26. November 2023
“Israel hat ein Recht sich zu verteidigen. Und dieses Recht muss nach der Morallehre mit Augenmaß ausgeübt werden. In diesem Zusammenhang muss die humanitäre Hilfe garantiert werden, sie muss garantiert werden. Und auch die Zivilbevölkerung im Gazastreifen muss in jedem Fall verschont und beschützt werden, und darf nicht in diesen schrecklichen Prozess hineingezogen werden, die Logik des Krieges, die immer eine Niederlage bedeutet. Die dauerhafte Lösung, die der Heilige Stuhl mehrmals wiederholt hat, ist die Anerkennung und Umsetzung einer Zwei-Staaten-Lösung. Zwei Staaten, die zusammenleben, Seite an Seite und die sich gegenseitig respektieren.” Das ist ein Auszug aus der Stellungnahme des Heiligen Stuhls, zu unserer Anfrage, zur gegenwärtigen Kriegssituation in Gaza, von Erzbischof Ettore Balestrero, ständiger Vertreter des Heiligen Stuhls bei der UNO in Genf.
54. UN-Menschenrechtsrat: Vatikanische Initiativen
Mit ihm sprechen wir jetzt wieder und zwar immer noch zum Thema 54. UN Menschenrechtsratsitzungen. Der Nuntius hatte zu über 10 Themenbereiche seine Interventionen, also Stellungnahmen vor dem UN Forum abgegeben, also während der Sitzungen persönlich vorgetragen. Wir haben bereits vieler davon in den vergangenen Gesprächen behandelt und wollen jetzt mit dem Nuntius über eine Initiative des Vatikans, des Papstes, gegen Cyberbullying oder Cybermobbing reden, über die so oft verletzten Rechte indigener Völker, also Ureinwohner und ganz aktuell über religiös motivierte Gewalt.
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Cybermobbing: Eine globale Herausforderung
Wie erwähnt hatte sich der Heilige Stuhl ganz massiv während den Sitzungen des 54. UN Menschenrechtsrates in Genf zu Worte gemeldet. Thema Cybermobbing.
Erzbischof Ettore Balestrero, ständiger Vertreter des Heiligen Stuhls bei der UNO Genf: "Ich würde sagen, dass wir gerade dabei sind, dass sie anerkannt und unterstützt wird. Diese Beobachtungsstelle wurde bei einer Veranstaltung mit Vertretern von 30 Staaten, Vertretern von Universitäten und internationalen Web-Gesellschaften vorgestellt. Sie ist also bekannt. Aber ich wollte die Nachricht verbreiten. Und deshalb halte ich es auch für wichtig, in Genf zu sein und die Möglichkeit zu haben, diese Neuigkeiten zu verbreiten. Die Förderer sind zwei Stiftungen: die Scholars Foundation, die von Papst Franziskus gegründet wurde. Sie ist eine Stiftung des Vatikans. Die Beobachtungsstelle wird ihren Sitz im Vatikan haben. Und es gibt eine weitere Stiftung, die Carolina-Stiftung. Das ist eine italienische Stiftung. In Italien ist diese Beobachtungsstelle bekannt. Diese Stiftung setzt sich für den Schutz von Minderjährigen im Internet ein, in Erinnerung an das erste Opfer von Cybermobbing in Italien, das zu einem Symbol für alle jungen Menschen geworden ist. Diese Stiftung will also Informationen aus der ganzen Welt sammeln, konkrete Vorschläge erarbeiten und öffentliche Maßnahmen zur Verhinderung dieses Phänomens fördern. Es gibt ein wachsendes Interesse, eine gewisse Unterstützung, aber ich denke, das reicht nicht aus. Wir müssen weiter in dieser Richtung arbeiten."
Ein Tipp für Eltern, die Gefahr für ihre Kinder durch Cybermobbing zu reduzieren oder sogar zu verhindern: Nicht Ihrem Kind das iPhone wegnehmen, sondern das Ladegerät! Diesen Tipp las ich neulich auf der Plattform X (ehemals Twitter) im Internet.
Die Rechte der indigenen Völker: Ein globales Anliegen
Exzellenz, bei einer der Tagungen des 54. UN-Menschenrechtsrates haben Sie eine Erklärung an den Sonderberichterstatter zum Thema "Rechte der indigenen Völker" abgegeben. Diese Rechte können unter Umständen verletzt werden und damit die Ureinwohner und besonders deren Überlebenschancen erheblich schaden. Das bezieht sich ganz besonders auf das, was die Vereinten Nationen als "Grünes Finanzwesen" bezeichnen. Die Befürworter des sog. Grünen Finanzwesen, behaupten, dass es sich dabei um jede strukturierte Finanzaktivität handelt, die dazu dient, eine bessere Umweltbilanz und eine widerstandsfähigere Zukunft sicherzustellen. Klingt gut, ist es aber nicht unbedingt gut, zumindest nicht für indigene Völker. Der UN-Sonderberichterstatter unterstrich daher auch die potenziell negativen Auswirkungen des grünen Finanzwesens auf indigene Völker. Papst Franziskus, den Sie in Ihrer Erklärung zitiert haben, hat gesagt: Wenn die Bräuche und die Lebensweise der indigenen Völker verschwinden, geht ein Schatz an gesunden Bräuchen und Lehren verloren.
