20. August 2023
In den letzten Tagen sorgte ein Interview der ZdK-Präsidentin Irme Stetter-Karp mit dem Münsteraner Portal „Kirche und Leben“ für medialen Aufruhr. Gerne äußert sich die Präsidentin des „Zentralkomitees der deutschen Katholiken“, das nach Meinung mancher von den Katholiken in Deutschland nicht demokratisch gewählt ist, aber von sich behauptet, die katholischen Laien zu vertreten, in der Sommerzeit besonders provokativ: Letztes Jahr warb Frau Stetter-Karp, die auch Mitbegründerin von „Donum vitae e. V.“ ist, beherzt für die Einrichtung von flächendeckenden Möglichkeiten zu Abtreibungen.
In diesem Jahr übte sie einerseits energisch Kritik an einer bekannten Partei aus dem rechten politischen Spektrum, andererseits warnte sie vor „Rechts:katholikinnen“ und erweiterte die lange Liste antirömischer Bekundungen der Kirchenprovinz Deutschland um ein weiteres Verdikt: „Ein weiteres Themenfeld, auf dem sich Rechtskatholik:innen tummeln, sehe ich in der Abwehr von Demokratie und Gewaltenteilung. Ich halte es für einen eklatanten politischen Fehler, dass auch der Vatikan demokratische Kernprinzipien für die Klärung innerkirchlicher Fragen nicht gelten lässt, ja wiederholt abgelehnt hat und damit mittelbar die Demokratie abwertet.“
Vielleicht ist es ratsam, dies rational einzuordnen. Zu den „Rechtskatholik:innen“ scheinen Katholiken – Kleriker wie Weltchristen – zu zählen, die für den Schutz des menschlichen Lebens von der Empfängnis bis zum Tod eintreten, den assistierten Suizid ablehnen, die Morallehre der Kirche, das Kirchenrecht sowie den Katechismus nicht nur für verbindlich gültig, sondern auch für gut halten und zudem das Sammelsurium der Ideen des deutschen Synodalen Weges nicht gutheißen möchten. Zugespitzt formuliert: Zu den „Rechtskatholik:innen“ gehören romtreue Katholiken, wahrscheinlich die Mitarbeiter in allen Dikasterien, sogar die Kardinäle in Rom, möglicherweise auch der Papst selbst.
Dem Vatikan als Ganzem wird von der Präsidentin eines nach Meinung mancher demokratisch nicht legitimierten Verbandes unterstellt, dass dieser „demokratische Kernprinzipien für die Klärung innerkirchlicher Fragen nicht gelten lässt“ und damit auch „mittelbar die Demokratie abwertet“. Die Kirchenprovinz Deutschland hat machtvoll gesprochen – oder doch nicht?
Auf eine Aussage wie diese, in dem der Vatikan quasi als Feind der Demokratie ausgemacht wird, würden junge gläubige Katholiken in ihrer ganz eigenen Sprache antworten: „Geht’s noch?“ Nicht wenige Katholiken in Deutschland, die sich noch nie vom Zentralkomitee vertreten fühlten, empfinden anmaßende Aussagen wie diese gegen den Vatikan als peinlichen Affront und schlichte Unverschämtheit. In Deutschland herrscht gegenwärtig auf vielen medialen Bühnen eine Art kirchenpolitischer Empörungsrausch. Katholische Nüchternheit und römische Gelassenheit wären als Alternative zu solchen irrlichternden Statements ungemein wohltuend.
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