decke um die Erde, die Atmosphäre der Erde.
Und diese Decke aus Treibhausgas hält die von der Sonne kommende Wärme zurück.
Und mit dieser Wärme steigt die Temperatur der Erde an. Das bezeichnen wir als globale Erwärmung. Und die Folge ist, dass mit dem Temperaturanstieg zum Beispiel auch die Gletscher schmelzen und der Meeresspiegel steigt.
Und dann haben wir eine Art Problem mit dem normalen Gleichgewicht der Wetterkräfte, so dass Naturkatastrophen wie Überschwemmungen, Wirbelstürme und so weiter häufiger auftreten. Dies ist nach Ansicht der meisten Experten die Folge verstärkter menschlicher Aktivitäten, die den Ausstoß von Treibhausgasen in die Atmosphäre zur Folge haben.
Experten wie die der US-Raumfahrtbehörde NASA, die über die größte Erdbeobachtungsflotte der Welt verfügen, liefern ununterbrochene Beweise für den Klimawandel und das zunehmende Treibhausgase die Wärme in der Erdatmosphäre zurückhalten und dass der menschliche Einfluss die Atmosphäre, die Ozeane und das Land erwärmt hat.
Die globale Erwärmung ist die seit der vorindustriellen Zeit zwischen 1850 und 1900 beobachtete langfristige Erwärmung des Klimasystems der Erde, die auf menschliche Aktivitäten zurückzuführen. Der Begriff wird häufig austauschbar mit dem Begriff Klimawandel verwendet, obwohl sich letzterer sowohl auf die vom Menschen als auch auf die von der Natur verursachte Erwärmung und die damit verbundenen Auswirkungen auf unseren Planeten bezieht.
Der Entdecker des Treibhauseffektes ist Jean-Baptiste Joseph Fourier (1768–1830).
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Warum ist der Klimawandel heute ein so umstrittenes Thema, Ihrer Meinung nach?
Nun, es ist umstritten, weil viele Menschen glauben, dass der Klimawandel ein natürliches Phänomen ist. Und in der Vergangenheit hatten wir das Verschwinden von Ozeanen, die Verschiebung von Landmassen. Die Menschen glauben also, dass das, was wir heute als Klimawandel erleben – ich meine, einige Menschen glauben, dass dies etwas völlig Natürliches ist, dass die Erde weiterhin diesen Prozess der Evolution durchmacht als Ergebnis ihres Bezugs zur Sonne. Wenn Sie an die heutige Wüste Sahara denken, glauben Menschen, dass die Sahara Wüste vor langer, langer Zeit ein Ozean war.
Vor einigen Jahren, als ich in Algerien diente, reiste ich in den südlichen Teil von Algerien in die Stadt El Golea. Dort gab es einen Jesuitenpater, der sich um ein Museum kümmerte, das Ozeanische Fossilien aus der Saharawüste sammelte. Und es ist erstaunlich, dass uns jemand erzählt, dass das, was heute die Große Wüste ist, einst ein Ozean war. Die Menschen glauben also, dass wir auch ohne die Emission von Treibhausgasen die Mutationen haben werden, die wir auf der Erde haben.
Aber immer mehr Wissenschaftler stellen Theorien auf, und ich würde sogar sagen, Beweise dafür, dass die Emission von Treibhausgasen in die Atmosphäre schädliche Auswirkungen auf das gesamte Klima unserer gemeinsamen Heimat, dem Universum, hat.
Wir haben also diese beiden Gruppen, diejenigen, die sagen, dass die Veränderungen auf die Natur zurückzuführen sind, und die Mehrheit der Wissenschaftler, die heute sagen, dass menschliche Aktivitäten die Emission von Treibhausgasen, Kohlendioxid und Methan erhöhen, die Ursache für die Veränderungen sind, die wir haben.
Hinzu kommt die Dimension des rücksichtslosen Raubbaus an unseren Wäldern. Wir wissen, dass Wälder, Pflanzen und Bäume überschüssiges Kohlendioxid absorbieren. Aber mit der Zerstörung der Wälder verringern wir nicht nur die Möglichkeit, dass unsere natürlichen Ressourcen Kohlendioxid absorbieren, sondern wir haben auch einen größeren Ausstoß von Methan durch die Zersetzung der grünen Wälder. Es wird also mehr Methan in die Atmosphäre abgegeben.
Es gibt also zwei Bestandteile: die zunehmende Verbrennung fossiler Brennstoffe, d. h. von Kohle, Gas und Öl, und den Raubbau an unseren grünen Wäldern.
Das sind die beiden Themen, auf die wir uns konzentrieren müssen. Diejenigen, die sagen, dass alles auf die Natur zurückzuführen ist, mögen ein Argument haben, aber sie widerlegen nicht die Tatsache, dass menschliche Aktivitäten eine wichtige Rolle bei der Verursachung einer stärkeren globalen Erwärmung spielen.
Was nun, wenn ich als Christ sage, dass ungeachtet aller Verstöße gegen Gottes Gesetze, Naturgesetze, am Ende trotz unserer Verantwortungslosigkeit, der allwissende, allmächtige Gott vielleicht im letzten Moment eingreift und uns vor einer Klimakatastrophe bewahrt?
Nun, Gott rettet uns nicht durch unsere Rücksichtslosigkeit, das muss ich sagen. Ich muss sagen, wenn wir das Buch Genesis von Kapitel zwei, von Vers acht an sehr sorgfältig lesen, erfahren wir, dass Gott, nachdem er den Menschen erschaffen hatte, ihn in einen Garten setzte und ihm auftrug, den Garten zu hüten. Wir haben also die Verantwortung, uns um die Erde zu kümmern, die Gott in unsere Hände gelegt hat.