Erzbischof Balestrero: "Ja, das ist ein echtes Problem. In diesem Sinne sind wir alle betroffen, wie Sie sagen. Wir sind alle Ureinwohner, und wir alle brauchen Traditionen. Deshalb sagt der Papst immer, dass alle Menschen wichtig sind. Wir müssen auf sie hören, wir müssen durch sie mit unseren Wurzeln verbunden bleiben. Ein Land, das keine Wurzeln hat, ist ein Land, das keine Zukunft hat. Und ein Mensch ohne Wurzeln ist ein Mensch ohne wirkliche Solidität. Wir sollten also das Rad nicht neu erfinden. Wir dürfen uns nicht anmaßen, dass wir die Weisheit derer, die uns vorausgegangen sind, nicht brauchen. Das sagen uns zum Beispiel die Entwicklungsländer, wenn es um die Linderung der Armut und den Umgang mit Gesundheitsfragen geht, dass sie auch von unseren Fehlern lernen wollen und können. Und das könnte ihnen helfen, viele Probleme zu vermeiden, mit denen wir zum Beispiel beim Umgang mit Pandemien konfrontiert waren."
Religiös motivierte Gewalt: Herausforderungen und Lösungen
Exzellenz, im Oktober sprachen Sie beim 54. UN-Menschenrechtsrat auch über, ich zitiere: "Triebkräfte, Ursachen und menschenrechtliche Auswirkungen von religiösem Hass, der zu Diskriminierung, Feindseligkeit oder Gewalt aufruft."
Religiöse Freiheit. In Ihrer Erklärung zitieren Sie erneut Papst Franziskus: "Wir sollten nicht übersehen, dass Gewalt und diskriminierende Handlungen gegen Christen auch in Ländern zunehmen, in denen diese keine Minderheit sind."
Wenn wir auf Europa blicken, erleben wir hier in der Tat eine Zunahme von Diskriminierung, Intoleranz, Hass und Gewalt gegen Christen auch in Ländern, in denen sie die Mehrheit bilden, wie zum Beispiel in Deutschland. Neulich las ich in den sozialen Medien den Satz: "Wenn dein Gott dich zur Gewalt aufruft, such dir einen anderen Gott."
Erzbischof Balestrero: "Nun, Jesus hat alle seine Nachfolger ermahnt und davon gesprochen, dass die Verkündigung des Evangeliums unter Gewalt geschehen wird und es Menschen geben wird, die ihnen gegenüber gewalttätig sein werden. Und dabei werden sie sogar zu dem Schluss kommen, dass sie mit ihrem Leben Gott die Ehre erweisen können. Aber die Frage der Gewalt ist sehr komplex, denn es gibt viele Formen von Gewalt gegen Religionen. Es gibt physische Gewalt, aber auch eine moralische Gewalt, denn Gewalt kann etwas subtiler sein, als einfach nur durch Zwangsbekehrung, Druck oder Verunglimpfung. In der westlichen Welt gibt es zum Beispiel manchmal die Anmaßung, dass Religion immer politisch korrekt sein sollte, und es besteht die Bereitschaft, die Religion irgendwie zu kontrollieren, anstatt ihr die Freiheit zu gewähren, sich auszudrücken, wie sie will."
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Reflexionen über göttliche Liebe
Die Liebe des Herrn bezeugen: Eine nicht immer einfache Aufgabe. Aber dass sie einfach sei, hat uns Jesus nicht versprochen, sondern dass er uns beisteht.
Ende letzten Monats hat Papst Franziskus vor seinem Angelusgebet Folgendes gesagt, ich zitiere ihn: "Liebe Brüder und Schwestern, wenn wir an die Liebe Gottes denken, die uns immer vorausgeht, können wir uns fragen: Bin ich dem Herrn, der mich zuerst liebt, dankbar? Begegne ich ihm jeden Tag, um mich von ihm verwandeln zu lassen? Und dann: Versuche ich, seine Liebe widerzuspiegeln? Bemühe ich mich, daher, meine Brüder und Schwestern zu lieben, besonders die Schwächsten, diejenigen, die Unrecht tun, diejenigen, die mich verletzen? Entferne ich mit Gottes Hilfe die undurchsichtige Schicht des Egoismus, des Grolls, der Starrheit, des Haftens an Dingen, ... von all dem, was mich daran hindert, die Liebe des Vaters klar widerzuspiegeln?"
Originalinterview in Genf in Englisch aufgenommen von Team Laetitia Rodrigues & Alex Mur | Deutsche Bearbeitung: Mario Galgano | Redaktion, Moderation und Schnitt: Christian Peschken für Pax Press Agency, im Auftrag von EWTN.TV, EWTN NEWS und CNA DEUTSCH.
Hinweis: Dieser Blogpost ist kein Beitrag von CNA Deutsch. Weder Form noch Inhalt noch die geäußerten Ansichten und Formulierungen macht sich die Redaktion von CNA Deutsch zu eigen.