4. April 2024
CNA Deutsch präsentiert die folgende Predigt zum bevorstehenden Zweiten Sonntag der Osterzeit.
In dieser Zeit, die von Kriegen und Zerstörung gezeichnet ist, an diesem Fest der göttlichen Barmherzigkeit, kommt uns der auferstandene Jesus entgegen und sagt dreimal: „Friede sei mit euch!“ (Joh 20,19.21.26).
Die Verkündigung des Friedens kann nicht oberflächlich geschehen. Schon der Prophet Jeremia musste das zu seiner Zeit feststellen: Die Wunde meines Volkes wollen sie oberflächlich heilen, indem sie rufen: Friede, Friede! Aber kein Friede ist da (vgl. Jer 6,14; 8,11). Diese Gefahr besteht auch für uns. Es ist leicht, eine vage tröstende, schwach ermutigende, faul beruhigende Verkündigung zu bringen: Ja, Friede, Friede – aber kein Friede ist da.
Nicht umsonst zeigt Jesus, sobald er „Friede sei mit euch“ sagt, seine Hände und seine Seite. Es handelt sich um einen Frieden, der teuer bezahlt worden ist, zum Preis seiner Wunden. Das Tagesgebet der Messe bittet heute, dass „wir immer tiefer erkennen, wie heilig das Bad der Taufe ist, das uns gereinigt hat, wie mächtig dein Geist, aus dem wir wiedergeboren sind, und wie kostbar das Blut, durch das wir erkauft sind“. Um das Geschenk des Friedens zu empfangen, müssen wir das Geschenk der Barmherzigkeit Christi annehmen, die Reinigung, Wiedergeburt und Erlösung ist.
Gereinigt wird das, was schmutzig ist. Neu belebt wird das, was erschöpft ist. Erlöst wird das, was versklavt ist. In der zweiten Lesung (1 Joh 5,1–6) gibt es eine klare Bezugnahme auf das, was uns beschmutzt, uns erschöpft, uns versklavt: die Welt. Mit „Welt“ ist hier nicht die Erde gemeint, sondern die irdische Mentalität, die uns an unseren Egoismus gefesselt hält, die unser Leben verbraucht durch das, was nicht Leben ist, die unsere Gedanken und unsere Taten verunreinigt.
Mit seinem Pascha reinigt uns Christus, er belebt uns wieder, er erlöst uns. Das ist die göttliche Barmherzigkeit – jene, die sich über unser Elend beugt, aber nicht, um es dort zu lassen, sondern um es zu reinigen, wiederzubeleben, zu erlösen. Um uns in die Lage zu versetzen, die Welt zu besiegen - nicht, um uns selbst ihr platt anzugleichen.
Christus hat seine Teil getan und er hat gesiegt. Nun liegt es an uns, uns in seinen Sieg mit hineinziehen zu lassen: „Das ist der Sieg, der die Welt besiegt hat: unser Glaube“ (1 Joh 5,4).
Um über den Egoismus, die Gewalt und die Verderbnis der Welt zu siegen, gibt es kein anderes Mittel: „Wer sonst besiegt die Welt, außer dem, der glaubt, dass Jesus der Sohn Gottes ist?“ (1 Joh 5,5).
Das Evangelium wurde geschrieben, um unseren Glauben zu wecken, wie Johannes erklärt: „Diese [Zeichen] aber sind aufgeschrieben, damit ihr glaubt, dass Jesus der Messias ist, der Sohn Gottes, und damit ihr durch den Glauben das Leben habt in seinem Namen“ (Joh 20,30–31).
Es ist der Glaube an den auferstandenen Christus, der uns Leben und Frieden schenkt, weil er uns in die Liebe hineinstellt: „Jeder, der glaubt, dass Jesus der Christus ist, ist aus Gott gezeugt und jeder, der den Vater liebt, liebt auch den, der aus ihm gezeugt ist“ (1 Joh 5,1).
Die einzig wahre, authentische und aufrichtige Liebe zum Nächsten ist die Liebe, die aus Gott geboren ist, die Liebe, die Gott in uns gebiert in der Begegnung mit dem auferstandenen Christus. Man kann das ganze Evangelium von Johannes betrachten als ausgehend von dieser außergewöhnlichen Erfahrung, die eine Erfahrung der Freude ist.
„Da freuten sich die Jünger, dass sie den Herrn sahen“ (Joh 20,20). Den Herrn sehen, ihm als Lebendigem begegnen, zu wissen, dass er auferstanden ist; das ist das Licht, das in der christlichen Gemeinschaft leuchtet. So wird diese Gemeinschaft eine Überbringerin des Friedens: „Wie mich der Vater gesandt hat, so sende ich euch“ (Joh 20,21).
Es gibt nur eine Sendung des Vaters im Hinblick auf die Welt, nämlich die Sendung Christi; diese Sendung wird nun die Sendung aller, die mit ihm sind. Eine Sendung, die sich im Heiligen Geist verwirklicht. Jesus haucht uns an, so wie Gott den aus Erde gemachten Adam angehaucht hat, um ihn lebendig werden zu lassen. Durch den Geist gibt Jesus seiner Gemeinschaft Leben, er macht sie zu einem lebendigen Geschöpf, er verleiht ihr eine neue Seinsweise. Natürlich besteht diese Gemeinschaft aus vielen Menschen, wie wir, und wir sind alle unterschiedlich. Wir bringen den Reichtum unseres Seins, aber auch die Last unserer Sünden. Der Geist ermöglicht uns, den Frieden zu bringen, weil die Sünde ihre Kraft verlieren kann; sie kann in dem Maß vergeben werden, in dem wir die Barmherzigkeit Christi annehmen und sie den anderen bringen.
Aldo Vendemiati ist Priester und Professor an der Philosophischen Fakultät der Päpstlichen Universität Urbaniana. Sein Blog findet sich HIER. Die Predigt wurde mit freundlicher Genehmigung veröffentlicht.
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