Der Todestag des Frankenkönigs und römischen Kaisers Karl der Große – Carolus Magnus – ist der 28. Januar 814. Er starb im Alter von 66 oder 67 Jahren in der Kaiserstadt Aachen, wo er noch am selben Abend im sechzehneckigen Umgang der Marienkirche, dem heutigen Dom, bestattet wurde.

Karl der Große wurde im Jahr 1165 – von einem Gegenpapst – heiliggesprochen. Die Verehrung des Kaisers blieb trotzdem bestehen.

Das Aachener Domarchiv bewahrt das um 1200 entstandene sogenannte „Arnoldus-Graduale“ auf, welches nach dem Stifter, einem Aachener Kanonikus, benannt wurde. Es enthält die älteste bekannte Niederschrift der Propriumsgesänge der Karlsmesse „In virtute tua“.

Den Kern der Karlsmesse zu Ehren des heiligen Kaisers „bildet Psalm 21, ein ‚Königspsalm‘, der ursprünglich zum vorexilischen Jerusalemer Tempelkult und zum Ritual des königlichen Hofes in Jerusalem gehört. Bedeutungsvoll ist hier die wesentliche lineare Verbindung, die zwischen dem alttestamentarischen israelitischen Königtum und dem christlich überhöhten sakralen Kaisertum des Mittelalters (conregnator Christi) hergestellt wird, die beide ihren transzendenten Ursprung in Gott haben“ (Michael Tunger).

Die Evangeliumsperikope ist dem Messformular für den ehemaligen römischen Offizier und heiligen Bischof und Bekenner Martin von Tours (um 316–397) entnommen, der Schutzpatron des merowingisch-fränkischen Reiches war. Der Martinsmantel (cappa) gehörte seit der Merowingerzeit zum Kronschatz der fränkischen Könige.

Das „Arnoldus-Graduale“ beinhaltet auch den ältesten handschriftlichen Nachweis der berühmten Karlssequenz „Urbs Aquensis, urbs regalis“, die schon in der Zeit zwischen 1165 und 1170, also direkt nach der Heiligsprechung Karls des Großen, in Aachen entstanden ist.

Diese Sequenz ist ein jubelnder Lobgesang der gesamten Kirche auf die Stadt Aachen und, mehr noch, auf ihren Gründer Karl den Großen. Als Teil der Karlsmesse nimmt sie unter allen auf den heiligen Kaiser verfassten Hymnen und Sequenzen den ersten Platz ein.

Die Karlssequenz „Urbs Aquensis, urbs regalis“ wird am heutigen Tag in Aachen, aber auch in anderen Städten wie Zürich und Frankfurt am Main oder Prag gesungen, jedoch in Abwandlung der ersten Strophe.

Hier der Wortlaut der Sequenz in der Übersetzung von Hannelore Zowislo-Wolf:

1. Stadt Aachen, königliche Stadt,
des Reiches Königssitz vornehmlichst,
erster Hof der Könige.
Dem König der Könige singe Loblieder,
die du im Herzen dich freust über des großen Königs
Karls Gegenwart.

2. Eben du, hier frohversammelte Gemeinde, froh singe Psalmen,
Psalmen singe dieser klangvoll tönende Chor
in stimmreicher Eintracht.
Aber wenn die Hand verrichtet
das Gute, worauf das Herz bedacht,
süß ist dann der Psalmgesang.

3. An diesem Tag, an diesem festlichen Tag,
des großen Königs großer Taten
Andenken erneuere, Kirche!
Die Könige der Welt und alle Völker,
alle zugleich mögen huldigen
wie auch jeder einzelne in feierlicher Freude.

4. Dieser ist Christi tapferer Krieger,
dieser eines unbesiegten Heeres Führer,
der Führer Tausende wirft er nieder,
die Erde reinigt er vom Lolch,
und er schlägt ab mit dem Schwert
aus der Ernte das Unkraut.

5. Dieser ist ein großer Feldherr,
der guten Frucht ein guter Sämann
und ein kluger Ackermann.
Die Gottlosen bekehrt er,
die Heidentempel, die Götter zerstört er,
die Götzenbilder zerbricht er.

6. Dieser bändigt die hochmütigen Könige,
dieser bringt, daß die heiligen Gesetze herrschen,
zustande in Gerechtigkeit,
die er mit dem Ziele schützt,
daß er, wenn auch gerecht,
doch nicht ohne Erbarmen sei.

7. Mit dem Öl der Freude (ist er) gesalbt,
mit dem Geschenk der Gunst und Gnade
vor den übrigen Königen.
Mit der Krone des Ruhmes,
der königlichen Erhabenheit höchstem
Amtszeichen, wird er ausgezeichnet.

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8. O König, der Welt gefeierter Sieger,
Jesu Christi Mitregent,
sei für uns ein Fürbitter,
heiliger Vater Karl,
daß gereinigt von den
Sünden im Reich des Lichtes,
wir, dein Volk, mit den Glückseligen
Bewohner des Himmels seien.

9. Stern des Meeres, o Maria,
der Welt Rettung, des Lebens Weg,
der Wankenden Schritt richte aus
und zum König gib Zutritt in
immerwährendem Lobgesang.

10. Christus, Glanz des göttlichen Vaters,
der unversehrten Mutter Sohn,
durch diesen Heiligen,
dessen Fest wir feiern, gewähre
uns Freuden, die ewig dauern. Amen.
(Alleluja.)