Papst Franziskus spricht vom Universum, von der Erde als unserem gemeinsamen Zuhause. Das ist in der Enzyklika “Laudato Si” zu lesen.
Niemand möchte, dass sein Haus zerstört wird. Anstatt unser Zuhause zu zerstören, kümmern wir uns lieber um unser Zuhause. Von Zeit zu Zeit reinigen wir unser Haus. Wir versuchen, Aktivitäten zu vermeiden, die dem Erhalt unseres Hauses abträglich sind.
Und wenn dieses Universum, wenn die Welt, wenn die Erde unser gemeinsames Zuhause ist, und wenn Gott uns dieses Zuhause anvertraut hat, in unsere Obhut, dann haben wir eine Verantwortung, uns um unser Zuhause zu kümmern.
Wenn wir also rücksichtslos damit umgehen, dann – und das ist das Interessante – zwingt auch Gott dem Menschen nicht seinen Willen auf. Er hat uns die Freiheit der Wahl gegeben, und deshalb sagt und zeigt er uns, was wir tun sollen. Und er erlaubt uns, das Gute oder das Böse zu wählen. Wenn wir uns für die Selbstzerstörung, für die Zerstörung unserer Heimat entscheiden, wird Gott uns nicht in die andere Richtung zwingen. Er hat uns gezeigt, was die guten Dinge sind, die wir wählen sollten, und das ist der Schutz und die Pflege unseres Heims, damit wir in unserem Heim gut leben können.
Deshalb beharrt die Kirche, der Heilige Stuhl, auf seinem Standpunkt in Verhandlungen, und Erklärungen, für das Leben und für die Würde der menschlichen Person und das Gemeinwohl.
In der Tat hat der Heilige Stuhl gesagt, dass der Klimawandel ein menschliches Gesicht hat. Er hat aus zwei Gründen ein menschliches Gesicht. Erstens, weil der Klimawandel den Menschen betrifft, und zweitens, weil der Mensch durch sein Handeln oder sein Tun den Klimawandel auch hervorrufen kann. Wir müssen feststellen, dass die Länder, die am meisten für die Emission von Treibhausgasen verantwortlich sind, oft die Industrieländer sind, die eine größere industrielle Aktivität aufweisen.
Die armen, am wenigsten entwickelten Länder und die Entwicklungsländer tragen nur zu einem verschwindend geringen Teil zur Emission von Treibhausgasen bei. Aber wenn die Folgen eintreten, sind es diese ärmeren, am wenigsten entwickelten Länder und Entwicklungsländer, die am meisten leiden.
Ich war bis vor kurzem in der Karibik tätig und kenne die Erfahrungen der kleinen Inselstaaten, die unter den Folgen dieser Naturkatastrophen leiden. Das Problem des steigenden Meeresspiegels könnte sogar zum Verschwinden dieser kleinen Inselstaaten führen.
Und dann haben wir das Problem der Wirbelstürme, die immer häufiger auftreten, und diese Länder mit ihren kleinen Volkswirtschaften müssen nach jeder Attacke, nach jedem Wirbelsturm, der über sie hereinbricht, einen großen Teil des Wenigen, das sie haben, für den Wiederaufbau ausgeben.
Deshalb hat Papst Franziskus am 12. Januar in einem Gespräch mit den beim Heiligen Stuhl akkreditierten Diplomaten gesagt, dass alle Probleme des Klimawandels miteinander verbunden sind. Sie betreffen jeden Teil der Menschheit.
Leider sind die Lösungen, die angeboten werden, nicht miteinander verknüpft. Sie sind oft fragmentiert. Einige Länder weigern sich, ihrer Verantwortung gerecht zu werden und den Ausstoß von Treibhausgasen zu verringern, während die ärmeren Länder oft hilflos dastehen, weil sie unter den Folgen der verstärkten industriellen Aktivitäten der Industrieländer leiden.
Die Lösung, die wir brauchen, und der Heilige Stuhl immer wieder vorschlägt, ist also eine größere konzertierte Anstrengung, eine größere internationale Solidarität bei der Suche und Anwendung dauerhafter Konzepte gegen die Herausforderung und die Bedrohung durch die negativen Folgen des Klimawandels.
Die Päpstliche Akademie der Wissenschaften veranstaltete am 13. und 14. Juli im Casino Pio IV des Vatikans eine zweitägige Konferenz mit dem Thema: "Widerstandsfähigkeit von Menschen und Ökosystemen unter Klimastress". Zum Auftakt der Veranstaltung sagte Papst Franziskus, das die Welt vor einer doppelten Herausforderung stehe, nämlich "die Klimarisiken durch eine Reduzierung der Emissionen zu verringern" und "die Menschen bei der Anpassung an die sich zunehmend verschlechternden Klimaveränderungen zu unterstützen und zu befähigen".
Er wies darauf hin, dass der Heilige Stuhl und der Staat der Vatikanstadt vor kurzem dem Rahmenübereinkommen der Vereinten Nationen über Klimaänderungen und dem Pariser Klimaabkommen beigetreten sind.
In seiner Enzyklika “Laudato Si” erklärte Papst Franziskus, dass die Wissenschaft des Klimawandels eindeutig sei und dass die katholische Kirche den Klimawandel als eine moralische Frage betrachte, die angegangen werden müsse, um die Erde und alle Menschen auf ihr zu schützen.
Original-Interview aufgenommen in Genf von Kameramann Andriy Ryndych | Deutsche Sprecher: Désirée Singson, Jan Terstiege | Redaktion, deutsche Übersetzung, Moderation und Schnitt: Christian Peschken für Pax Press Agency, Sarl. Im Auftrag von EWTN.
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