20. Januar 2024
In „Amoris laetitia“ legt Papst Franziskus die Schönheit der ehelichen Liebe dar, die immer Leben schenke. Notwendig geht die Liebe der Ehegatten also über die Zweisamkeit von Mann und Frau hinaus: „Die Familie ist nicht nur der Bereich der Zeugung, sondern auch der Annahme des Lebens, das ihr als Geschenk Gottes begegnet.“
Jedes Kind müsse – von der Empfängnis an sind die Eltern auch nicht, wie es heute oft heißt, „werdende Eltern“, sondern ganz Eltern – als „Geschenk Gottes“ bejaht werden: „Das Geschenk eines neuen Kindes, das der Herr dem Vater und der Mutter anvertraut, beginnt mit der Annahme, setzt sich fort mit der Fürsorge während des Erdenlebens und hat als letzte Bestimmung die Freude des ewigen Lebens. Ein ungetrübter Blick auf die letzte Vollendung des Menschen wird den Eltern noch stärker bewusst machen, welch kostbares Geschenk ihnen anvertraut ist: Ihnen gewährt Gott, den Namen zu wählen, mit dem er jedes seiner Kinder auf ewig benennen wird.“ Kinderreiche Familien seien eine „Freude für die Kirche“.
Die Zeit der Schwangerschaft nennt Papst Franziskus eine „schwierige Periode“ und eine „wunderbare Zeit“: „Die Mutter begleitet Gott, damit sich das Wunder eines neuen Lebens ereignet.“ Jedes Kind liege Gott am Herzen. Im Augenblick der Empfängnis erfülle sich der „ewige Traum des Schöpfers“: „Bedenken wir, wie viel dieser Embryo vom ersten Augenblick seiner Empfängnis an wert ist! Man muss ihn mit jenen liebevollen Augen des himmlischen Vaters anschauen, der sieht, was jenseits allen äußeren Anscheins liegt.“ Auch wenn dank des wissenschaftlichen Fortschritts vieles über das Kind bereits im Stadium des Embryos bekannt ist, kenne nur Gott das Kind vollkommen: „Allein er kennt das Wertvollste, das Wichtigste, denn er weiß, wer dieses Kind ist, welches seine eigentlichste Identität ist. Die Mutter, die es in ihrem Schoß trägt, muss Licht von Gott erbitten, um ihr Kind zutiefst erkennen zu können und es als das zu erwarten, was es ist. Manche Eltern haben das Gefühl, dass ihr Kind nicht gerade im besten Moment kommt. Sie müssen den Herrn bitten, dass er sie heile und sie stärke, um dieses Kind völlig zu akzeptieren, damit sie es von Herzen erwarten können. Es ist wichtig, dass dieses Kind spürt, dass es erwartet wird. Es ist kein Accessoire oder eine Lösung für eine persönliche Ruhelosigkeit. Es ist ein Menschenwesen mit einem unermesslichen Wert und darf nicht für den eigenen Vorteil gebraucht werden.“
Das Kind wünscht sich nichts sehnlicher, als bedingungslos geliebt zu werden – von Gott, von den Eltern, von der Familie, von den Taufpaten. Die Liebe Gottes ist hier Vorbild für die Liebe aller, die dem Kind angehören, im Mutterleib und dann auf dieser Welt. Der Papst schreibt über die Zeit der frohen Erwartung und appelliert an die Mütter: „Jede schwangere Frau möchte ich herzlich bitten: Bewahre deine Freude, nichts soll dir die innere Wonne der Mutterschaft nehmen. Dieses Kind verdient deine Freude. Lass nicht zu, dass die Ängste, die Sorgen, die Kommentare der anderen oder die Probleme dieses Glück ersticken, Werkzeug Gottes zu sein, um ein neues Leben zur Welt zu bringen.“
Das Kind habe das Recht auf Mutter- und Vaterliebe, die beide nötig seien für eine „ganzheitliche und harmonische Reifung“: „Es geht nicht um die voneinander getrennte Vater- und Mutterliebe, sondern auch um die Liebe zwischen ihnen, die wahrgenommen wird als Quelle der eigenen Existenz, als bergendes Nest und als Fundament der Familie.“ Zugleich spricht der Papst von verwaisten Kindern und betont, wie wichtig es sei, dass das Kind in der „Gegenwart der Mutter“ gerade am Lebensanfang aufwachse: „Die Schwächung der mütterlichen Gegenwart mit ihren weiblichen Eigenschaften ist eine ernste Gefahr für unsere Erde.“
Die Mütter bezeugten die Schönheit des Lebens: „Die Mutter, die das Kind mit ihrer Zärtlichkeit und ihrem Mitgefühl umfängt, hilft ihm, Vertrauen zu fassen und zu erfahren, dass die Welt ein guter Ort ist, der es willkommen heißt, und das gestattet die Entwicklung eines Selbstwertgefühls, das die Fähigkeit zu Vertrautheit und Einfühlungsvermögen fördert.“ Nicht weniger wichtig ist der Vater: „Die Figur des Vaters hilft andererseits, die Grenzen der Wirklichkeit wahrzunehmen, und ist stärker gekennzeichnet durch die Orientierung, durch den Aufbruch in eine weitere und herausfordernde Welt, durch die Aufforderung zu Anstrengung und Einsatz. Ein Vater mit einer deutlichen und gelungenen männlichen Identität, der zugleich im Umgang mit seiner Frau Zuneigung und Unterstützung miteinander verbindet, ist ebenso notwendig wie die Fürsorglichkeit der Mutter. Es gibt flexible Rollen und Aufgaben, die sich den konkreten Umständen jeder Familie anpassen, doch die klare und genau definierte Gegenwart der beiden Figuren – der weiblichen und der männlichen – schafft den Bereich, der für die Reifung des Kindes am besten geeignet ist.“ Damit steht Papst Franziskus gemeinsam mit den Synodenvätern zu dem klassischen, in einem guten Sinne auch bodenständig katholischen Bild der christlichen Familie, die im Glauben der Kirche verwurzelt ist, darauf ruht, wächst und gedeiht.
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